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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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»Mindestens fünf Tonnen.«
    »Er könnte uns angreifen. Er könnte diese Steine umstoßen.«
    »Das bezweifle ich doch sehr«, sagte ich, klopfte mit der flachen Hand auf den Stein und gab mir Mühe, zuversichtlicher zu klingen, als mir zu Mute war. »Die stehen hier schon sehr lange. Hier oben sind wir in Sicherheit.«
    Als der Draccus sich in dem großen Lagerfeuer gewälzt hatte, hatte er die brennenden Holzstücke über die ganze Hügelkuppe verstreut. Nun ging er dort hin, wo ein halb verkohlter Holzklotz im Gras lag. Der Draccus schnupperte daran und wälzte sich dann auf dem Klotz. Dann schnupperte er noch einmal an dem Klotz und fraß ihn auf. Er schluckte nicht. Er schlang den Klotz auf einen Satz hinunter, wie ein Frosch eine Grille verschlingt.
    Er machte das noch einige Male und ging dabei im Kreis um das nun fast erloschene Feuer herum, schnupperte an den brennenden Holzstücken, wälzte sich darauf, und nachdem er sie gelöscht hatte, fraß er sie.
    »Ich glaube, ich verstehe das«, sagte Denna und sah weiter zu. »Er speit Feuer, und er lebt im Wald. Wenn er nicht einen Trieb hätte, Feuer zu löschen, würde er nicht sehr lange überleben.«
    »Deshalb ist er wahrscheinlich hier«, sagte ich. »Er hat unser Lagerfeuer gesehen.«
    Nach einigen weiteren Minuten des Schnupperns und Wälzens ging der Draccus zurück zu dem flachen Kohlenbett, das von unserem Lagerfeuer übriggeblieben war. Er ging ein paar Mal darum herum und legte sich schließlich darauf nieder. Ich zuckte zusammen, aber er drehte sich nur ein wenig hin und her, wie eine Henne, die sich auf einem Gelege niederlässt. Von dem fahlen Mondschein abgesehen, war es auf dem Hügel nun dunkel.
    »Wie kann es sein, dass ich noch nie von diesen Untieren gehört habe?«, fragte Denna.
    »Sie sind sehr selten«, sagte ich. »Die Menschen töten sie, weil sie nicht verstehen, dass sie im Grunde ziemlich harmlos sind. Und ihre Fortpflanzung vollzieht sich in sehr langen Zeiträumen. Der da unten ist ein ausgewachsenes Tier und damit wahrscheinlich so um die zweihundert Jahre alt.« Ich betrachtete ihn voller Bewunderung. »Es gibt auf der ganzen Welt höchstens ein paar hundert Exemplare dieser Größe.«
    Wir sahen noch eine Weile hin, doch da unten regte sich nichts mehr. Denna gähnte mit weit aufgesperrtem Mund. »Oh Mann, bin ich kaputt. Das Gefühl, dass man gleich sterben wird, macht einen echt furchtbar müde.« Sie drehte sich auf der Suche nach einer bequemen Lage erst auf den Rücken, dann auf die Seite, dann wieder zu mir. »Es ist wirklich saukalt hier oben.« Ich sah, dass sie zitterte. »Ichverstehe schon, warum er es sich auf unserem Feuer gemütlich gemacht hat.«
    »Wir könnten runtergehen und die Decke holen«, schlug ich vor.
    Sie schnaubte. »Veto.« Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und schlotterte.
    »Hier.« Ich stand auf und zog meinen Umhang aus. »Nimm den. Es ist nicht viel, aber es ist besser als der nackte Stein.« Ich hielt ihn ihr hin. »Ich werde Wache halten, während du schläfst, und aufpassen, dass du nicht runterfällst.«
    Sie starrte mich einen Moment lang an, und ich rechnete schon fast damit, dass sie es ablehnen würde. Doch dann nahm sie den Umhang und legte ihn sich um die Schultern. »Kvothe, du verstehst es wirklich, ein Mädchen zu verwöhnen.«
    »Warte erst mal bis morgen«, sagte ich. »Ich fange gerade erst an.«
    Ich saß dort ganz still und gab mir Mühe, nicht zu bibbern, und schließlich merkte ich an Dennas Atem, dass sie schlief. Ich sah ihr beim Schlafen zu, mit der ruhigen Zufriedenheit eines Jungen, der keine Ahnung hat, wie töricht er ist und welche unerwarteten Tragödien der nächste Tag bringen wird.

Kapitel 77
    Felsenhänge

    I ch erwachte ohne eine Erinnerung, wann ich eingeschlafen war. Denna rüttelte mich sacht. »Keine hastigen Bewegungen«, sagte sie. »Da geht es tief runter.«
    Ich streckte mich vorsichtig und spürte in jedem einzelnen Muskel die Strapazen des Vortags. Meine Beine waren völlig verkrampft und taten höllisch weh. Nun erst bemerkte ich, dass ich wieder meinen Umhang trug. »Habe ich dich aufgeweckt?«, fragte ich. »Ich kann mich an überhaupt nichts erinnern.«
    »Ja, du hast mich aufgeweckt«, sagte sie. »Du bist eingenickt und dann auf mich drauf gekippt. Und als ich dich ausgeschimpft habe, hast du mit keiner Wimper gezuckt.« Ich stand langsam auf. »Ach du lieber Gott«, sagte Denna. »Du siehst ja aus wie ein gichtkranker Greis.«
    »Du

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