Der Nautilus-Plan
einer Ihrer Agenten den Decknamen Helios?«
Er sah zu ihr hinüber. In seinem Blick waren Erstaunen und ein Anflug von Hochachtung. »Sie wissen von Helios?«
»Ist er einer von Ihren Leuten?«, fragte sie noch einmal.
Er nickte. »Woher wissen Sie das?«
»Das tut hier nichts zur Sache. Warum hat man mir die ganze Zeit dieses Theater vorgespielt?«
»Nachdem uns die Gerüchte über die Aufzeichnungen zu Ohren gekommen waren, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch andere davon erfahren würden. Das hat Sie automatisch zu einem potentiellen Ziel gemacht. In Anbetracht der Tatsache, dass heute jemand gleich zweimal einen Mann geschickt hat, um Sie zu beseitigen, war Langleys Sorge also durchaus berechtigt. Dafür sollten Sie vielleicht sogar dankbar sein.«
Sie schnaubte verächtlich. »Langley ging – und geht – es immer nur um die mögliche Existenz dieser Aufzeichnungen, nicht um mein Überleben.«
Er versuchte sich zu rechtfertigen. »Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Unterlagen in die falschen Hände geraten, Liz. Das werden Sie doch wohl verstehen.«
»Wer sagt mir, dass nicht Langley selbst einen Mann geschickt hat, um mich umzubringen?«
»Das ergäbe doch keinen Sinn. Wenn wir diese Aufzeichnungen haben wollen, bringen wir sie nach wie vor am ehesten durch Sie in unseren Besitz. Daran hat sich nichts geändert.«
Sie nickte. Hätte Langley den Killer geschickt, hätten sie den Fallout des ersten Anschlags wesentlich gründlicher beseitigt. »Um so schnell zu der Arztpraxis zu kommen und mit mir zu sprechen, müssen Sie bereits unterwegs oder ganz in der Nähe stationiert gewesen sein.«
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Die obere Hälfte seines Gesichts lag im Schatten, sodass sein Grübchen in den letzten Sonnenstrahlen dunkler und tiefer wirkte als sonst. »Ich bin in L.A. stationiert und war gerade wegen einer Anfrage nach Thousand Oaks unterwegs, als ich das mit Flores und Walker erfuhr – und dann diese Geschichte mit Ihnen. Um die Polizei aus allem rauszuhalten, veranlasste Langley umgehend, dass ich kurz in die Rolle von Harry Craine schlüpfen konnte. Sie ließen die Papiere hier für mich hinterlegen.«
»Haben Sie das Ganze inzwischen mit dem Sheriff geklärt?«
»Natürlich. Wenn jemand anruft, wird ihm mitgeteilt, Kirks Meldung sei aufgetaucht, und die Ermittlungen befänden sich bereits in vollem Gang.«
Aber Liz war in Gedanken bereits woanders. Es war fast ein körperliches Gefühl, so, als wäre sie krank, als hätte sie plötzlich heftiges Fieber bekommen. Krank vor Angst um Sarah und Asher. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sarah und Asher da mit reingezogen wurden.« Sie gab Gas, um schneller zum Flughafen zu kommen. Und nach Paris, wo sie von ihnen gebraucht wurde.
»Was haben Sie anderes erwartet? Sobald Sie bekannt gaben, dass Sie an einer Serie über Auftragskiller des Kalten Kriegs arbeiteten, darunter auch der Carnivore, wurden Sie zwangsläufig zur Zielscheibe. Alle, die sich durch die Existenz dieser Aufzeichnungen bedroht sahen, hatten bereits mindestens einmal einen Killer mit einem Mord beauftragt – nämlich als sie Ihren Vater engagierten. Wenn die Betreffenden also annehmen müssen, Sie könnten Beweise für das haben, was sie damals getan haben, ist ihr Leben keinen unbezahlten Strafzettel mehr wert. Zugleich macht jetzt jeder, der die Aufzeichnungen in seinen Besitz bringen will, Jagd auf Sie – und zwar ohne Rücksicht auf Verluste, wie man an der Entführung Ihrer Cousine sehen kann.«
»Warum haben Sie mir das nicht bei unserer ersten Begegnung erzählt? Warum dieses ganze Theater?«
»Asher war noch nicht richtig bei Bewusstsein und faselte zum Teil ziemlich zusammenhangloses Zeug. Wir wollten erst Gewissheit haben, was genau passiert ist, und das hat etwas gedauert. Aber weil Langley dachte, der Anschlag auf die beiden könnte mit dem auf Sie zusammenhängen, wurde ich hinzugezogen.«
Sie holte tief Luft. »Hat Langley die Absetzung meiner Fernsehserie angeordnet?«
»Wir haben Druck ausgeübt«, gab er zu. »Nachdem Sie damit nicht mehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, sind Sie vielleicht nicht so gefährdet wie bisher. Wir wollen nicht, dass unsere Suche nach Sarah in irgendeiner Weise behindert wird.«
»Sie meinen wohl eher, die Suche nach den Aufzeichnungen.«
Er zuckte mit den Achseln. »Natürlich.«
Sie nahm die Mission Street-Auffahrt zum Highway 101 und fuhr in Richtung Westen zum
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