Der Nautilus-Plan
neben der Tür gestanden. Er trug ein kastanienbraunes Strickhemd und ein Tweedsakko und dazu eine braune Hose. Obwohl er in seiner Funktion als Sicherheitschef der Schlange hier war, hatte er an seiner Brusttasche den gelben Ausweis eines Assistenten befestigt.
»Den IWF und die Weltbank umstrukturieren«, antwortete er. »Die Verschuldung der Dritten Welt beenden. Weltweit eine einprozentige Steuer auf alle spekulativen Geldgeschäfte erheben, um einen Fonds in Höhe von einer Billion Dollar zu schaffen, der unterentwickelten Ländern ermöglichen soll, ihr Wachstum selbst zu steuern. Eine Art Nürnberger Prozess für alle jene, die in ihren Augen die Schuld tragen an dem neuen wirtschaftlichen Ungleichgewicht auf der Welt und der umfassenden Verlagerung des Reichtums von den Armen und der Mittelschicht auf diejenigen, die ohnehin schon reich sind.«
»Ist das alles?«, fragte Brookshire bitter und voller Überdruss über alle, die weder die Weisheit noch die Erfahrung hatten, die Komplexität des wahren Sachverhalts zu sehen. Sie machten sich Sorgen um ihr eigenes Überleben, nicht um das der Welt. Kleinkariert und unproduktiv. Seine Stimme wurde lauter. »Das sind alles Ignoranten, und sie halten an ihrer Ignoranz fest wie an einem Talisman oder einer Reliquie. Richtige Fanatiker. Wenn sie Veränderungen herbeiführen wollen, müssen sie erst einmal lernen, die moderne Welt realistisch zu sehen!« Er hielt seufzend inne. »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb sie uns im Moment behelligen?«
»Sie wollen Nautilus ins Licht der Öffentlichkeit zerren. Sie wollen Sie und Ihre Gäste zwingen, ins Rampenlicht zu treten. Den Vorhang hochgehen lassen, wenn Sie so wollen. Sie verlangen eine gründliche Untersuchung von allem, was hier vorgeht.«
»Ach ja, tatsächlich? Da können sie aber lange warten, wenn sie sich aufführen wie verzogene Kinder. Mit Schreien und Toben und Sich-auf-den-Boden-Werfen werden sie gar nichts erreichen. Sehen Sie sich diese Leute doch mal an. Sie führen sich auf wie Zweijährige.« Er wandte sich vom Fenster ab und setzte sich. Missvergnügt betrachtete er seinen Sicherheitschef. Schließlich zwang er sich zur Ruhe und kam zur Sache. »Ist Henry Percy tot?«
Duchesne neigte respektvoll den Kopf. »Wie angeordnet.«
»Und Sansborough und Childs?«
»Konnten meinen Leuten entkommen.«
»Was! Duchesne, ich werde …«
Duchesne fiel ihm ins Wort. »Das ist noch nicht alles. Sie sind nicht nur zu dem Schluss gelangt, dass hinter dem Tod Franco Peris vor einigen Monaten der Erpresser stecken muss, sondern hegen auch den Verdacht, dass seine Beseitigung dem Zweck diente, Carlo Santarosa an die Spitze der Wettbewerbskommission zu bringen. Ich glaube, mit diesen Vermutungen liegen sie richtig. Sie glauben, der Erpresser ist bei irgendeinem großen Projekt auf Santarosas Zustimmung angewiesen. Henry Percy sagte ihnen, aller Wahrscheinlichkeit nach würde Santarosa an dem Treffen in Dreftbury teilnehmen.«
Sir Anthony stützte die Ellbogen auf die Sessellehne, spreizte die Finger gegeneinander, legte sein Kinn darauf und betrachtete seinen Sicherheitschef, der, scheinbar vollkommen entspannt, stehen blieb. Aber Sir Anthony ließ sich nicht täuschen. Zum ersten Mal bemerkte er an ihm Anzeichen von Beunruhigung und Ärger. Gut. Er brauchte Duchesne hoch motiviert, wachsamer und gerissener denn je, denn Duchesne war tatsächlich mit etwas Brauchbarem zu ihm gekommen.
Sir Anthony sagte: »Sie glauben also, sie werden hierher kommen, um mithilfe Santarosas den Erpresser zu finden. Wahrscheinlich haben Sie Recht. Wer hätte schon ahnen können, dass Sansborough überhaupt so weit kommen würde, nachdem sie einmal auf unsere Fährte gesetzt worden war? Natürlich wird sie hierher kommen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie bereits einen Plan haben, wie sie sowohl Sansborough und Childs als auch den Erpresser in eine Falle locken können.«
Duchesne berichtete von den Vorkehrungen, die er getroffen hatte, und von dem geplanten Hinterhalt.
Sir Anthony verlangte ein paar Änderungen.
Sobald er Duchesne entlassen hatte und wieder allein im Zimmer war, stemmte er sich aus seinem Sessel hoch. Er war sein ganzes Leben lang ein passionierter Jäger gewesen und konnte gut mit Schusswaffen umgehen. Sein erstes Gewehr hatte er mit acht bekommen, seine erste Flinte mit fünfzehn und seine erste Faustfeuerwaffe mit sechzehn. Aus einer Kommodenschublade nahm er seine Lieblingswaffe, eine Browning.
Vor der
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