Der Nautilus-Plan
sie in Schrittgeschwindigkeit dicht hinter dem Auto vor ihnen herrollten, beobachtete Liz die dichten Baumreihen entlang der Mauer. Ein mit einem automatischen Gewehr bewaffneter Mann in einem schwarzen Kampfanzug hatte einen deutschen Schäferhund an der Leine und musste rasch gehen, um mit ihm Schritt zu halten. Je länger sie hinschaute, desto mehr Männer mit Hunden entdeckte sie.
»Nicht gerade ermutigend«, murmelte sie bedrückt. »Private Sicherheitsunternehmen?«
Simon nickte. »Das war zu erwarten.«
Asher neigte nicht dazu, sich Sorgen zu machen. Das lag einfach nicht in seiner Natur. Aber von dem Moment an, in dem Sarah entführt worden war, hatte er ständig ein nervöses Grummeln im Bauch verspürt. Das verriet ihm, dass er sich doch Sorgen machte. Umso fester war er jetzt entschlossen, Sarah und sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Sarahs Plan hatte durchaus Aussicht auf Erfolg, aber der Stein, den sie dafür brauchten, war immer noch nicht aufgetaucht, obwohl sie bereits drei Wände sorgfältig abgesucht hatten und inzwischen bei der vierten angelangt waren. Sie suchten nach Unebenheiten und zogen an jeder vorspringenden Kante.
Und dann löste sich plötzlich ein unregelmäßig geformtes Stück roter Sandstein von etwa 15 Zentimeter Breite und 30 Zentimeter Länge aus der Wand.
Asher brauchte nur kurz daran zu ziehen, um es ganz herauszulösen.
Sarah sah ihm mit großen Augen dabei zu. »Da hast du ja einen Brocken gefunden. Er ist genau richtig!«
Statt ihr zu antworten, spähte Asher in das Loch, das der herausgelöste Stein hinterlassen hatte.
Das metallische Quietschen des Türriegels ließ sie herumwirbeln und auf die Tür starren.
»Schnell! Stell dich mit dem Stein dort hin«, zischte Sarah. »Und tu so, als wolltest du ihn angreifen!«
»Nein! Warte. Kurzfristige Planänderung. Geh zur Tür und sei die Nettigkeit in Person. Greif ihn auf keinen Fall an.« Er steckte den Steinbrocken an seinen Platz zurück. Den Sand von den Händen klopfend, eilte er zu seinem Feldbett und ließ sich darauffallen. Die Tür ging auf.
Sarah stand da und wartete. »Danke«, sagte sie wie zuvor zu dem bewaffneten Mann, der ihre Zelle betrat.
Die Interesselosigkeit in seinen unregelmäßigen Gesichtszügen hatte noch zugenommen. Er hatte nach wie vor das Gewehr und das Handy an seinem Gürtel. Brummend übergab er Sarah zwei Flaschen Wasser sowie eine Papiertüte mit Essen und ging. Wieder schloss sich die Tür mit einem dumpfen Knall, und der Riegel wurde vorgelegt.
»Klasse.« Asher lächelte zufrieden. Manchmal tat Sarah doch, worum er sie bat.
Sie fuhr herum. »Wenn das, was du in dem Loch in der Wand gefunden hast, keinem kleinen Wunder gleichkommt, gnade dir Gott.«
ACHTUNDVIERZIG
Sobald Sir Anthony Brookshire eingecheckt hatte, begab er sich auf dem schnellsten Weg in seine Suite. Er war zutiefst verärgert über die Menge der lärmenden Demonstranten, die es offensichtlich darauf angelegt hatten, ihnen das Wochenende, das eigentlich einem ungestörten Gedankenaustausch hätte dienen sollen, gründlich zu verderben. Er stand in seiner Lieblingscordjacke mit den Lederflicken am Fenster und schaute, die Hände am Rücken verschränkt, ins Tal hinab, wo diese Idioten schreiend ihre Transparente schwangen.
Er empfand eine seltsame Benommenheit, so, als könnte er mit den Ereignissen nicht mehr Schritt halten. Irgendetwas war schief gelaufen. Hatte er den Finger nicht mehr am Puls der Zeit?
»Ich habe mein ganzes Leben lang zu verstehen versucht, wie die Welt funktioniert«, sagte er nachdenklich. »Was macht die Zivilisation aus? Welche alles überspannende Bedeutung liegt hinter unseren Triumphen und Fehlschlägen, unserer Fähigkeit, Glück zu empfinden und Traurigkeit zu ertragen? Da wir alle Teil derselben Welt, derselben Spezies sind, schien mir eigentlich die Annahme vernünftig, dass wir auch entsprechend handeln würden. Gegen die Globalisierung zu sein ist gleichbedeutend mit dem Wunsch, die Uhr zurückstellen zu wollen. Oder zu glauben, die Erde sei flach. Oder an Feen und Hexen zu glauben und zu heidnischen Göttern zu beten.« Er seufzte.
Als keine Antwort kam, drehte er sich um. Ihm gefiel nicht, in welche Richtung das alles führte, aber er sah keine andere Möglichkeit. Es galt, Kurs zu halten und gewisse Grundregeln zu wahren. Am Ende war Beharrlichkeit vielleicht die größte aller Tugenden.
»Was wollen diese Demonstranten?«, fragte er.
Cesar Duchesne hatte
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