Der Narr und der Tod
Amina zusammengestellt hatte, kaufte ich ein: eine Packung Pampers, eine Dose Babynahrung in Pulverform, ein paar Babyfläschchen, drei weitere Strampelanzüge, die hoffentlich passen würden, ein abwaschbares Lätzchen, eine zweite Babydecke, ein Riesenschlüsselbund aus Plastik, falls der, an dem Hayden jetzt kaute, verlorenging, und vier Ersatzschnuller. Schnuller waren meiner Meinung nach die beste Erfindung aller Zeiten. Ich plante, die neuen abgekocht in kleine Plastikbeutel zu stecken und je einen in meiner Handtasche, meiner Manteltasche und Martins Manteltasche zu verstauen. Blieb einer übrig, der in die Windeltasche wandern sollte.
Ich hatte die Hand bereits auf einer Box Feuchttücher liegen, als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss. In meinem Buggy lagen drei flauschige Strampelanzüge – warum musste ich Hayden eigentlich Kleidung kaufen? Ganz langsam legte ich die Schachtel mit den Feuchttüchern in den Buggy, während ich an die Wohnung über unserer Garage dachte. Genauer gesagt an den offenen, überquellenden Koffer, der dort stand.
Für sich selbst hatte Regina reichlich Kleidung eingepackt. Aber für das Baby gar nichts.
Danach schob ich den Buggy eine Weile ziellos durch den Laden und versuchte herauszufinden, was das bedeuten könnte. Regina hatte gepackt, sie hatte also gewusst, dass sie auf eine Reise gehen würde. Hatte sie ursprünglich nicht geplant, Hayden mitzunehmen? Oder – oder hatte sie gar kein Baby gehabt, als sie aufgebrochen war? Wie ich die Fragen auch drehte und wendete, die Sache blieb rätselhaft.
Inzwischen war ich in der Herrenabteilung gelandet, wo ich eine Jeans und ein Flanellhemd in den Buggy legte. Beides kleiner als das, was ich normalerweise für Martin kaufte, aber das würde hier hoffentlich niemandem auffallen. Rory benötigte wahrscheinlich auch noch Unterwäsche, aber ich hatte nicht vor, ihm welche auszusuchen. Das „Keine-Kleidung-für-Hayden“-Rätsel schob ich in meinem Kopf erst einmal ganz weit nach hinten. Ich konnte es später immer noch hervorholen und weiter darüber nachdenken.
In der Herrenabteilung hatte ich das Vergnügen, auf unseren Nachbarn Clement Farmer zu stoßen, der leicht misstrauisch ein Regal mit seidenen Boxershorts anstarrte. Clement war ein kleiner, fast kahler Mann, dem nur ein paar weiße Haarsträhnen über den Ohren verblieben waren. Sein Gesicht war ziemlich rot, die Zähne blendend weiß – alles in allem sah er ein wenig so aus wie ein Weihnachtswichtel.
„Neulich Nacht bog ein Wagen aus Ihrer Einfahrt. Das habe ich Padgett gesagt“, begrüßte er mich ohne weitere Vorrede.
„Ach ja?“
„Ja. Dunkelrot, Nummernschilder aus Ohio.“
Reginas Wagen
„Wer saß drin?“, erkundigte ich mich, obwohl ich Angst vor der Antwort hatte.
„Zwei Leute. Den Fahrer konnte ich nicht genau sehen, aber auf dem Beifahrersitz saß eine dunkelhaarige, junge Frau.“
Jung und dunkelhaarig – das klang nach Regina.
Danach wollte ich nur noch nach Hause, um das eben Gehörte Martin zu erzählen. Ich bedankte mich bei Clement (obwohl ich mich schon fragte, warum er uns eigentlich nicht angerufen hatte), und bat ihn, während unserer Abwesenheit Madeleine zu füttern. Die Katze konnte man nicht beim Tierarzt in Pension geben, sie hasste das wie die Pest, und die gesamte Belegschaft der Tierklinik hasste es, sich mit Madeleine abgeben zu müssen.
„Gern!“ Clement schien ehrlich erfreut, war er doch der einzige Mensch in meinem Bekanntenkreis, der Madeleine wirklich mochte. „Darf ich sie ein bisschen bürsten?“
„Schaden würde es ihr bestimmt nicht.“ Wenigstens einen Menschen hatte ich heute glücklich gemacht.
Ich lud meine Einkäufe in Martins Mercedes und hielt auf dem Nachhauseweg noch kurz an der Tankstelle, um den Wagen volltanken zu lassen. Zu Hause war der Abwasch erledigt und stand auf dem Abtropfbrett, Rory sah fern (ob immer noch oder schon wieder, ließ sich nicht sagen) und Hayden schlief. Martin packte, auf die ihm eigene, effiziente Art. Ich bemerkte, dass er Kleidung für extrem kalte Wintertage bereitgelegt hatte; Sachen, die er in Lawrenceton kaum tragen musste, weil es hier einfach nicht so kalt wurde.
Es erschien mir unfair, dass Hayden friedlich schlief, während mein Mann einmal allein mit ihm war.
Ich berichtete Martin von meiner Begegnung mit Clement Farmer.
„Dann ist sie eine Geisel? Falls es denn Regina war, die Clement gesehen hat.“
„Könnte sein, Martin.“ Wieso hatte er aus
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