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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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als es passierte. Kam in ihrem Nachthemd rausgerannt, soweit ich gehört habe.“
    Ich wandte mich ab.
    „Wollen Sie nichts kaufen?“, fragte der Knabe empört.
    „Ich will herausfinden, wo Bobbye Sunday wohnt“, entgegnete ich.
    „Ich habe Ihnen schon ziemlich viel erzählt.“ Der Bengel klang missmutig. „Brauchen Sie Benzin? Zigaretten?“
    „Nein, danke“, sagte ich aufgeräumt, denn mir war gerade ein Licht aufgegangen. Ich wusste, wo Bobbye Sunday wohnte; in dem kleinen Caravan hinter ihrer Praxis.
    Die Frau, die auf mein Klopfen die Tür öffnete, mochte so an die dreißig sein. Sie war mollig und rothaarig, ihr Haar hatte die Farbe rostroter Chrysanthemen. Nicht von Natur aus, die Hebamme hatte sie gefärbt. Mir war nur nicht klar, wie ich die Farbe einordnen sollte – war sie altmodisch oder total avantgardistisch? So oder so, die Farbe fiel auf. Der Haarschnitt war recht konventionell; kurz und lockig brachte er aber die Ohren gut zur Geltung, die jeweils mindestens vier Löcher aufwiesen. Jede Menge Löcher in den Ohren, aber orthopädische Schuhe an den Füßen und am Leib eine schneeweiße Krankenschwesteruniform.
    Ein wildes Gemisch aus unterschiedlichen Botschaften, diese Hebamme.
    „Bobbye Sunday?“, fragte ich höflich.
    „Ja.“ Sie bat mich nicht herein, verrammelte aber auch nicht die Tür. „Kommen Sie wegen des Brandes? Sind Sie von der Versicherung?“
    „Nein, ich fürchte nicht.“ Ich lächelte, aber sie erwiderte das Lächeln nicht. „Können Sie mir sagen, was geschehen ist?“
    „Warum? Wieso sollte ich mit Ihnen reden?“, fragte sie und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Bushmill schien die Stadt der Verschwiegenen zu sein.
    Seufzend trat ich den Rückweg zum Geländewagen an. Meine Hose hatte Wasser gezogen, nass und schwer schlug mir der Stoff gegen die Schuhe. Aber meine Füße waren noch warm und trocken, worüber ich mich freute. Sorgsam klopfte ich den Schnee von den Sohlen, ehe ich ins Auto stieg.
    „Warten Sie!“ Bobbye Sunday schleppte sich durch den Schnee hinter mir, sie war ein wenig wacklig auf den Beinen und streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    „Tut mir leid, dass ich so kurz angebunden war.“ Sie stand neben der Fahrertür. Ich hatte mich eingeschlossen, aber das Fenster heruntergelassen. „Ich bin wütend, weil ich bei diesem Brand so viel verloren habe“, fuhr Bobbye fort. „Meine Patientenakten, die Rechner, die neue Software, die ich gerade erst angeschafft hatte ...“
    „Das tut mir leid“, sagte ich einfühlsam. „Gut, dass Ihnen selbst nichts passiert ist.“
    „Das sage ich mir auch immer wieder.“
    „Manchmal ist das kein großer Trost.“
    „Wenn Sie nicht von der Versicherung sind ...“ Sie sah mich fragend an.
    „Ich wollte Sie nach einer Patientin fragen, die vor etwa drei Wochen bei Ihnen ihr Kind bekommen hat. Hier, in dieser Praxis.“
    „Darüber darf ich nichts sagen“, erklärte sie bestimmt. „Das ist vertraulich.“ Dann zögerte sie, fuhr aber fort: „Normalerweise fahre ich zur Entbindung zu den Müttern nach Hause, aber manchmal hole ich ein Kind auch hier auf die Welt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
    Ihr schien es sehr ernst zu sein, und sie tat mir leid.
    „Auf Wiedersehen“, sagte ich, um Bobbye nicht länger in der Kälte stehen zu lassen. „Ich hoffe, die Versicherung zahlt bald.“
    Sie verzog das Gesicht, halb schmunzelnd, halb skeptisch. „Danke.“ Sie drehte sich um und ging zurück zu ihrem Caravan.
    Da fiel also eine weitere Tür zu.
    Ich dachte über den absolut passenden Brand nach, dem die Aufzeichnungen über Reginas vorgeburtliche Besuche und die Entbindung zum Opfer gefallen waren – falls Regina denn wirklich hier entbunden hatte. Der Brand hatte gleich nach Rorys Rückkehr stattgefunden. Ich stieß einen langen Seufzer aus. Rory: so blutjung, so attraktiv, nach außen hin so unbeschreiblich arglos – was sollten wir bloß mit ihm machen? War es sicher, ihn mit Karl nach Corinth zurückzuschicken? Wenn es für den Knaben nicht sicher sein sollte, konnte mir das nicht herzlich egal sein? Wäre Martin bereit, den jungen Mann über Nacht bei uns zu behalten? War ich dazu überhaupt bereit?
    Ich war dankbar, als die Einfahrt zum Hof endlich vor mir lag. Noch dankbarer war ich, als ich Rory beim Betreten der Küche unversehrt vorfand. Karl und Martin hatten sich offenbar zusammengerissen, was nicht leicht gewesen war, das sah man ihnen an. Ich legte

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