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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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das Ferkel geschlachtet hatte. »Siehst du? Sie will die Innereien des Kleinen fressen. Schweine sind schlau, aber sie sind auch völlig gefühllos.«
    Als der Braten fertig war, holte Schiem ein rundes Bauernbrot hervor und schnitt es in drei Teile. »Hammel«, murrte er vor sich hin. »Wer isst schon Hammel, wenn es auch schönen Schinken gibt?« Dann erhob er sich und begann den Schweinebraten mit seinem langen Messer zu tranchieren. Er legte jedem von uns eine dicke Scheibe Fleisch auf das Brot. »Passt auf, das ist heiß. Lasst es noch ein bisschen abkühlen.«
    Später servierte uns Schiem auch noch eine zweite und eine dritte Portion. Bald schon leckten wir uns den Bratensaft von den Fingern. Ich beschloss, zum Eigentlichen überzugehen. Wenn Schiem jetzt nicht gesprächig war, würde er es nie sein.
    »Es wundert mich, dass du hier in der Gegend unterwegs bist, wo man hier doch in letzter Zeit so schlimme Sachen hört«, sagte ich.
    »Was denn für schlimme Sachen?«, fragte er.
    Also wusste er noch nicht von dem Blutbad auf der Hochzeit. Ausgezeichnet. Dann konnte er mir zwar keine Einzelheiten über den Überfall liefern, würde mir aber bereitwilliger von den Ereignissen vor der Hochzeit berichten. Selbst wenn in der Stadt nicht alle vollkommen verängstigt waren, hatte ich doch ernsthafte Zweifel, dass ich jemanden finden würde, der aufrichtig über die Toten sprechen würde.
    »Ich habe gehört, dass es auf der Mauthen-Farm Probleme gegeben haben soll«, sagte ich und hielt die Aussage so vage und harmlos wie nur möglich.
    Er schnaubte. »Ich kann nicht behaupten, dass mich das wundert.«
    »Wieso das?«
    Schiem spuckte zur Seite. »Die Mauthens sind eine Hundesippe, die haben es nicht besser verdient.« Er schüttelte den Kopf. »Ich halt mich vom Borrorill fern, schließlich hat meine Mutter mir ja ein Fünkchen Vernunft eingebläut. Aber von Mauthen kann man das nicht behaupten.«
    Erst jetzt, als Schiem den Ortsnamen mit seinem kräftigen Akzent aussprach, verstand ich ihn. Das hatte mit einem Rill , einem Bach nichts zu tun. Es bedeutete Barrow Hill  – Hügelgrab.
    »Ich lass da nicht mal meine Schweine weiden, der Blödmann aber baut da ein Haus.« Er schüttelte angewidert den Kopf.
    »Haben die Leute denn nicht versucht, ihn davon abzuhalten?«, fragte ich.
    Der Schweinehirte schnaubte. »Der Mauthen hört doch auf niemanden. Dem hat das Geld die Ohren verstopft.«
    »Aber es ist ja nur ein Haus«, sagte ich. »Was kann er damit schon anrichten?«
    »Der Mann will für seine Tochter ein schönes Haus mit einem Ausblick, und dagegen ist ja erst mal auch gar nichts einzuwenden«, räumte Schiem ein. »Aber wenn man die Baugrube aushebt, und man findet Knochen und Gebeine und so, und man hört dann nicht auf … wie bescheuert kann man denn sein?«
    »Ist nicht wahr!«, sagte ich entgeistert.
    Schiem nickte und beugte sich vor. »Und das ist noch nicht mal das Schlimmste. Er hat weitergegraben, und dann ist er auf Steine gestoßen. Hat er es dann sein lassen?« Er schnaubte. »Von wegen. Er hat sie ausgebuddelt und nach mehr gegraben, damit er sie für sein Haus verwenden kann!«
    »Und warum sollte er die Steine nicht verwenden, die er gefunden hat?«, fragte ich.
    Schiem sah mich an, als wäre ich komplett übergeschnappt.»Würdest du mit Steinen aus einem Hügelgrab ein Haus bauen? Würdest du etwas aus einem Hügelgrab holen und es deiner Tochter zur Hochzeit schenken?«
    »Er hat etwas gefunden? Was war es denn?« Ich reichte Schiem die Flasche.
    »Tja, das ist das große Geheimnis, nicht wahr«, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme und trank noch einen Schluck. »Soweit ich weiß, hat er die Baugrube ausgehoben und Steine rausgeholt. Und dann ist er auf eine zugemauerte Kammer gestoßen. Aber er hat alle zum Schweigen verpflichtet, die wissen, was es war, weil es ja die große Überraschung auf der Hochzeit sein sollte.«
    »Eine Art Schatz?«, fragte ich.
    »Nee, kein Geld.« Er schüttelte den Kopf. »Mit Geld haben die Mauthens immer rumgeprahlt. Es war wahrscheinlich so eine Art …« Er öffnete und schloss den Mund, suchte nach einem Wort. »Wie nennt man das? Es ist was Altes, was sich reiche Leute aufs Regal stellen, um vor ihren Kumpels damit anzugeben?«
    Ich zuckte ratlos die Achseln.
    »Eine Art Familienerbstück?«, fragte Denna.
    Schiem blickte sie kurz finster an, weil sie sich ungefragt zu Wort gemeldet hatte, legte sich dann eine Fingerspitze an die Nase und zeigte

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