Der Nautilus-Plan
die Amerikaner wirklich können.«
»Hast du etwa eine Schwäche für Amerikaner?«
Als der erste Franzose ordinär lachte, drehte Sarah den Ton leiser. »Sind das unsere Chauffeure?«
Ashers Augen blitzten auf, aber nicht vor Freude. »Ja. Dieser kurze Wortwechsel lässt sie eher harmlos erscheinen, aber das sind sie nicht. Sie sind gut bewaffnet und haben den Auftrag, uns irgendwann umzubringen. Sie scheinen sich sogar darauf zu freuen.«
»Genau, was ich hören wollte. Was hält sie im Augenblick noch davon ab?«
»Sie warten auf einen entsprechenden Befehl. Sie haben einen Anruf bekommen, aber da sie keine Freisprechanlage haben, konnte ich nicht hören, was der Anrufer sagte.«
»Ihr Boss?«
»Möglicherweise. Namen sind natürlich keine gefallen.«
In der Hoffnung, die Männer würden etwas Interessantes sagen, blieben sie neben dem Lautsprecher kauern und lauschten. Das Einzige, was sie fünf Minuten später herausgefunden hatten, war, dass die beiden erst vor kurzem angeheuert worden waren. Sie fragten sich zwar, wer eigentlich ihr Arbeitgeber war, aber die Bezahlung war so gut, dass sich ihre Neugier in Grenzen hielt.
»Ist er nur ihr Boss oder irgendeine höher gestellte Persönlichkeit?«, fragte Sarah.
»Das lässt sich im Moment noch nicht sagen.«
Sie sah Asher prüfend an. Sein Gesicht war inzwischen kalkweiß. »Du hast genug getan. Jetzt bin ich dran. Ich übernehme die erste Schicht.«
»Macht dir das wirklich nichts?«
»Ach, Asher, was denkst du dir eigentlich? Unsere Lage ist auch so schon schlimm genug. Leg dich endlich wieder auf deine Bahre. Ruh dich aus. Tu was für deine Gesundheit. Du erschreckst mich zu Tode.«
Er begann, sich von seinem Sitz hochzustemmen, hielt aber abrupt inne. »Wir fahren langsamer.«
Als er sich wieder zurücksinken ließ, dröhnten wüste französische Flüche aus dem Lautsprecher. »Dieses Arschloch!«, tobte ein Mann.
Der andere hörte sich resigniert an. »Er tut, was er gesagt kriegt, genau wie wir.«
Stille. Sarah und Asher warteten. Der einzige Laut war ein gelegentlicher Fluch.
Schließlich sagte einer von ihnen. »Da ist es. Siehst du?«
»Ganz schön groß, das Ding«, brummte der andere.
Während der Sattelschlepper weiter seine Fahrt verlangsamte, wurde irgendwo über ihnen Motorenlärm stärker – lauter und lauter, pulsierend. Asher ergriff Sarahs Hand und drückte sie.
»Düsentriebwerke?«, fragte Sarah besorgt.
»Ja.« Er sah sie an. Ihre Augen waren besorgt und wachsam, aber sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. »Hört sich ganz so an.«
VIERZIG
Paris
Liz und Simon stiegen in einen anderen Bus um. Simon hatte den Kopf auf seine Schulter sinken lassen und dämmerte vor sich hin. Über dem Vorort Seine St-Denis hinter der Périphérique lag in den frühen Morgenstunden tiefes Dunkel. Nur in ein paar Büros, in denen nachts sauber gemacht wurde, brannte vereinzelt Licht.
Zwei Kilometer vor dem Flughafen Le Bourget stiegen sie schließlich aus. Zwei Taxis kamen in kurzem Abstand an ihnen vorbei. Das erste war besetzt, aber das zweite war frei. Es hielt an. Liz wandte sich ab und hustete mit vorgehaltener Hand.
»Merci, non« , sagte Simon zum Fahrer. Als das Taxi weiterfuhr, fragte er Liz: »Hast du ihn erkannt?«
»Diesmal nicht.«
»Erstaunlicher Zufall, dass er genau hier, genau in diesem Moment auftaucht.« Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wir fangen schon an, überall Gespenster zu sehen.«
»Sei froh. Das ist ein gesunder Schutzreflex. Wenn es nicht mehr so wäre, müssten wir uns Sorgen machen.«
Wind kam auf. Er brachte die Bäume zum Rauschen und trocknete den Schweiß auf ihrer Haut. Um diese Tageszeit waren keine anderen Fußgänger unterwegs, und es war dunkel und gespenstisch still entlang der Straße. Immer wieder zogen sie sich in Einfahrten und Seitenstraßen zurück, um kurz Halt zu machen und sich zu vergewissern, dass sie nicht beschattet wurden.
Als sie schließlich rasch weitergingen, lachte Simon leise.
»Woran denkst du gerade?«, fragte Liz. Sie sah ihm gern zu, wenn er ging, die langen Schritte, die geschmeidigen Bewegungen, wenn er über die Ferse abrollte.
»An Malko, in der Durchfahrt. Sobald du ihn entdeckt hattest, hatte er nicht mehr den Hauch einer Chance.«
»Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment auffassen soll.«
»Aber natürlich. Frauen werden meistens unterschätzt. Das kann von Vorteil sein, wenn man es sich zunutze zu machen weiß. Und das tust
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