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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Verkehr, als wäre die Antwort auf der Straße zu finden. »Die Person, die der erste Zeuge beschrieben hat, bin ich, aber bei dem zweiten Verdächtigen kann es sich nur um den Killer handeln, der nach uns in dem Lagerhaus auftauchte. Das heißt, er ist weder dir noch mir gefolgt. Er hat Tish einfach so lange geschlagen, bis sie ihm sagte, wohin ich wollte. Dieses Monster!«
    »Dann ist er also bei Tish aufgetaucht, weil er hinter dir her war. Woher wusste er, dass du sie besuchen würdest?«
    »Wenn ich das nur wüsste.« Ihr Mund wurde trocken. Obwohl sie ständig das Gefühl gehabt hatte, observiert zu werden, hatte sie keine konkreten Anzeichen bemerkt, die darauf hingedeutet hätten. Offensichtlich war sie doch nicht mehr so gut, wie sie gedacht hatte.
    »Jetzt rück endlich raus mit der Sprache«, drängte Simon sie. »Vielleicht werde ich eher schlau aus dem Ganzen.«
    Sie sah ihn scharf an. »Bist du umgekehrt bereit, mir zu erzählen, was du in Bratislava gemacht hast?«
    »Das darf ich nicht.«
    »Ich darf dir auch nicht mehr erzählen.«
    Sie tauschten einen Blick aus. Dann schaute er weg und sagte: »Jetzt ist die Polizei auch hinter dir her. Wir müssen davon ausgehen, dass ihnen eine wesentlich genauere Personenbeschreibung vorliegt als die im Radio durchgegebene.«
    Liz saß nur schweigend da und dachte an Sarah. Sie versuchte sich vorzustellen, wo sie sein könnte, versuchte nicht daran zu denken, wie es ihr gerade ging, was sie ihr vielleicht angetan hatten und welche Angst sie haben musste. Und vor allem versuchte sie auch, nicht an die Leute zu denken, die bereits getötet worden waren. Alle waren Opfer, auch sie selbst. Aber sie war ein Opfer, das sich noch wehren konnte.
    In einer kleinen Seitenstraße fand Simon endlich einen Parkplatz. Er machte den Motor aus, hob eine schwarze Sporttasche vom Rücksitz und kramte in seiner Ausweissammlung.
    »Ist eigentlich einer von denen echt?«, fragte Liz.
    »Hoffentlich nicht.«
    »Privat oder MI6?«
    »Ein bisschen von beidem.« Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer. »Kann ich bitte Michele Warneck sprechen? Richtig. Simon Childs am Apparat.« Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er wartete. »Michele? Ja, das Gleiche. Wie üblich. Richtig, und danke.« Er beendete das Gespräch.
    »Was sollte das gerade?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme. Die Geheimnisse von Whitehall brauche ich dir ja wohl nicht zu verraten, oder? Aber jetzt lass uns mal sehen, ob wir aus Jimmy Unak was Brauchbares herausbekommen.«
     
    Jimmy Unaks Hauptquartier war ein Nachtclub namens Velvet Menagerie. Für die Verhältnisse in Soho war das große Neonschild über dem Eingang klein und geschmackvoll. Der Türsteher hatte die Statur eines Preisboxers und trug ein teures Sportsakko aus schwarzer Seide. Die Nasenscheidewand piercten zwei Goldstifte, von seinem Hinterkopf hing ein langer schwarzer Zopf. Aus der Art, wie er seine Schultern bewegte, schloss Liz, dass er eine Waffe in einem Achselholster trug.
    Simon zückte seinen gefälschten Ausweis, worauf der Türsteher ein ominöses Brummen von sich gab, das sie als Aufforderung einzutreten auffassten. Im Innern schossen altmodische Disco-Scheinwerfer Schwindel erregende Farben über die gigantische Tanzfläche, auf der sich zu den trommelfellzerfetzenden Klängen von Split Lip zuckende Paare wanden. Ein von der Decke hängendes Transparent erklärte die Gruppe zum heißesten Act der Londoner Club-Szene. Obwohl es lange nach Mitternacht war, war die Luft nicht nur von Schweiß und Alkohol durchdrungen, sondern auch von Euphorie.
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Liz zu Simon.
    Bevor er widersprechen konnte, hatte sie sich einen Weg an die Bar gebahnt und ihren Zeigefinger in Richtung Barkeeper gekrümmt. Optimismus in den Augen, kam er auf sie zu. Liz setzte ihr bezauberndstes Lächeln auf und erkundigte sich in dem Lärm, wo sie Mr. Unak finden könne. Der Barkeeper zeigte auf eine Tür, die von einem unscheinbaren Kerl in einem Smoking bewacht wurde.
    Als der Barkeeper sich entfernte, um einen anderen Gast zu bedienen, bemerkte Liz an seinem Gesäß eine Wölbung in seiner weißen Schürze. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie sich Simons Blick, der in dieselbe Richtung ging, verfinsterte. Auch er hatte die Waffe gesehen. Sie umschifften die Tanzfläche und steuerten auf den schnieken Wachmann vor Jimmy Unaks Tür zu. Bestimmt war auch er bewaffnet.
    Liz flüsterte Simon ins Ohr: »Wenn du in Unaks Büro

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