Der Nautilus-Plan

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Autoren: Gayle Lynds

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hinzugezogen, um sie entsprechend zu erziehen.«
    »Um sie zu erziehen ? Das hört sich aber nicht gut an.«
    »Natürlich nicht.« Er hielt inne. Plötzlich schien klar, dass Ada sich in ihm getäuscht hatte. Genau genommen hatte sogar er sich in sich getäuscht. Die drei langen Jahre als Undercover-Agent waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er hatte sich sehr wohl seine eigenen Gedanken über das gemacht, was er gesehen und erlebt hatte. »Soviel ich gehört habe, wurden auch Tony Blair und Bill Clinton vor Jahren eingeladen, bevor sie in ihre Führungsämter gewählt wurden. George W. Bush wurde offensichtlich nicht eingeladen.«
    »Um sich einer Gehirnwäsche unterziehen zu lassen?« Als Simon darauf nur mit den Schultern zuckte, fuhr sie fort: »Tatsache ist jedenfalls, dass es sich hier um Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft handelt. Deshalb sollte jeder hören können, worüber bei Nautilus gesprochen wird.«
    »Sie behaupten, nicht offen sprechen zu können, wenn sie im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.«
    Liz gab ein ungläubiges Schnauben von sich. »Wenn jemand nicht will, dass andere mitbekommen, was er sagt, sollte man auf der Hut sein. Das liegt normalerweise daran, dass sie bei solchen Gelegenheiten etwas mehr als nur ›offen‹ sind. Sie sprechen über Pläne, von denen sie nicht wollen, dass Leute wie du und ich davon erfahren.« Sie dachte an Sarah. »Ich kann immer noch nicht verstehen, warum die Medien nicht über ihre Treffen berichten.«
    Simon behielt die Kreuzung scharf im Auge, als die Ampel grün wurde und der Bus losfuhr. »Als ich vorhin von Wirtschaftsgrößen sprach, meinte ich damit auch Medienmogule. Für sie gilt das Gleiche wie für alle anderen. Sie müssen sich verpflichten, nichts von dem an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, was bei den Treffen gesprochen wird oder wer daran teilnimmt oder dazu eingeladen wird. Das heißt, dass sie ihren Leuten Order erteilen, nicht über die Treffen zu berichten. Auch Journalisten müssen von irgendetwas leben, und wenn ihnen der Chefredakteur sagt, da gibt es nichts zu schreiben, neigen sie dazu, ihm zu glauben. Die einzigen amerikanischen Presseorgane, die ernsthaft über diese Treffen zu berichten versuchen, sind in der Regel am extrem rechten oder linken Rand anzusiedeln. Einzige Ausnahme ist da die europäische Presse, wie zum Beispiel Irish Times und Punch. Sie fotografieren alle, die dort aus und ein gehen, und berichten über sie. Sicher hast du schon mal von dieser außerordentlich pointiert formulierten Theorie gehört: Scheiße fließt abwärts. Und das hier ist ein perfektes Beispiel dafür. Es beginnt alles an der Spitze, und nicht einmal die Spitze legt sich ungestraft mit Nautilus an.«
    »Aber immerhin haben es einige versucht. Das ist schon mal recht ermutigend.«
    »Aber nicht immer mit Erfolg. Margaret Thatcher hat es 1998 in Brüssel versucht. Sie bezeichnete den Plan eines vereinten Europa als Idiotie und schwor, dass England seine Souveränität und seine eigene Währung nie aufgeben würde. Nun gehört aber ein europäischer Superstaat zu den erklärten Zielen von Nautilus, was ihr sehr wohl bewusst war, da sie regelmäßig an den Treffen teilnahm. Also wurde Nautilus hinter den Kulissen aktiv und sorgte dafür, dass sie heftig attackiert wurde und ihre Unterstützer in die Schranken gewiesen wurden und das englische Pfund in Bedrängnis geriet. Prompt sah sie sich 1990, zwei Jahre später, zum Rücktritt gezwungen.«
    »So ist es in der Politik nun mal. Das ist wirklich nicht ungewöhnlich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Thatcher war keine gewöhnliche Politikerin. Sie war immerhin englische Premierministerin, mit allen Mitteln und Befugnissen ihres Amtes. Doch nicht einmal sie konnte Nautilus Paroli bieten. Da ich weiß, dass du gleich fragen wirst, warum, will ich es dir erklären. Die Welt verändert sich. Die von Nautilus eingeleitete Globalisierung schreitet immer weiter voran. Das hat zur Folge, dass Politiker – selbst Premierminister und Staatspräsidenten – sowohl innerhalb von Nautilus als auch in ihren jeweiligen Ländern immer weniger Macht haben. Zwei Drittel des harten Kerns von Nautilus bestehen mittlerweile aus Bankiers, Finanziers und Geschäftsleuten, nicht aus Politikern und Staatsmännern. Egal, ob man nun Thatchers Politik gutheißt oder nicht, jedenfalls hat sich Nautilus über die englische Öffentlichkeit hinweggesetzt und beschlossen, ihre politische Zukunft zu