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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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nahm die Gäste in Augenschein, die dort Kaffee tranken oder eine Kleinigkeit zu sich nahmen.
    »Betrachten Sie das hier als eine Enklave«, erklärte der Kanadier Leslie Cheward, Chef des größten Schiffsbauunternehmens der Welt, dem neuen schwedischen Präsidenten. »Nautilus bietet uns die seltene Gelegenheit, frei von jeder Selbstzensur Informationen und Ideen auszutauschen. Wenn das jemand als elitär bezeichnen will, soll er das meinetwegen. Oder fänden Sie es besser, wenn wir uns auf beiden Seiten eines Schlachtfelds gegenüberständen, bis an die Zähne bewaffnet und mit nichts als Krieg im Kopf?«
    Als Liz Santarosa nirgendwo entdecken konnte, eilte sie auf eine handbeschriebene Tafel zu, auf der die Veranstaltungen des Wochenendes standen. Um acht Uhr abends fand das Eröffnungsbankett statt, und danach hielt Software-König Bob Lord einen Vortrag über Investitionen in der Elektronik-Industrie. Samstag und Sonntag begannen die Seminare morgens um 7 Uhr 30 und endeten abends nicht vor 22 Uhr 30, mit einstündigen Pausen für Frühstück sowie Mittag- und Abendessen. Die Themen waren allesamt gewichtig – die Rolle der Türkei in Nahost, die schlechte Wirtschaftslage in Asien, die Auswirkungen der Nato-Osterweiterung, staatlich unterstützter Terrorismus gegen unabhängigen Terrorismus, lauter Themen dieser Art. Jedenfalls schienen die Nautilus-Teilnehmer nach Dreftbury gekommen zu sein, um ernsthaft zu arbeiten.
    Mit ausdruckslosem Gesicht ging Liz durch das Foyer und in die holzvertäfelte Culzean Bar. Hotelangestellte mit orangefarbenen Ausweisen huschten an ihr vorbei. In der Bar beklagten sich mehrere Gäste über die Demonstration. Wieder keine Spur von Santarosa. Auch auf der Terrasse oder im Andenkenladen war er nicht. Im Schaufenster und an Gestellen hingen Kilts.
    Liz fürchtete schon, wieder zu spät gekommen zu sein, um dem tödlichen Treiben des Erpressers ein Ende machen zu können, als sie schließlich die Tür öffnete, um nach draußen zu gehen. Doch im selben Augenblick blieb sie wie angewurzelt stehen. Bestürzt sah sie, wie Malko mit unauffälliger Zielstrebigkeit nahezu unmerklich durch das Foyer schritt. Er war Mitte dreißig und trug einen grauen Anzug mit einem grünen Sicherheitsausweis, wie auch sie einen hatte.
    Malko konnte sie direkt zum Erpresser führen. Unauffällig ließ sich ihre Hand in die Handtasche gleiten und legte die Finger um den Griff der Glock. Als Malko in den Flur zum Südflügel verschwand, folgte sie ihm.
     
    Hinter der Rezeption hingen zwei ovale Spiegel mit reich verzierten Goldrahmen. Hinter diesen beiden von einer Seite durchsichtigen Spiegeln befand sich ein kleines Büro. Dort war Cesar Duchesne untergebracht. Er nahm Meldungen entgegen, überwachte ein Ortungsgerät und beobachtete das Foyer. Liz Sansboroughs Tarnung war sehr gut. Mit ihrem streng nach hinten gekämmten grauen Haar sah sie aus wie eine Wärterin eines Hochsicherheitsgefängnisses. Er bewunderte ihre Wandlungsfähigkeit. Er hatte fast fünf Minuten gebraucht, um sie zu erkennen. Mit einem finsteren Lächeln lud er seine Walther durch und schlüpfte zur Tür hinaus.

FÜNFZIG
    Nachdem er sich im Flur umgesehen hatte, betrat Simon die Kammer, in der ein MI5-Agent an einem Computer saß und über Kopfhörer die Telefonanschlüsse des Hotels abhörte. Die Hand an der Waffe in seinem Hüftholster, blickte der Mann sofort auf, aber Simon hatte bereits seinen Ausweis gezückt. Ein kurzer Blick, und der MI5-Mann konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
    Von seinem Computer führte ein Kabel zu einem bunten Kabelwirrwarr, der durch einen Metallkasten an der Wand lief. Der große Monitor war in zweihundert weiße Felder unterteilt, in denen jeweils eine Zimmer- oder Büronummer sowie der Nachname des Bewohners standen. Während der Spionageabwehrmann die einzelnen Gespräche abhörte, durchsuchte eine spezielle Software in mehr als hundert Sprachen lautlos alle Sätze nach Wörtern wie Gewehr, Waffe oder töten. Wenn die Software – sie nannte sich BlackWash – ein solches Wort aufspürte, spuckte ein Minidrucker umgehend alle verfügbaren Daten aus – Telefonnummer, Aufenthaltsort des Gesprächsteilnehmers und eine Niederschrift des Telefonats. Gleichzeitig wurde alles, die Tonaufnahme eingeschlossen, auf Festplatte gespeichert.
    Plötzlich leuchteten drei Felder rot auf. Der MI5-Mann berührte eines und lauschte, worauf das Feld gelb wurde. Dann berührte er das zweite, lauschte

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