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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Wachen das Leben schwer zu machen, stapelte sie die schweren Steinblöcke vor der Tür.
    »Ich gehe als Erste«, sagte sie. »Wir wissen nicht, was uns am anderen Ende erwartet.«
    »Leidest du nicht an Klaustrophobie?«
    »Das macht die Sache erst richtig spannend. Auch wenn es dir schon besser geht, ist es keineswegs eine Schande, Nein zu sagen. Das erste Stück, das du aus der Wand gelöst hast, hat eine scharfe Spitze, die ihnen zu denken geben wird. Wenn du möchtest, können wir auch wieder auf meinen ursprünglichen Plan zurückgreifen.«
    »Ich bete dich an, Sarah. Du bist mein Ein und Alles. Aber weil ich nicht an einen Himmel glaube, müssen wir diesen Schlamassel unbedingt lebend überstehen. Und da halte ich diese Möglichkeit für aussichtsreicher.«
    Sarah nickte, holte tief Luft und steckte Kopf und Schultern in die Öffnung. Der Gestank von Moder und Schimmel, der ihr daraus entgegenschlug, ließ sie kurz würgen. Du schaffst das. Mit den Händen voran kroch sie weiter in das Loch und konzentrierte sich auf den schwachen Lichtschein vor ihr. Als sie sich schließlich dazu durchrang, sich ganz in den engen Gang zu zwängen, schien es, als zögen sich dessen raue Wände immer enger um sie zusammen. Atmen. Kriechen. Atmen. Kriechen.
    Zwei Minuten später hörte sie, wie Asher ihr folgte. »Alles okay bei dir?«, fragte sie.
    »Es ging mir nie besser.« Aber seine Stimme klang angespannt.
    Endlich wurde es heller, der Gang machte eine Biegung, und sie sah ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen. In ihre Nase drang ein Hauch von frischer Meeresluft. Dankbar machte sie einen tiefen Atemzug.
    Dann roch es auch Asher. »Vielleicht gibt es ja doch einen Himmel.«
    Aufgeregt kroch Sarah schneller weiter. Der Gang wurde enger, aber das Licht vor ihr lockte. Als sie sich dem Ende näherte, sah sie, dass ein Steinbrocken die Öffnung blockierte, aber an den Rändern drang zwischen Wurzeln hindurch Sonnenlicht in den Gang. Sarah lauschte, ob Stimmen oder andere Geräusche zu hören waren, die darauf hindeuteten, dass jemand in der Nähe war. Vogelzwitschern. Insektensummen.
    Asher befand sich direkt hinter ihr. »Hier bin ich.«
    »Sind die Schmerzen schlimm?«
    »Es geht so.«
    »Na klar. Du bleibst jedenfalls, wo du bist.«
    Sie brach Wurzeln ab und räumte Erde beiseite. Als sie neben dem Stein einen etwa fünfzehn Zentimeter breiten Spalt freigelegt hatte, spähte sie vorsichtig nach draußen. Sie befanden sich an einem grasbewachsenen, mit Büschen bestandenen Abhang, der so steil war, dass sie nicht riskieren wollte, den Stein einfach nach draußen zu stoßen. Möglicherweise wäre er den Hang hinuntergerollt und hätte sie verraten. Sie zögerte, als ihr bewusst wurde, dass sie gejagt würden und ihren Verfolgern schutzlos ausgeliefert wären, sobald sie den Gang verließen. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, so, als ob sich der Kreis schlösse und sie sich wieder in einer ähnlich lebensbedrohlichen Situation befänden wie der, die sie zusammengeführt hatte.
    »Ist irgendwas?«, fragte Asher.
    »Nein, nein. Alles bestens.«
    Sie drehte sich auf ihrem Po herum, sodass ihre Füße nach vorne zeigten, und schob mit ihnen Erde weg, bis sie ein Loch von etwa fünfzig Zentimeter Durchmesser geschaffen hatte. Dann zwängte sie sich ins Freie, schnappte nach Luft und richtete sich in die Hocke auf. Dunkle Wolken jagten über den Himmel und ließen düsteres Licht auf das Gelände unter ihnen hinabdringen.
    Sarah befand sich auf einer Böschung schräg unterhalb der zwei vergitterten Fenster ihrer Zelle. Wie sich herausstellte, hatte ihr Gefängnis zum Teil unter der Erde gelegen und war wahrscheinlich ehemals Teil eines mittelalterlichen Kellers gewesen. Auf den Resten der alten Steinmauern war ein modernes Gebäude errichtet worden, das keinesfalls älter als hundert Jahre war. Es war sehr groß, mit weißen Außenwänden und einem roten Ziegeldach, und hatte einen zusätzlichen Flügel, der auf der Nordseite ganz dicht an die steil zum Meer abfallende Felsküste heranreichte. Der Teil der Anlage, in dem Sarah und Asher sich befanden, schien wenig frequentiert zu sein.
    Sarah studierte den mächtigen Bau aufmerksam. Das Erdgeschoss nahm eine durchgehende Reihe spiegelnder Fenster ein – ein Hallenbad? Die Fenster der drei darüberliegenden Geschosse starrten wie leere Augenhöhlen in die Ferne. Zum Glück stand Sarah so dicht an der Außenwand, dass jemand, der hinter einem von ihnen nach draußen blickte, sie nur

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