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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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gedacht war, und auf einen nicht leeren Abfalleimer. »Meinst du, die Katze war seit dem Tod des Magiers hier drin eingesperrt?«
    Kass nickte. »Also gut, du fängst in der einen Ecke an, ich in der anderen.«
    »Gib wenigstens zu, dass ich recht hatte. Es gibt tatsächlich ein Geheimzimmer. Wie findest du das?«
    Kass sagte nichts. Sie fing an, Kisten zu durchwühlen.
    »Dann eben nicht«, grummelte Max-Ernest und machte sich an die Arbeit.
    Sie waren halb verwundert und halb enttäuscht über das, was sie fanden. Da war nichts, was man für gewöhnlich in einem Magierhaushalt erwartete, keine Zauberstäbe, keine Kisten, um darin junge Frauen in zwei Hälften zu zersägen, keine Zylinderhüte mit Kaninchen, nichts, um zu tricksen und zu täuschen.
    Stattdessen fanden sie Sachen, die man eher im Studierzimmer eines verrückten Professors vermutete hätte: eine zerbrochene Messingwaage und ein riesiges vollgestaubtes Vergrößerungsglas; dann ein Mikroskop mit einem leeren Objektträger, ein Teleskop, das auf eine Stelle an der Decke gerichtet war, ja sogar ein Stethoskop, das quer über dem Schreibtischstuhl lag. Sie fanden ein ausgestopftes Frettchen, eine Sammlung von Steinen und Kristallen, die alle leuchteten, funkelten oder schillerten, und Hunderte von Schmetterlingen, die mit ausgebreiteten Flügeln auf einen Karton aufgespießt waren, als machten sie sich bereit für einen letzten Flug. Und überall dazwischen stapelten sich Bücher und Papiere.
    Aber nichts davon sah magisch aus. Oder schwefelig. Oder irgendwie lebensgefährlich.
    Sebastian schnüffelte eifrig an einer Schreibtischschublade. Kass folgte seinem Hinweis. Sie zog die Schublade auf und nahm ein großes, ledergebundenes Notizbuch heraus.
    »Was ist das?«, fragte Max-Ernest.
    Kass legte den Finger an die Lippen. Sebastian war vom Schreibtisch weg zur Wand gelaufen und zuckte nervös – ein sicheres Zeichen für Gefahr.
    Gleich darauf war das Rumpeln des Aufzugs zu hören.
    Max-Ernest wollte etwas sagen, aber Kass legte ihm sofort die Hand über den Mund. Er funkelte sie wütend an, konnte ihre Hand aber nicht wegstoßen, sosehr er sich auch bemühte. Kass war einfach zu kräftig.
    Sie hörten, wie die Aufzugtür zur Seite glitt, und dann ertönte eine Stimme, die unzweifelhaft Gloria gehörte. Sie war so laut und so schrill, dass Kass und Max-Ernest jedes Wort verstanden.
    »Frisch verheiratet, sagten Sie? Das ist ja wundervoll! Sie sind ein bemerkenswertes Paar. Wissen Sie eigentlich, dass ich einige sehr interessante Objekte über der Erde anzubieten habe, die womöglich Ihrem Geschmack mehr entsprechen . . . Oh, Sie haben schon immer davon geträumt, ein Haus unter der Erde zu besitzen? Herrlich!«
    Mit der freien Hand deutete Kass auf einen kleinen Gitterrost in der Ecke. Auf der anderen Seite der Wand mussten die Regale stehen, die Sebastian, gleich als sie hereingekommen waren, angeknurrt hatte. (Bestimmt hatte er da schon die Katze gewittert). Sie und Max-Ernest spähten durch den Gitterrost und sahen, wie Gloria aus dem Aufzug trat und direkt auf sie zukam.
    Zum Glück verhielt sich Sebastian ganz still. Er schien genau zu wissen, dass sie nicht entdeckt werden durften.
    »Ich hatte gleich so ein Gefühl bei diesem Objekt«, sagte Gloria gerade. »Das richtige Paar, das wusste ich sofort, würde sich in das Haus verlieben. Es ist so romantisch, finden Sie nicht auch, Dr....?«
    »Dr. L«, sagte eine tiefe Stimme mit einem so undefinierbaren Akzent, dass man ihn beim besten Willen nicht zuordnen konnte.
    »Oh, L – und weiter?«, fragte Gloria.
    »Nichts weiter, nur L«, antwortete er mit der Selbstgefälligkeit eines Mannes, der sich seiner Überlegenheit bewusst ist.
    »Ich verstehe«, sagte Gloria, die natürlich absolut nichts verstand. »Dann sind Sie wohl Mrs...«
    »Madame Mauvais«, sagte eine Frau, die – unschwer zu erraten – Madame Mauvais war. In ihrer Stimme schwang ein Unterton mit, der vermutlich angenehm und melodisch sein sollte, tatsächlich aber eisig und unerfreulich war.
    »Oh, dann haben Sie also den Namen ihres Gatten nicht angenommen, oder besser gesagt, seinen Anfangsbuchstaben?«
    »Offensichtlich nicht«, sagte Madame Mauvais.
    In diesem Augenblick tauchten sie auf, Madame Mauvais und Dr. L Beide waren riesig im Vergleich zu der zierlichen Gloria.
    Kass presste das Gesicht gegen das Gitter, um einen besseren Blick auf die frisch verheirateten Hausinteressenten zu erhaschen.
    Gloria hatte nicht übertrieben,

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