Der Nautilus-Plan
maskiertes Gesicht Sarah zu. »Das hier war nicht geplant. Die Leute, die uns angeheuert haben, sagten, wir sollten sie zwar von der Außenwelt abschirmen, ihnen aber nichts zuleide tun. Wir haben keine Ahnung, wer die Leute da draußen sind, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es die Bullen sind, ist ziemlich gering. Sie sollten sich also lieber an uns halten. Wir sind Ihre einzige Chance. Offensichtlich haben es diese Leute auf Sie abgesehen.«
Sarah dachte fieberhaft nach. Sie sollten sie von der Außenwelt abschirmen, ihnen aber nichts zuleide tun? Was sollte das für eine Entführung –? Der Aufzug machte einen beängstigenden Ruck und setzte seine Fahrt nach unten fort. Wenn die Angreifer nicht die Polizei waren, wer waren sie dann? Welches Interesse könnten sie an Asher und ihr haben?
»Bleiben Sie bei uns«, flüsterte der Mann. »Dann leben Sie länger.«
Tief geduckt und mit angehaltenem Atem beobachtete Liz, wie der Aufzugkäfig in Sicht kam. Als Erstes sah sie die drei maskierten Männer, die in die Hocke gegangen waren und mit ihren Uzis durch das Gitter der Aufzugkabine feuerten.
Fast gleichzeitig eröffnete auch das Quartett, das sie erwartet hatte, das Feuer.
Der Lärm war gewaltig, und die Angst krampfte Liz den Magen zusammen. Im hinteren Teil der Aufzugkabine war etwas, das wie eine auf die Seite gekippte Bahre aussah und eine Art metallenen Schutzschild bildete. Davor lag ein Durcheinander aus Laken und Decken, dahinter wurde kurz ein dicht gelockter schwarzer Haarschopf sichtbar. Asher. Bei seinem Anblick fiel Liz ein Stein vom Herzen. Aber er ging sofort wieder in Deckung, so, als ob ihn jemand nach unten zöge. Sarah vielleicht? Sarah musste auch im Aufzug sein!
In diesem Moment sank einer der Männer im Aufzug mit einem lauten Aufschrei zusammen und fasste sich an sein blutendes Bein. Noch bevor er auf dem Boden landete, traf eine zweite Kugel seinen Kopf, und er platzte wie eine Melone. Gleichzeitig fiel einer seiner Kameraden, in die Kehle getroffen, vornüber. Allein gegen vier Angreifer, hatte der dritte Mann kaum mehr eine Chance. Trotzdem ging er hinter einem der Toten in Deckung, stützte sein Gewehr auf und erwiderte das Feuer.
Verzweifelt sprang Liz auf und rannte auf den Lieferwagen zu. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, den Fahrer zu entwaffnen und das Fahrzeug in ihre Gewalt zu bringen. Dann würde sie die Angreifer damit überfahren.
Hinter ihr kamen rasche Schritte die Treppe herunter. Sie blickte sich um und sah zwei Männer, von denen einer auf sie schoss. Die Kugel sah sie nicht. Sie durchschlug ihren Arm und riss sie herum. Sie fiel zu Boden, und die zwei Männer rannten an ihr vorbei.
Sarah schrie: »Liz! Liz! Ich sehe sie, Asher! Liz!«
Obwohl ihr vor Schmerzen schwarz vor Augen wurde, versuchte Liz aufzustehen und zu Sarah zu kommen. Sie sah, wie Asher auf der Bahre in den Lieferwagen geschoben wurde. Er war festgeschnallt und schrie. Zwei Männer hatten Sarah an den Armen gepackt und trugen sie weg. Sie setzte sich heftig zur Wehr und versuchte, sie zu treten.
So schnell sie konnte, schleppte sich Liz zu der Stelle, wo der Tote mit der Uzi lag. Als sie ihn erreichte, hörte sie den Motor des Lieferwagens anspringen. Die Uzi war weg. Offensichtlich hatten sie die Männer, die auf sie geschossen hatten, mitgenommen. Mit heftig blutendem Arm richtete sie sich mühsam auf und wankte zur Ladezone zurück.
Die Angreifer hatten die Deckenlampen zerschossen, weshalb im Erdgeschoss fast völlige Dunkelheit herrschte. Unter lautem Reifenquietschen schoss der Lieferwagen mit eingeschaltetem Licht durch das offene Tor nach draußen. Laut schreiend zwang Liz ihre Beine, sich schneller zu bewegen, als sie den roten Hecklichtern folgte. Aber das Nummernschild des Lieferwagens war so schmutzig, dass sie das Kennzeichen nicht lesen konnte.
Sie versuchte, noch schneller zu laufen … den Lieferwagen einzuholen … angespornt von dem Glauben, Sarah und Asher immer noch retten zu können. Ihre Wut und die Angst um Sarah und Asher machten sie blind und ließen sie alle Schmerzen vergessen. Wenn sie bei ihrer Ankunft in dem verlassenen Lagerhaus bewaffnet gewesen wäre, hätte sie die Angreifer mit den Männern im Aufzug ins Kreuzfeuer nehmen können. Wie sie weiter vorgehen sollte, hätte sie sich hinterher überlegen können. Aber sie wusste, sie hätte es geschafft. In ihrem tiefsten Innern wusste sie, dass sie Sarah und Asher hätte retten können.
Sie waren
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