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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Düsseldorf oder Köln. Was weiß ich. Soll ein Duzfreund des Polizeipräsidenten sein.«
    Marlow nickte nachdenklich.
    »Du hast jetzt einen Namen. Schau mal, was du damit anfangen kannst. Morgen will ich mehr hören.«
    Eine kleine Handbewegung reichte, und Kuen-Yao öffnete die Tür. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Mann blieb sitzen und schaute
     sich unsicher um.
    »Dann hol dir mal deinen verdienten Schlaf«, sagte Marlow, fast freundschaftlich, »wir sprechen uns morgen Abend.«
    Kaum war der Mann draußen, schlug Liang die Tür wieder zu. Zurück ins Haus, aus dem er ihn vorhin geholt hatte, begleitete
     er ihn nicht. Er ging gleich zur Fahrertür, warf den Regenschirm in den Bodenraum vor dem Beifahrersitz und setzte sich wieder
     hinter das Steuer. Auf seinem Mantel glänzte kaum ein Regentropfen. Als sei er nie draußen gewesen.
    »Zu Peters?«, fragte er nur.
    Marlow schüttelte den Kopf. »Lass gut sein, Kuen-Yao. Wir fahren nach Hause.«
    Der Chinese startete den Motor, und der nagelneue, pechschwarz glänzende Standard 8 rollte zurück auf den Fahrdamm.
    Die Straßen füllten sich langsam mit Radfahrern, die ersten Arbeiter radelten in die Fabriken. Liang steuerte die große Adler -Limousine ruhig und sicher durch die erwachende Stadt. Die nächtlichen Gewitterwolken hatten sich ebenso schnell verzogen,
     wie sie gekommen waren. Nur am östlichen Horizont zogen sie den Morgenhimmel noch in rote Streifen. Es versprach ein schöner
     Tag zu werden. Im Rückspiegel sah Marlow die dunklen Augen des Chinesen. Sie waren unergründlich.
    Bruno Wolter war ein Mann, der morgens gut aus dem Bett kam, auch um sechs Uhr morgens. Doch heute schaute er nachdenklich
     aus dem Fenster, und das nicht nur, weil er wusste, dass es ein langer Tag werden würde. Ein schöner Morgen. In der Nacht
     musste es geregnet haben, einige Pfützen glänzten noch auf dem Asphalt. In der Fregestraße zwitscherten die Vögel in den Bäumen
     und taten alles, um einen sonnigen Frühlingstag einzuleiten, doch er hörte nicht hin. Wie im Schlaf schabte er sich den Rasierschaum
     aus dem Gesicht und dachte nach. Die Anrufe von gestern Abend hatten ihn bis in seine Träume verfolgt und schwirrten ihm auch
     jetzt noch durch den Kopf. Er glaubte nicht, dass er sich wirklich Sorgen machen musste, sie hatten alles sorgfältig geplant.
     Doch man konnte nie wissen.
    Eines jedenfalls schien jetzt klar zu sein: Den neuen Kommissar würde er bald wieder loswerden. Dabei hatte er sich fast an
     denLangen gewöhnt. War nur ein bisschen zu ehrgeizig für jemanden, der keine Ahnung hatte, was in dieser Stadt vorging. Aber
     er würde seinen Willen wohl kriegen und in die Mordinspektion wechseln. Na, viel Spaß, Kollege! Das halb rasierte Gesicht
     im Spiegel zeigte ihm ein Grinsen.
    »Bruno«, hörte er Emmi unten rufen. »Bruno, der Kaffee ist fertig!«
    Nach dem Frühstück fühlte er sich schon besser. Emmi trug seine braune Aktentasche bis zur Haustür und reichte sie ihm, als
     er aus dem Haus trat. Er gab seiner Frau einen kurzen, trockenen Kuss und ging zu dem schwarzen Ford, der direkt vor dem Haus
     parkte. Als er losfuhr, winkte sie ihm noch nach. Er sah, wie sie im Rückspiegel immer kleiner wurde.
    Emmi war eine Frau, wie er sie sich immer gewünscht hatte. Sie bewunderte ihn, sie war fürsorglich – und sie stellte keine
     Fragen. Alles, was er machte, würde schon richtig sein. Da vertraute sie ihm voll und ganz. Bislang hatte er sie nicht enttäuscht.
     Und sie waren schon über vierzehn Jahre verheiratet. Damals, als der Krieg ausbrach und er zu den Waffen gerufen wurde, hatte
     er um ihre Hand angehalten. Emilie von Bülow war begehrt, und er hatte das Rennen gemacht. Seinen ersten Fronturlaub hatten
     sie genutzt, um zu heiraten. Im Felde war es gut, jemanden zu haben, dem man schreiben konnte. Und das hatte er getan. Regelmäßig
     und ausführlich. Und auch sie hatte ihm mindestens einmal wöchentlich einen Brief geschrieben. Während sich der Krieg festfraß
     und die Soldaten nicht mehr aus den Gräben ließ, ging es bei ihr in Berlin voran. Schritt für Schritt richtete sie das gemeinsame
     Haus ein, das ihre Eltern ihnen gekauft hatten, während er das Vaterland für einen armseligen Sold verteidigte, mit dem sie
     sich so etwas nie hätten leisten können. Aber sie kämpften auch nicht wegen des Soldes, keiner seiner Kameraden tat das, sie
     kämpften für Deutschlands Zukunft. Eine Einstellung, die sein Schwiegervater nur

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