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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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dreieinhalb Meter Höhe von schrillen Graffiti und Plakaten bedeckt – so hoch, wie jemand kam, der auf einer Leiter oder den Schultern eines Freundes stand. Es waren kaum Fußgänger unterwegs.
    Als die Frau einen alten, schmutzigen Backsteinbau erreichte, begann sie langsamer zu gehen. Die gläserne Eingangstür war mit Brettern vernagelt. Darüber hing ein ramponiertes Schild mit der Aufschrift EISNER-MOULTON. Das Gebäude wirkte verlassen. Liz erinnerte sich, gelesen zu haben, dass der Konzern in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Obwohl Eisner-Moulton zu den größten internationalen Unternehmen zählte, musste es zahlreiche Geschäftszweige schließen oder verkaufen.
    Als die Frau unter dem Schild stehen blieb, hielt ein kleiner Lieferwagen neben ihr an. Sein Motor ging aus, bevor er noch ganz zum Stehen kam. Es war ein nicht mehr ganz neuer Renault, wie es auf Europas Straßen hunderttausende – Millionen – gab. Die Hintertür flog auf, und acht Männer sprangen heraus. Alle trugen Jeans und einfache Hemden, und das einzig Auffällige an ihnen waren die Gewehre, die sie bei sich hatten. Sie umringten die Frau, die ihnen Befehle erteilte.
    Ein Mann mit einem Montiereisen riss die Bretter von der Eingangstür, zerschlug die Glasscheibe, griff durch die Öffnung und öffnete die Tür. Alle außer dem Fahrer huschten nach drinnen. Weder einer der wenigen Passanten noch die Insassen der vorbeifahrenden Autos schenkten ihnen Beachtung. Kriminalität war in diesem heruntergekommenen Teil Bellevilles nur eine andere Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Als irgendwo im Innern des verlassenen Lagerhauses gedämpftes Gewehrfeuer ertönte, ging das Metalltor der Parkgarage hoch, und der Lieferwagen fuhr hinein. Als sich das Tor wieder schloss, rief sich Liz ein altes Sprichwort in Erinnerung: »Der Feind meines Feindes ist mein Freund.« Vielleicht nicht immer ein Freund, aber sicherlich näherer Beachtung wert. Alle ihre Sinne waren hellwach, als sie nach links und nach rechts sah. Dann warf sie sich die Umhängetasche auf den Rücken und flitzte zwischen den Autos hindurch auf die aufgebrochene Eingangstür des Gebäudes zu.
     
    Sarah schilderte Asher das Problem. »Die gute Nachricht ist, dass die Scheibe des Fensters direkt unter unserem zerbrochen ist. Wenn es uns also irgendwie gelingt, ein Seil zu knüpfen, können wir uns an der Außenwand nach unten lassen und wieder nach drinnen klettern. Damit rechnen die Wachen sicher nicht. Dann können wir vielleicht entkommen.« Sie betrachtete Asher prüfend. »Aber bist du überhaupt schon wieder so weit bei Kräften? Würdest du dir das zutrauen? Wenn nicht, bleiben wir beide hier und …«
    Asher unterbrach sie. »Schmerzen sind bloß Schmerzen. Angesichts der Alternative sind sie kein Thema.« Er schaute sich um. »Gibt es hier kein Seil?«
    »Nein. Ich habe schon alles durchsucht.«
    »Zu blöd. Na schön, dann müssen wir uns eben was anderes einfallen lassen. Ein bisschen improvisieren.« Er wandte sich dem Haufen Gerümpel zu. »Irgendwelches Bettzeug oder Stoffreste? Ein Schlauch? Jedenfalls sehe ich eine Menge Gartenzeug. Eine Plastikplane vielleicht? Oder eine lange Kette, eine Ankerkette etwa?«
    Während Sarah noch den Kopf schüttelte, hielt er inne und sah auf den Stapel Fahrradreifen. Sarah folgte seinem Blick. Die Reifen waren dünn und sehr flexibel, Rennradreifen.
    »Ein Kette aus Reifen!«, sagte Sarah. »Wir kennen sie aneinander knoten.« Sie ging auf den Haufen zu, blieb aber plötzlich stehen. »Hör mal!«
    Ashers Miene verdüsterte sich. »Schüsse!«
    »Da kommt jemand. Leg dich wieder hin. Schnell!«
    Sie drückte die Sperrholzplatte in ihre ursprüngliche Position und schob die Bahre auf Asher zu. Kaum hatte er sich daraufgelegt, flog die Tür auf, und drei bewaffnete Männer mit Nylonstrümpfen über den Gesichtern stürmten herein, während ein vierter draußen auf dem Gang blieb und nervös seine Uzi hin und her schwenkte, als rechnete er jeden Moment mit einem Angriff. So hatte Sarah ihre Bewacher noch nie erlebt. Bisher hatten sie immer den Eindruck erweckt, alles unter Kontrolle zu haben.
    Einer der Männer packte sie am Arm und hielt ihr eine Pistole an den Kopf. Ein zweiter schob Ashers Bahre zur Tür. Man konnte ihre Anspannung fast riechen. Sarah stieg ihrem Bewacher auf den Fuß, riss sich los, rannte zu Asher und ergriff seine Hand. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Frustration und Wut.
    »Halte

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