Der Nautilus-Plan
Sportkleidung, Frauen mit Einkaufstüten und Babys. Nichts schien irgendwie ungewöhnlich.
Als sie am Straßenrand stehen blieb, um nach einem Taxi zu winken, hörte sie direkt hinter sich ein stoßartiges Ächzen. Sie wirbelte herum und sah einen kleinen, drahtigen Mann, der sich auf den Bürgersteig warf und Mac mit einer blitzartigen Drehbewegung die Beine unter dem Körper wegschlug.
Mac verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Im selben Moment stürzte sich Liz bereits auf den Angreifer.
Doch der wich ihr aus und sprang hoch. Als er loszulaufen begann, riss sie ihre Umhängetasche hoch. Sein Fuß krachte mit voller Wucht dagegen.
Er geriet ins Taumeln, verlor das Gleichgewicht und landete mit dem linken Knie mit voller Wucht auf dem Beton. Es gab ein dumpfes Knacken von sich, und seine Augen flackerten vor Schmerz und Panik.
Als Mac sich aufrappelte und Liz hochsprang, kämpfte sich auch der Angreifer mit zusammengebissenen Zähnen hoch und humpelte, erschrockene Passanten beiseite stoßend, überstürzt davon.
Mac rannte ihm hinterher, und Liz hob ihre Tasche auf und nahm ebenfalls die Verfolgung auf. Der Flüchtige blickte sich in panischer Angst nach ihnen um. Er war verletzt, und Mac holte ihn rasch ein. Er hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Wild mit den Armen fuchtelnd, sprang er auf die dicht befahrene Straße und rannte unter lautem Hupen und Bremsenquietschen zwischen zwei Autos hindurch.
Mac blieb stirnrunzelnd am Straßenrand stehen und beobachtete, wie der Mann die zweite Fahrspur zu überqueren versuchte, wo ein schwarzer Citroën nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte. Lautes Bremsenquietschen und ein grauenhafter dumpfer Knall drangen durch die Sommerluft. Nachkommende Autos versuchten zwar unter heftigem Schlingern und Schleudern, dem auf der Straße liegenden Mann auszuweichen, aber er wurde dennoch von zwei weiteren Pkws überfahren, bevor der gesamte Verkehr ruckend zum Stehen kam.
Mac und Liz standen in einigem Abstand voneinander stumm am Straßenrand und beobachteten das Chaos. Leute sprangen aus ihren Autos oder stürzten vom Bürgersteig auf die Straße, um dem Überfahrenen zu Hilfe zu eilen. Dann löste sich aus der Menge auf der Straße ein Mann, der über die stehenden Autos hinweg zu Mac schaute und ihm mit einem Kopfschütteln signalisierte, dass der Angreifer tot war.
Als das hektische Jaulen eines Krankenwagens und die ersten Polizei-Klaxons ertönten, tauchte der Mann in der Menge unter.
Mac eilte auf Liz zu. »Lassen Sie uns lieber verschwinden. Aber getrennt.«
»Was sollte das? Wer war der Kerl?«
Statt einer Antwort öffnete Mac seine Hand. In seiner Handfläche lag ein Feuerzeug. Er ließ den Deckel zurückschnappen. Statt einer Flamme wurde eine winzige Injektionsnadel sichtbar. »Das hier hatte der Kerl in der Hand. Er wollte Ihnen etwas injizieren. Wahrscheinlich Gift. Ich lasse es im Labor analysieren.«
Ihr Herz begann heftig zu klopfen. »O Gott. Woher wussten Sie das?«
»Nur so ein Gefühl. Mir war aufgefallen, dass er Sie heimlich beobachtete. Und als Sie dann am Straßenrand standen, um ein Taxi zu rufen, näherte er sich Ihnen von hinten. An diesem Punkt habe ich eingegriffen. Es hätte auch ein Fehlalarm sein können, aber nach der Geschichte in Santa Barbara wollte ich kein Risiko eingehen.«
Sie spürte, wie ihr unter den Kleidern der Schweiß ausbrach. »Danke. Vielen Dank.«
»Keine Ursache. Clever, dieses Manöver mit der Tasche. Wenn er sich nicht am Knie verletzt hätte, wäre er vielleicht entkommen, um es noch einmal zu versuchen.«
»Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte ihn verhören können.«
»Mir auch.« Er hob den Kopf und drehte sich in die Richtung, aus der sich der Krankenwagen näherte. Mit gellender Sirene bahnte er sich seinen Weg durch den stehenden Verkehr. Die Polizei war dicht hinter ihm.
»Wir sollten uns lieber trennen und verschwinden.« Er entfernte sich.
In diesem Moment sah Liz eine Frau, die ihr schon zuvor aufgefallen war. Als sie das Krankenhaus verlassen hatte, hatte die Frau mit einer Einkaufstüte der Galeries Lafayette am Eingang gestanden, als wartete sie auf jemanden. Sie war immer noch allein, hatte aber anscheinend aufgehört zu warten. Sie hatte eine aristokratische Nase mit einem kleinen Höcker in der Mitte. Ihr Gesicht war gepudert, und sie trug einen matt roten, fast braunen Lippenstift. Ihr einfacher Haarschnitt und ihre biedere Aufmachung verliehen ihr etwas Kleinbürgerliches. Außerdem
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