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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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du’s glaubst oder nicht – ja. Es muss eine Insel gewesen sein, aber sie sah mehr aus wie dicker, fetter Felsen. Oder ein großer runder Laib Brot.«
    »Ah! Das muss Ailsa Craig sein. Langsam kommen wir der Sache näher. Demnach befinden wir uns am Firth of Clyde im Südwesten Schottlands. Ich bin vor ein paar Jahren auf dem Weg nach Glasgow mal hier vorbeigekommen. Deshalb machen wir am besten, dass wir hier rauskommen. Wenn das hier ein Hotel ist, muss es hier auch Autos geben. Ich kann es schon kaum mehr erwarten, von hier abzuhauen, du etwa nicht?«
     
     
Dreftbury
    Der A77-Motorway führte um den Firth of Clyde herum und schlängelte sich dann zwischen sanft gewellten grünen Hügeln hindurch, auf denen in den filigranen Schatten mächtiger Fichten braun-weiße Ayrshire-Rinder weideten. Simon saß am Steuer eines neuen Land Rover, und Liz hielt Ausschau nach der Ausfahrt nach Dreftbury. Simon sah immer wieder in den Rückspiegel.
    Jedes Mal, wenn Liz zu ihm hinübersah, überkam sie ein seltsames Gefühl. An irgendeinem Punkt während der vergangenen achtundvierzig Stunden hatte er aufgehört, ein Relikt aus ihrer Kindheit zu sein. Und jetzt saß er in einer kuriosen Verkleidung neben ihr – schmutzig blondes Haar, Sonnenbrille, billiges Sportsakko, Polyesterkrawatte. Mit seinem breiten Gesicht und der großen Nase hätte er Bestattungsunternehmer sein können – oder Beamter. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihn in dieser Aufmachung noch jemand erkannt hätte, auch seine engsten Freunde nicht – falls er noch welche hatte.
    »Du siehst mich ja ständig an«, sagte er schließlich.
    »Du wirst gar nicht rot.«
    »Sollte ich das denn?«
    »Ich bewundere nur dein neues Erscheinungsbild.«
    »Oh.« Er grinste sie an.
    Er hatte den Land Rover unter einer seiner falschen Identitäten kurz vor Dumfries gemietet, wo sie sich auch des Jeeps entledigt hatten. In der Stadt hatten sie zwei Handys und Kleider und Haartöner gekauft und einen Gasthof gefunden, in dem sie sich ein Zimmer für die Nacht genommen hatten. Dort waren sie aber nur lange genug geblieben, um zu duschen, ihre Haare zu bleichen und sich umzuziehen. Liz hatte aus Sarahs Geldbörse noch ein paar Euros übrig, die sie mit Simon teilte. Danach fotografierten sie sich mit der Sofortbildkamera aus seiner Sporttasche und klebten die Fotos in zwei der MI6-Ausweise, die Simon bei sich hatte. Sie wurde Veronica Young und er Douglas Kennedy.
    Schließlich fuhren sie auf der A75 nach Stanraer am Loch Ryan und von dort auf der A77 weiter in Richtung Norden.
    »Auch deine Tarnung kann sich sehen lassen«, versicherte er ihr. »Schon ein tolles Gefühl, mit so einer grauhaarigen Sexbombe durch die Gegend zu kutschieren.«
    »Wie bitte?«
    »Wundert dich das etwa? Du hast die Haare einer Siebzigjährigen, aber das Gesicht einer Studentin. Und so, wie dieser schwarze Hosenanzug sitzt, könnte man schon auf dumme Gedanken kommen.«
    »Du tust mir Unrecht.«
    »Nur ein bisschen.«
    »Du übersiehst die ganzen Falten, die ich mit so viel Mühe aufgetragen habe.«
    »Das ist aber auch nicht sonderlich schwer.«
    Der Verkehr wurde dichter, und sie mussten langsamer fahren. Als sie um eine lang gezogene Kurve kamen, tauchte links vor ihnen auf einem Hügel über dem Meer ein großes weißes Gebäude mit zahlreichen Säulen und Rundbögen und einem roten Ziegeldach auf.
    »Das ist das Dreftbury Hotel.« Liz nickte und fragte sich, was sie dort wohl vorfinden würden. Die berühmten Golfplätze des Hotels lagen auf beiden Seiten des Hauptgebäudes, ein makelloser Teppich aus sattem Grün, durchsetzt von Bunkern und eingefasst von einem wilden Rough aus hohen wogenden Gräsern. Nur wenige Golfer schlugen Bälle. Die Sonne blitzte zwischen dunklen Gewitterwolken hindurch. Über die Landschaft wanden sich tiefe Schatten.
    Der Anblick rief zahlreiche Erinnerungen in Liz wach – die große Hotelhalle, die Bar mit der herrlichen Terrasse, von der man auf den Firth und das Tal hinabblickte, Aufzüge, lange Flure mit zahlreichen Biegungen und Abzweigungen und überall Hotelangestellte, bereit, den Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
    Simon trat auf die Bremse. Der Verkehr vor ihm kam immer mehr ins Stocken, und die Durchschnittsgeschwindigkeit sank unter fünfzig Stundenkilometer.
    »Was ist da vorne los?« Liz blickte angespannt durch die Windschutzscheibe. Und dann wurde die Straße wieder gerade, und im selben Moment war ihr alles klar.
    »Hier hast du die

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