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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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die Stimme zu einem Bühnenflüstern. »Ein süßer Fratz. Aber schrecklich schüchtern. Sie kriegt meist kein Wort heraus.«
    Denna schlüpfte ohne zu zögern in ihre neue Rolle, blickte zu Boden und wand die Hände. Sie hob den Blick nur, um den Schweinehirten kurz anzulächeln, und schlug dann wieder die Augen nieder. Sie bot ein Bild so aparter Schüchternheit, dass ich beinahe selbst darauf hereingefallen wäre.
    Schiem tippte sich zum Gruß mit der Hand an die Stirn und nickte. »Freut mich, dich kennen zu lernen, Dinnaeh. Eine so schöne Stimme habe ich noch nie gehört«, sagte er und schob sich seinen Hut ein wenig aus der Stirn. Als Denna ihn immer noch nicht ansah, wandte er sich wieder an mich.
    »Das ist aber eine schöne Herde«, sagte ich und wies mit einer Kopfbewegung auf die im Wald umherwuselnden Schweine. »Sagt, lieber Schiem, könnte ich Euch wohl ein Ferkel abkaufen? Meine Kusine und ich haben heute versäumt, Mittag zu essen.«
    »Das könntet ihr schon«, sagte er vorsichtig, und sein Blick wanderte zu meinem Geldbeutel.
    »Wenn Ihr es für uns schlachtet und bratfertig macht, gebe ich Euch vier Jots dafür«, sagte ich. Mir war klar, dass das ein sehr großzügiges Angebot war. »Aber nur, wenn Ihr uns den Gefallen tut und gemeinsam mit uns speist.«
    Ich wollte damit vorsichtig vorfühlen. Leute, die einen einsamen Beruf ausüben wie ein Hirte, sind entweder unverbesserliche Einzelgänger, oder sie freuen sich sehr, wenn sie mal jemanden haben, mit dem sie sich unterhalten können. Ich hoffte, dass bei Schiem das Letztere der Fall war. Ich brauchte Informationen über die Hochzeit, und die Leute in der Stadt taten ja offensichtlich alles, um nicht darüber reden zu müssen.
    Darauf zog ich mit einem verschmitzten Lächeln die Flasche Schnaps, die mir der Kessler gegeben hatte, aus meinem Reisesack.»Ich habe sogar etwas zu trinken dabei. Wenn Ihr nichts dagegen habt, zu so früher Stunde schon mit zwei Fremden ein Schlückchen zu Euch zu nehmen.«
    Auf dieses Stichwort hin hob Denna schnell den Blick, lächelte Schiem schüchtern an und schlug dann wieder die Augen nieder.
    »Nun ja, meine Mutter hat mich zu einem anständigen Menschen erzogen«, sagte der Schweinehirte und legte sich eine Hand auf die Brust. »Ich trinke nur, wenn ich durstig bin oder wenn der Wind weht.« Er lüpfte mit großer Geste seinen verbeulten Hut und verbeugte sich vor uns. »Ihr scheint mir gute Leute zu sein. Herzlich gern esse ich einen Bissen mit euch.«

    Schiem schnappte sich ein Ferkel, trug es fort, schlachtete es mit einem langen Messer aus seinem Beutel und machte es anschließend bratfertig. Ich räumte ein wenig Laub beiseite und machte mit ein paar Steinen eine Feuerstelle.
    Denna kam bald mit zwei Armen voll trockenem Holz wieder. »Ich nehme an, wir versuchen aus dem Mann alles rauszuholen, was er weiß?«, fragte sie mich leise.
    Ich nickte. »Entschuldige bitte die schüchterne Kusine, aber …«
    »Nein, das war eine gute Idee. Ich weiß ja, wie diese Hinterwäldler so sind. Du bekommst bestimmt mehr aus ihm heraus, wenn ihr das unter euch Männern besprecht«, sagte sie mit gespielter Verschwörermiene. Sie schaute hinter mich. »Er ist schon fast fertig.« Dann ging sie zum Bach.
    Verstohlen machte ich durch Sympathie Feuer, und Denna schnitzte derweil aus Weidenruten ein paar Bratspieße. Schließlich kam Schiem mit dem säuberlich geviertelten Ferkel wieder.
    Während das Schwein über dem Feuer briet und Fett in die Flammen tropfte, reichte ich die Flasche Schnaps herum. Ich tat, als würde ich trinken, befeuchtete mir in Wirklichkeit aber nur die Lippen. Denna trank einen kleinen Schluck und bekam bald schon rosige Wangen davon. Schiem blieb seinen Worten treu, und da der Windwehte, dauerte es nicht lange, bis seine Nase eine rötliche Färbung angenommen hatte.
    Schiem und ich plauderten über alles Mögliche, bis der Schweinebraten knusprig war. Und je länger ich ihm zuhörte, desto mehr rückte sein Akzent in den Hintergrund und desto weniger musste ich mich konzentrieren, ihn nachzuahmen. Und als der Braten dann fertig war, war ich mir dessen kaum noch bewusst.
    »Du kannst wirklich gut mit dem Messer umgehen«, lobte ich ihn. »Aber es wundert mich, dass du das Ferkel gleich hier an Ort und Stelle geschlachtet hast, wo die anderen Schweine praktisch zusehen können.«
    Er schüttelte den Kopf. »Schweine sind fiese Viecher.« Er wies auf eine Sau, die zu der Stelle lief, an der er

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