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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Sie Ihr Den­ken un­ter Kon­trol­le ha­ben, wer­den Sie über Ih­re Fä­hig­kei­ten froh sein“, er­wi­der­te er sanft. „Ich wünsch­te, es wä­re al­les so wie frü­her“, mein­te sie aus­drucks­los.
    „Es war ei­ne un­mensch­li­che, er­bar­mungs­lo­se Welt. Es ist gut, daß wir sie los sind.“ Sie nick­te. Ihr Flüs­tern war kaum hör­bar: „O Sol­dat, du liegst tot auf dem Reif, in dei­nem Haar ist Frost und Düs­ter­nis in dei­nen Au­gen.“ Be­vor er fra­gend die Brau­en he­ben konn­te, fuhr sie laut fort: „Aber da­mals lieb­ten und hoff­ten wir. Es gab die klei­nen Cafés, er­in­nern Sie sich? Und Men­schen, die in schumm­ri­gem Licht lach­ten, es gab Mu­sik und Tanz, Bier und Kä­se­sand­wi­ches um Mit­ter­nacht, Se­gel­boo­te, sü­ße Ku­chen, Pro­ble­me mit der Ein­kom­men­steu­er, un­se­re Spa­ße und – uns bei­de; wo ist Pe­te jetzt?“
    „Er wird bald zu­rück sein“, sag­te Kear­nes has­tig. Es hat­te kei­nen Sinn, sie dar­an zu er­in­nern, daß das Ster­nen­schiff be­reits zwei Wo­chen über­fäl­lig war. „Es geht ihm gut. Sie sind es, über die wir uns Ge­dan­ken ma­chen müs­sen.“
    „Ja.“ Sie kniff ernst die Brau­en zu­sam­men. „Sie kom­men im­mer noch; die Schat­ten, mei­ne ich. Wor­te aus dem Nichts. Manch­mal ha­ben sie fast einen Sinn.“
    „Kön­nen Sie sie wie­der­ho­len?“ frag­te er.
    „Ich weiß nicht. Die­ses Haus ist auf Long Is­land, Sehn­suchts­in­sel, In­sel des Ver­lan­gens {2} , wo ist Pe­te?“
    Er ent­spann­te sich ein we­nig. Das war ei­ne of­fen­sicht­li­che­re As­so­zia­ti­on als die, mit der sie ihn das letz­te Mal be­kannt ge­macht hat­te. Wie hat­te sie noch ge­lau­tet? Aber wenn das Äu­ßers­te leer­ge­fro­ren und Zeit so dun­kel ist, daß Licht­lo­sig­keit ein Ge­wicht ist, was liegt dann dar­un­ter … Viel­leicht heil­te sie sich selbst in der Stil­le ih­rer Ein­sam­keit.
    Aber das war nicht si­cher. Die Din­ge hat­ten sich zu sehr ver­än­dert. Der Geist ei­nes Schi­zo­phre­nen wan­der­te in Län­der, in die er nicht fol­gen konn­te, für die neu­en Denk­mus­ter und -mo­del­le gab es ein­fach noch kei­ne Blau­pau­sen. Aber er glaub­te, daß sich in Shei­las Ver­hal­ten ei­ne Ge­sun­dung ab­zeich­ne­te.
    „Ich soll­te nicht mit ih­nen spie­len, ich weiß“, sag­te sie un­ver­mit­telt. „Es ist ge­fähr­lich. Wenn man sie bei der Hand nimmt, las­sen sie sich für ei­ne Wei­le füh­ren, aber sie las­sen die Hand auch nicht mehr los.“
    „Ich freue mich, daß Sie das er­kannt ha­ben“, sag­te er. „Was Sie wol­len, ist ja, Ih­ren Ver­stand, Ihr Den­ken zu trai­nie­ren – stel­len Sie sich ihn da­zu als Werk­zeug oder Mus­kel vor. Ma­chen Sie die Übun­gen in lo­gi­schen Fol­gen und all­ge­mei­ner Se­man­tik.“
    „Das ha­be ich.“ Sie ki­cher­te. „Die tri­um­pha­le Ent­de­ckung des Of­fen­sicht­li­chen.“
    „Aha“, lach­te er, „im­mer­hin sind Sie wie­der so­weit auf den Fü­ßen, um iro­ni­sche Be­mer­kun­gen zu ma­chen.“
    „Oh, ja.“ Sie zog einen Fus­sel aus der Pols­te­rung. „Aber wo ist Pe­te?“
    Er um­ging die Fra­ge, in­dem er ei­ni­ge rou­ti­ne­mä­ßi­ge Wort-As­so­zia­ti­ons­tests mit ihr durch­führ­te. Ihr dia­gno­s­ti­scher Wert war fast gleich Null – je­des­mal, wenn er es mit ih­nen pro­bier­te, schie­nen die Wor­te ver­schie­de­ne In­hal­te be­kom­men zu ha­ben –, aber er konn­te die Er­geb­nis­se in sei­ne Da­ten­samm­lung auf­neh­men. Mög­li­cher­wei­se wür­de er ge­nug Ma­te­ri­al zu­sam­men­be­kom­men, um ein zu­grun­de lie­gen­des Mus­ter zu fin­den. Die neue n-di­men­sio­na­le kon­for­me Er­fas­sungs­me­tho­de sah viel­ver­spre­chend aus, viel­leicht wür­de sie ein fol­ge­rich­ti­ges, in sich ge­schlos­se­nes Bild lie­fern.
    „Ich muß ge­hen“, sag­te er schließ­lich. Er tät­schel­te ih­ren Arm. „Es wird schon wer­den. Und ver­ges­sen Sie nicht: Wenn Sie je schnell Hil­fe oder auch nur Ge­sell­schaft brau­chen, ein An­ruf ge­nügt.“
    Sie stand nicht auf, son­dern blieb sit­zen und sah ihm nach, bis er den Raum ver­las­sen hat­te. Dann seufz­te sie. Ich mag Sie nicht, Dr. Fell, dach­te sie. Sie se­hen wie ei­ne Bull­dog­ge aus,

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