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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Heftpflaster über der Einstichstelle an und legte seine Hand behutsam in seinen Schoß zurück. Darauf begann er sofort, in der Tüte zu wühlen. Sie wandte sich dem Gestell mit dem Tropf zu. Der Beutel mit der Kochsalzlösung war fast leer. Ein gutes Zeichen. Sie hatten zwar kein Trinkwasser, aber vorerst wäre Asher noch ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Sie hatte richtig vermutet. Die Metallteile des Gestells waren miteinander verschraubt. Schließlich fand sie ein Teil, das sich für ihre Zwecke eignete.
    Sie löste die Schraube, mit der es befestigt war. »Wie geht es dir?«, fragte sie Asher.
    »Ich kann die Nadel als Dietrich verwenden. Das Ende hat zwar leider nicht die leichte Krümmung, die ich gern hätte, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich mir mit einer Nadel behelfen muss. Das Problem ist nur, dass ich noch eine Art Drehmomentschlüssel brauchte. In der Tüte ist allerdings nichts, was sich dafür eignen würde.«
    »Wie wär’s damit?« Sie reichte ihm das Metallstäbchen, das sie gerade losgemacht hatte. Es sah aus wie ein kleiner Schraubenzieher.
    »So mag ich meine Sarah. Nie um eine gute Idee verlegen. Danke.« Sein Krankenhausnachthemd am Rücken zusammenhaltend, schwang er vorsichtig die Beine von der Bahre und stand auf. »Ganz schön kalt, der Boden.« Er schien auf seine bloßen Füße hinabzublicken.
    Aber Sarah konnte er nichts vormachen. Sie wusste, dass er wegen der Schmerzen immer noch Mühe hatte, sich aufzurichten. Sie wollte ihm sagen, er solle das bleiben lassen und sich wieder auf die Bahre legen, aber sie wusste, dass er das nicht tun würde, zumindest noch nicht.
    »Klar ist der Boden kalt«, erwiderte sie mitfühlend. »Und du solltest lieber vorsichtig sein. Wer weiß, was dort alles herumliegt. Schrauben, Kugeln, Glassplitter, vielleicht auch Metallspäne? Jedenfalls solltest du lieber aufpassen, wohin du trittst. Es ist einfach zu dunkel hier drinnen.«
    »Wie du es immer wieder verstehst, einen aufzumuntern«, brummte er. »Ich sehe mir trotzdem die Tür zum Führerhaus mal an. Ich würde gern wissen, woher dieses Licht kommt.«
    Nichts Gutes ahnend, schnappte sich Sarah eine Decke und folgte ihm. Seit sie eingeschlossen worden waren, hatten sie aus dem Führerhaus keinen Laut mehr kommen hören. Sarah hatte zwar durch die Ritzen zu spähen versucht, aber sie waren zu schmal, um etwas erkennen zu können. Sie faltete die Decke und legte sie vor der Tür auf den Boden. Als der Sattelschlepper um eine Kurve fuhr, stützte Asher sich mit den Händen an der Tür ab und kniete nieder.
    Sarah beobachtete, wie er sich an die Arbeit machte. Zum Glück braucht man nichts zu sehen, wenn man ein Schloss knackt. Das erfordert vor allem ein gutes Gehör und die entsprechende Übung, damit man spürt, wann sich die Stifte in der richtigen Position befinden. Scheibenschlösser waren einfach und zuverlässig und funktionierten nach demselben Prinzip wie Zylinderschlösser, außer dass sie nicht mit Stiften versehen waren, sondern mit Scheiben, die in die richtige Position gefummelt werden mussten, damit sich das Schloss öffnen ließ. Scheibenschlösser wurden in Autos, Aktenschränken und Schließfächern sowie in zahlreichen Vorhängeschlössern verwendet.
    »Es ist nur ein einfaches Scheibenschloss.« Asher führte den improvisierten Drehmomentschlüssel und Behelfsdietrich in das Schloss ein und fummelte mit der Nadel darin herum.
    Weil bei Scheibenschlössern die Öffnung für den Schlüssel größer war, waren sie einfacher zu knacken. Sarah wandte sich wieder dem Tropf zu und zerlegte das Gestell. Das dauerte eine Weile. Endlich hatte sie Beine und Halterungen von der Stützstange entfernt und tastete sich damit zu Asher zurück.
    »Wie kommst du voran?«, fragte sie.
    »Psst.«
    Halb hoffte sie, er würde es nicht schaffen. Vielleicht würde er sich wieder hinlegen, wenn er die Tür nicht aufbekam. Denn selbst wenn es ihm gelang, hätten sie ohne eine Waffe keine Chance, wenn es zu einem Kampf käme.
    »Geschafft.« Das hatte sich fast ehrfürchtig angehört. »Hab ich’s also doch noch nicht verlernt.« Mit der Decke in einer Hand richtete er sich auf.
    »Kann ich sie jetzt öffnen?«
    »Klar.« Er sah die Stange, die sie in der Hand hielt. »Was hast du damit vor?«
    »Das ist unsere einzige Waffe. Macht nicht viel her, findest du nicht auch? Sollten wir nicht doch lieber noch eine Weile mit diesem Irrsinn warten? Zum Beispiel, bis ich eine Pistole klauen kann oder du

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