Der Nautilus-Plan
willst, werden sie dich garantiert filzen.« Er hatte immer noch seine Beretta einstecken.
»Das glaube ich nicht.«
»Tot oder im Krankenhaus wirst du mir aber herzlich wenig nützen.«
»Hab einfach Vertrauen zu mir. Ich krieg das schon hin.«
»Ich weiß nicht, Simon. Das ist nicht irgendein harmloser Jux.«
Er seufzte. »Das kriege ich von meiner Chefin ständig zu hören. Glaub mir, ich weiß, was ich tue.«
»Ich kann das auch allein machen, weißt du.«
»Nein, kannst du nicht, Sarah. Mit etwas Glück würde er dir zwar nichts tun, aber du bekämst nichts aus ihm raus. Halt dich im Hintergrund und lass einfach mich machen. Das hier ist meine Sache. Liz würde das bestimmt verstehen.«
Sie runzelte die Stirn. Sie würde im Hintergrund bleiben, aber ihn zugleich scharf im Auge behalten.
An Unaks Tür hielt Simon dem elegant gekleideten Bodyguard seinen Ausweis unter die Nase. »Inspector Scott Anderson. Ich möchte Jimmy Unak sprechen.«
Der Mann packte Simon am Handgelenk und sah sich den Ausweis genau an. Er zog eine Braue hoch. »Aus Manchester? Was führt Sie so weit zu uns nach Süden, Inspector?«
»Sieh mal einer an, Sie können ja sogar lesen. Aber jetzt, wenn Sie gestatten würden?« Simon riss sein Handgelenk los und sah den Mann finster an.
Mit den starren Augen eines großen weißen Hais erwiderte der Gangster den Blick, senkte das Kinn und sprach in ein Mikrofon an seinem Revers. In seinem Ohr wurde ein kleiner Empfänger sichtbar.
Wenige Augenblicke später flackerten seine Augen. Er öffnete die Tür, tippte mit Daumen und Zeigefinger in einem scheinbar unterwürfigen Gruß an seine Stirn und verkündete in leisem, spöttischem Ton: »Zweite Tür links, Chef.«
Angesichts des Hohns in der Stimme des Mannes spürte Liz, wie ihr Adrenalinspiegel abrupt stieg. Eines musste sie Simon lassen: Er hatte sich hervorragend im Griff. Mit einem dumpfen Knall wie in einem mittelalterlichen Verlies ging die Tür hinter ihnen zu, und der Lärm und die Musik aus dem Club verstummten, als wären sie mit einem Messer abgeschnitten worden. Hervorragende Schalldämmung, und kugelsicher war die Tür vermutlich auch, nahm Liz an. Sie wurden von einem anderen Bodyguard erwartet. Er war auffallend muskulös und führte sie einen hell beleuchteten Gang hinunter.
Er klopfte einmal an Unaks Tür und öffnete sie.
Jimmy Unak stand hinter einem langen Schreibtisch, der auch dem Vorstandsvorsitzenden eines Blue-Chip-Unternehmens gut zu Gesicht gestanden hätte. An den nussbaumvertäfelten Wänden hingen geschmackvoll gerahmte impressionistische Gemälde, möglicherweise Originale. Unak war ein Koloss von einem Mann, aber sein eleganter Smoking saß so gut, dass er nur geringfügig zu dick wirkte. Nachdem er mit der Fernbedienung eine politische Diskussionsrunde auf BBC ausgeschaltet hatte, setzte er sich in seinen riesigen Chefsessel und bedeutete Simon und Liz, auf zwei eleganten Ledersesseln Platz zu nehmen.
Als sie sich setzten, bezog der muskulöse Wachmann vor der Tür Stellung. Hinter Unak saß auf einem gegen die Wand zurückgelehnten Stuhl ein weiterer Mann.
Unak sagte finster: »Manchester, sagen Sie? Was will die Polizei von Manchester von mir, Inspector – wie war Ihr Name gleich wieder?«
Liz bemerkte die angespannte Wachsamkeit in Unaks Miene. Vielleicht aufgrund dessen, was der MI6 hatte durchblicken lassen – dass Unaks Rivale Donny Mester ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte.
»Anderson«, sagte Simon nachsichtig, als spräche er mit einem Kind. »Inspector Scott Anderson.«
Unak nickte kurz. Der Mann an der Tür verließ den Raum. Er würde sich bei Scotland Yard erkundigen, denn dort hätte ein Kriminalinspektor aus Manchester seine Ankunft in London sicher angekündigt. Jetzt wurde Liz klar, dass das der Grund war, weshalb Simon eine gewisse Michele Warneck angerufen hatte. Sie würde ihn decken, wenn sich bei Scotland Yard jemand nach ihm erkundigte.
»Ich hatte schon immer ein schlechtes Namengedächtnis.« Unak lachte. Ein kaltes Lachen, das dennoch sein angegriffenes Nervenkostüm verriet. »Und, was führt Sie zu mir, Inspector? Ich war schon Jahre nicht mehr im Norden.«
»Wir sollten uns dringend über ein paar Dinge unterhalten, die kürzlich ans Licht gekommen sind.« Simon schlug die Beine übereinander, ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und hielt dabei den Blick unverwandt auf Unak gerichtet. »Vielleicht sollten wir das aber lieber unter sechs Augen tun. Ich
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