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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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ihn durch die ganze Welt getragen. Er hatte die Dämonen ausgetrieben, die uns gepeinigt hatten. Alle bis auf einen. Encanis war immer noch auf freiem Fuß und vollbrachte das Werk von tausend Dämonen, verheerte und plünderte, wohin er auch kam.
    Tehlu machte Jagd auf ihn, und Encanis floh. Bald hatte Tehlu den Vorsprung des Dämonen auf eine Spanne verringert, dann auf nur noch zwei Tage, dann auf nur noch einen halben Tag. Schließlich kam er ihm so nah, dass er die Kälte spüren konnte, die von Encanis ausging, und erkennen konnte, wo dieser etwas mit seinen Händen oder Füßen berührt hatte, denn dort blieb eiskalter, schwarzer Raureif zurück.
    In dem Wissen, dass er verfolgt wurde, kam Encanis in eine große Stadt. Und der Herr der Dämonen bot seine ganze Macht auf, und die Stadt ging dabei zugrunde. Er tat das in der Hoffnung, Tehlu damit aufzuhalten, auf dass er entkommen könnte, doch der wandelnde Gott hielt nur inne, um Priester zu ernennen, die sich um die Einwohner der zerstörten Stadt kümmern sollten.
    Sechs weitere Tage floh Encanis, und sechs weitere große Städte zerstörte er. Doch am siebten Tag kam Tehlu ihm nahe, ehe Encanis seine ganze Macht aufbieten konnte, und die siebente Stadt wurde gerettet. Aus diesem Grunde ist die Sieben eine Glückszahl, und aus diesem Grunde ist Chaen ein Feiertag.
    Encanis war nun in großer Bedrängnis und richtete sein ganzes Trachten darauf zu entkommen. Am achten Tage jedoch hielt Tehlu nicht inne, um zu schlafen oder zu essen. Und so kam es, dass sichTehlu am Ende des Felling auf den Dämon stürzte und ihn mit seinem Schmiedehammer schlug. Encanis fiel wie ein Stein zu Boden, Tehlus Hammer jedoch zersprang und fiel in den Staub der Straße.
    Tehlu trug den reglosen Leib des Dämons die ganze lange Nacht hindurch, und am Morgen des neunten Tages kam er in die Stadt Atur. Als die Menschen dort Tehlu den bewusstlosen Dämon tragen sahen, glaubten sie, Encanis sei tot. Tehlu aber wusste, dass das nicht so einfach war. Kein gewöhnlicher Hieb und kein gewöhnlicher Schlag vermochte den Dämon zu töten.
    Und so trug Tehlu Encanis zur Schmiede. Er rief dazu auf, ihm Eisen zu bringen, und die Leute brachten, was sie besaßen. Obwohl er seither keine Rast gemacht und keinen Bissen zu sich genommen hatte, arbeitete Tehlu den ganzen neunten Tag hindurch. Derweil zehn Mann das Gebläse bedienten, schmiedete Tehlu das große Eisenrad.
    Er arbeitete die ganze Nacht hindurch, und als ihn das erste Morgenlicht des zehnten Tages berührte, schlug Tehlu noch ein letztes Mal auf das Rad, und dann war es vollendet. Ganz aus schwarzem Eisen geschmiedet, war es übermannshoch. Es hatte sechs Speichen, alle dicker als ein Hammerstiel, und die Felge war eine Handspanne breit. Es wog so viel wie vierzig Männer und fühlte sich kalt an. Und sein Name war so furchtbar, dass niemand ihn auszusprechen wagte.
    Tehlu scharte die Anwesenden um sich und erwählte einen von ihnen zum Priester. Dann trug er ihnen auf, mitten in der Stadt eine Grube auszuheben, fünf Meter breit und sieben Meter tief.
    Als die Sonne aufging, legte Tehlu den Dämon auf das Rad. Als Encanis das Eisen berührte, regte er sich in seinem tiefen Schlaf. Doch Tehlu kettete ihn an das Rad und hämmerte die Kettenglieder fester als jedes Schloss zusammen.
    Dann trat Tehlu zurück, und alle sahen, wie Encanis sich wieder regte, so als träume er etwas Unangenehmes. Dann schüttelte er sich und erwachte. Er sträubte sich gegen die Ketten, er zerrte daran. Wo das Eisen seine Haut berührte, spürte er Stiche wie von Nadeln und Messern und Nägeln, wie von Frost und von hundert Wespen. Encanis sträubte sich verzweifelt gegen das Rad, und er begann vor Schmerz zu schreien.
    Diese Schreie waren Musik in Tehlus Ohren. Er legte sich neben dem Rad auf dem Boden nieder und fiel in einen tiefen Schlaf, denn er war sehr, sehr müde.
    Als Tehlu erwachte, war es der Abend des zehnten Tages. Encanis war immer noch an das Rad gekettet, aber er schrie nicht mehr und sträubte sich auch nicht mehr wie ein eingepferchtes Tier. Tehlu bückte sich, hob das Rad mit einiger Mühe auf und lehnte es an einen nahen Baum. Sobald er ihm nahe kam, verfluchte ihn Encanis in Sprachen, die keiner kannte, und versuchte ihn zu kratzen und zu beißen.
    »Das hast du dir selber zuzuschreiben«, sagte Tehlu.
    An diesem Abend wurde ein Fest gefeiert. Tehlu schickte Männer aus, ein Dutzend Nadelbäume zu schlagen, und damit auf dem Grund der

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