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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Stelle, an der die Schweine auf der Suche nach irgendwelchen Leckerbissen im Erdreich und im Laub herumgewühlt hatten. »Er hat doch hier überall seine Schweine weiden lassen. Selbst wenn es eine Spur gäbe, würden wir sie niemals finden.«
    Denna atmete tief ein und in einem langen Seufzer wieder aus. »Ist noch was in der Flasche?«, fragte sie erschöpft. »Mein Kopf tut mir immer noch weh.«
    »Wie dumm von mir«, sagte ich und sah mich um. »Hättest du das doch früher erwähnt.« Ich ging zu einer jungen Birke, schnitt ein paar Streifen von der Rinde ab und brachte sie ihr. »Die Innenseite der Rinde ist ein gutes Schmerzmittel.«
    »Es ist praktisch, dich dabei zu haben.« Sie schälte mit dem Fingernagel etwas davon ab, steckte es sich in den Mund und verzog die Nase. »Bitter.«
    »Daran erkennt man, dass es Medizin ist«, sagte ich. »Wenn es gut schmecken würde, wäre es eine wirkungslose Leckerei.«
    »Ist es nicht immer so im Leben?«, erwiderte sie. »Wir wollen das Süße, brauchen aber das Bittere.« Sie lächelte. »Apropos«, sagte sie. »Wie soll ich denn nun meinen Gönner finden? Hast du einen Vorschlag?«
    »Ich habe da eine Idee«, sagte ich und schulterte wieder meinen Reisesack. »Aber erst müssen wir noch einmal zurück zu der Farm. Es gibt da etwas, das ich mir noch einmal ansehen muss.«

    Wir machten uns auf den Weg zurück auf den Barrow Hill, und ich erkannte, woher er seinen Namen hatte. Seltsame Bodenwellen erhoben sich hier, obwohl es in der näheren Umgebung gar keine Felsen gab. Nachdem ich sie nun entdeckt hatte, konnte ich sie nicht mehr übersehen.
    »Was willst du dir denn ansehen?«, fragte Denna. »Und verlass dich drauf, dass ich dich zurückhalten werde, falls du versuchen solltest, in das Haus hineinzugehen.«
    »Schau dir das Haus doch mal an«, sagte ich. »Und nun schau dir die Felsen an, die da hinten aus dem Wald ragen.« Ich zeigte in die Richtung. »Die Felsen hier in der Gegend sind dunkel …«
    »… und die Steine des Hauses sind grau«, schloss sie.
    Ich nickte.
    Sie sah mich fragend an. »Und was genau soll das bedeuten? Er hat ja erzählt, dass sie die Steine eines Hügelgrabs verwendet haben.«
    »Es gibt hier keine Hügelgräber«, sagte ich. »Hügelgräber gibt es in Vintas, dort ist das eine alte Tradition, oder auch in sumpfigen Gegenden, wo man keine richtigen Gräber ausheben kann. Wir sind hier wahrscheinlich fünfhundert Meilen von dem nächsten richtigen Hügelgrab entfernt.«
    Ich ging zu dem Farmhaus. »Und außerdem werden Hügelgräber nicht aus Steinen gebaut. Und wenn doch, dann nicht aus solchen Quadern aus einem Steinbruch. Diese Steine hier stammen von weither.« Ich fuhr mit der Hand über die glatte graue Oberfläche der Mauer. »Hier wollte jemand etwas bauen, das die Zeiten überdauert. Etwas Solides.« Ich drehte mich wieder zu Denna um. »Ich glaube, hier liegt eine alte Festung unter der Erde.«
    Denna dachte einen Moment lang nach. »Und warum nennen sie es Barrow Hill, wenn es hier gar kein Hügelgrab gibt?«
    »Die Leute hier haben wahrscheinlich noch nie ein richtiges Hügelgrab gesehen. Sie kennen das nur aus Erzählungen. Als sie dann diese Stelle entdeckten, an der sich diese merkwürdig geformten Hügel erheben, nannten sie sie Barrow Hill.«
    »Aber wir sind hier buchstäblich am Ende der Welt«, sagte sie und ließ ihren Blick ziellos umherschweifen.
    »Heutzutage vielleicht«, pflichtete ich ihr bei. »Aber damals, als das gebaut wurde?« Ich zeigte auf eine Lücke zwischen den Bäumen nördlich des ausgebrannten Farmhauses. »Komm mal hier herüber. Das musst du dir ansehen.«
    Wenn man an den Bäumen am nördlichen Hügelkamm vorbeiging, öffnete sich ein prachtvoller Ausblick über die ganze Umgebung. Das Rot und Gold des Herbstlaubs war atemberaubend schön. Ich konnte ein paar vereinzelte Häuser und Scheunen erkennen, umgeben von goldfarbenen Feldern und grünen Weiden mit winzigen weißen Schafen darauf. Ich konnte auch den Bach sehen, in den Denna und ich unsere Füße hatten baumeln lassen.
    Wenn ich nach Norden blickte, sah ich die Felshänge, von denen Schiem gesprochen hatte. Dort sah das Land viel karger aus.
    Ich nickte vor mich hin. »Man kann von hier aus dreißig Meilen weit in jede Richtung sehen. Der einzige Hügel mit einer noch besseren Aussicht ist dieser da.« Ich deutete auf einen hohen Hügel, der den Blick auf die Felshänge des Nordens teilweise verbarg. »Doch sein Gipfel ist so steil,

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