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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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schlief er. Er beobachtete weiter aufmerksam seine Umgebung, als er sein Handy ausmachte und wegsteckte. Er hatte das Taxi so geparkt und die Rückspiegel so gestellt, dass es keinen toten Winkel gab. Er war Anfang sechzig, aber kräftig und muskulös. Sah man davon ab, dass er unter seiner Mütze kein Haar auf dem Kopf hatte, hatte er keine besonderen Kennzeichen.
    Er hieß Cesar Duchesne, aber hinter seinem Rücken wurde er Le Boiteux, der Hinkende, genannt. Von Angesicht zu Angesicht wagte es niemand, ihn anders als Duchesne zu nennen.
    Als ein zweites Taxi in die Durchfahrt bog und ein Stück hinter ihm anhielt, griff Duchesne nach seiner 9mm Walther, die genau wie er von unbekannter Herkunft war. Er stieg aus und steckte die Waffe in seine verschränkten Arme. Er ging mit einem deutlichen Hinken, sein rechter Fuß war stark nach innen gedreht.
    »Komm endlich, Guignot«, rief er auf Französisch. »Ich habe nicht ewig Zeit.« Die Pariser Hitze klebte an ihm wie eine lästige Frau.
    Der andere Mann, Guignot, stieg aus und sah sich, nervös den Kopf drehend, in der dunklen Durchfahrt um. Dann eilte er auf Duchesne zu. »Bonjour, Monsieur.«
    »Meldung.«
    Guignot war bemüht, seiner Stimme einen professionellen Ton zu verleihen. »Am Flughafen ist sie mir entwischt. Sie hat sich sehr schnell angestellt und stand deshalb ganz vorn in der Schlange. Und wegen der Polizei konnte ich mich nicht vordrängeln.« Als er die Pistole in Duchesnes Armen sah, verstummte er abrupt und machte einen Schritt zurück. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Monsieur Duchesne«, stieß er atemlos hervor und nestelte mit seinen schmutzigen Fingern an seinem Jeanshemd herum. » Non, non. Trevale hat gesagt, Sie wären zwar streng, aber gerecht.« Er sah zu seinem Taxi zurück.
    Duchesne wusste, Guignot wog seine Chancen ab, es zu erreichen. »Gerecht zu sein, kann man sich nicht immer leisten.« Er blickte finster durch seine Sonnenbrille. Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, wie wichtig es war, dass sich alle neuen Angestellten des Ernsts der Sache bewusst waren. »Und die Frage ist, kann ich mir dich leisten, Guignot?« Er machte eine Handbewegung, und plötzlich war die Walther auf das Herz des kleinen Ganoven gerichtet. »Können das deine Frau und deine Kinder?«
    Das Gesicht starr vor Entsetzen, machte Guignot einen Schritt zurück. » Oui, absolument. Beim Grab meiner Mutter!«
    »Wo ist die Frau jetzt?«
    Mit zitternden Fingern wischte sich Guignot den Schweiß von der Oberlippe. »In ihrem Hotel. Das ist die gute Nachricht. Vor dem Hôpital Américain ist ein schrecklicher Unfall passiert. Das war vielleicht ein Chaos! Aber ich war trotzdem rechtzeitig zur Stelle, als sie nach einem Taxi winkte. Im Hotel sagte sie dem Türsteher, sie wäre Sarah Walker. Sie wohnt im Valhalla, nicht weit von der Rue de Buci, genau wie Sie gesagt haben.«
    Duchesne beobachtete seinen neuen Helfer, der mit gesenktem Blick von einem Fuß auf den anderen trat. »Bon« , sagte er schließlich. »Ich werde Trevale sagen, dass du in Ordnung bist, und ich werde auch in Zukunft auf dich zurückgreifen, zusammen mit den anderen.« Er griff in seine Hemdtasche und reichte Guignot einen dicken Packen Euro-Scheine. »Damit kannst du schon mal deine Schulden bei ihm abbezahlen.«
    Guignots Gesicht spaltete sich zu einem braunzähnigen Grinsen. Mit einer geübten Handbewegung fächerte er den Packen Scheine auf und strich mit der Spitze seines kleinen Fingers über sie, während er sie mit stummen Lippenbewegungen addierte.
    Duchesne sagte ihm, wo sie sich das nächste Mal treffen würden. »Du weißt, wie dein Auftrag lautet?«
    Guignot ging bereits zu seinem Taxi zurück. » Oui. Ich werde wieder Meldung erstatten.«
     
    Das Valhalla war ein einfaches, aber komfortables Hotel im Quartier Latin, von dessen oberen Etagen man dank der Erkerfenster einen hervorragenden Blick auf die zwei Straßen an der nächsten Ecke hatte. Nicht weit vom Hotel gab es einen schon seit Jahrhunderten bestehenden Markt, von dem das Aroma köstlichen Landkäses und frisch gebackenen Brots herüberdrang. Vor den Cafés saßen die Leute an kleinen Tischen im Freien, tranken vin ordinaire und betrachteten den Strom an ihnen vorbeiparadierender Frauen in schwingenden Röcken und Männern in Polohemden und Hosen.
    Zunächst war Liz nicht gerade begeistert gewesen, was man in Langley mit ihr vorhatte. Je öfter sie an den Killer vor dem Krankenhaus dachte, desto mehr gelangte sie zu der

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