Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
ver­lang­sam­te sie, sie kehr­ten zu dem zu­rück, was sie vor der Ver­än­de­rung ge­we­sen wa­ren. Tiefer und tiefer ras­te das Schiff in ei­ne stän­dig zu­neh­men­de Feld­dich­te, und sie hat­ten nicht mehr die In­tel­li­genz, es zu kon­trol­lie­ren.
    Das nächs­te Schiff wird mit ei­ner Schutz­vor­rich­tung da­ge­gen ge­baut wer­den, dach­te Co­rinth in dem Cha­os. Sie wer­den ah­nen, was ge­sche­hen ist – aber was wird uns das nüt­zen?
    Er sah wie­der nach drau­ßen, die Ster­ne schie­nen zu tan­zen und zu schwan­ken. Das Feld, über­leg­te er ver­zwei­felt, wir ken­nen we­der sei­ne Form noch sei­ne Aus­deh­nung. Ent­we­der wir ver­las­sen es tan­gen­ti­al und ha­ben den Ke­gel bald hin­ter uns – oder wir sind für die nächs­ten hun­dert Jah­re hier ge­fan­gen.
    Shei­la!
    Co­rinth senk­te den Kopf, die phy­si­sche Qual der plötz­li­chen zel­lua­ren Um­stel­lung mach­te ihm das Den­ken un­mög­lich; er wein­te.
    Das Schiff ras­te wei­ter in die Dun­kel­heit.

 
15
     
    Das Haus stand auf Long Is­land, ober­halb ei­nes wei­ßen Stran­des, der zum Meer ab­fiel. Es hat­te einst zu ei­nem grö­ße­ren Be­sitz ge­hört; Bäu­me und ei­ne ho­he Mau­er schirm­ten es von der Au­ßen­welt ab.
    Ro­ger Kear­nes brach­te sei­nen Wa­gen vor dem Säu­len­por­tal zum Ste­hen und stieg aus. Er frös­tel­te ein we­nig und stopf­te sei­ne Hän­de in die Jack­en­ta­schen, als die rau­he, nas­se Käl­te ihn um­fing. Es gab kei­nen Wind, kei­nen Schat­ten, nur einen spä­ten Schnee, der dick und trau­rig aus ei­nem nied­ri­gen Him­mel rie­sel­te, auf den Fens­ter­schei­ben haf­ten­blieb und auf dem Bo­den zu großen Trä­nen schmolz. Er frag­te sich zwei­felnd, ob es je wie­der einen Früh­ling ge­ben wür­de.
    Nun ja, er reck­te sich und läu­te­te an der Tür. Es gab Ar­beit für ihn – er muß­te sich um sei­ne Pa­ti­en­tin küm­mern.
    Shei­la Co­rinth öff­ne­te die Tür. Sie war im­mer noch dünn, die Au­gen groß und dun­kel in ei­nem blas­sen, kind­li­chen Ge­sicht; aber sie zit­ter­te nicht mehr, und sie hat­te sich der Mü­he un­ter­zo­gen, ihr Haar zu käm­men und ein Kleid an­zu­zie­hen.
    „Hal­lo, hal­lo“, sag­te er lä­chelnd. „Wie geht’s denn heu­te?“
    „Ach – nicht schlecht.“ Sie mied sei­nen Blick. „Wol­len Sie nicht her­ein­kom­men?“
    Sie führ­te ihn einen Gang ent­lang, des­sen fri­schem An­strich es nicht ganz ge­lang, die freund­li­che At­mo­sphä­re zu er­zeu­gen, die Kear­nes gern ge­se­hen hät­te. Aber man konn­te nicht al­les ha­ben. Shei­la konn­te sich glück­lich schät­zen, ein gan­zes Haus und ei­ne freund­li­che, äl­te­re Frau – ei­ne Schwach­sin­ni­ge – als Hil­fe und Ge­sell­schaft zu ha­ben. Selbst heu­te mach­te es noch et­was aus, wenn der Gat­te ein wich­ti­ger Mann war.
    Sie be­tra­ten das Wohn­zim­mer. Ein Feu­er pras­sel­te im Ka­min, und man blick­te auf den Strand und den ru­he­lo­sen Ozean. „Set­zen Sie sich“, lud Shei­la ihn teil­nahms­los ein. Sie ließ sich in einen Ses­sel fal­len, blieb reg­los sit­zen und starr­te aus dem Fens­ter.
    Kear­nes folg­te ih­rem Blick. Wie schwer die See roll­te! Selbst hier, im In­nern, konn­te er hö­ren, wie sie an der Küs­te nag­te, Fel­sen und Stei­ne an­ein­an­der­rieb, die Welt zer­nag­te wie der Zahn der Zeit. Grau und weiß bis zum Ho­ri­zont, weiß­mäh­ni­ge Pfer­de, stamp­fend und ga­lop­pie­rend, wie schreck­lich laut sie wie­her­ten!
    Er riß sich los und öff­ne­te sei­nen Ak­ten­kof­fer. „Ich ha­be noch ein paar Bü­cher für Sie“, sag­te er. „Psy­cho­lo­gie. Sie sag­ten, Sie sei­en dar­an in­ter­es­siert.“
    „Das bin ich, dan­ke.“ Ih­re Stim­me war völ­lig ton­los.
    „Jetzt na­tür­lich hoff­nungs­los über­holt“, fuhr er fort. „Aber sie könn­ten Ih­nen einen Ein­blick in die Grund­prin­zi­pi­en ge­ben. Sie müs­sen selbst her­aus­fin­den, wo Ihr Pro­blem liegt.“
    „Ich glau­be, ich weiß es“, sag­te sie. „Ich kann jetzt kla­rer den­ken. Ich kann er­ken­nen, wie kalt das Uni­ver­sum ist und wie klein wir sind …“ Sie blick­te ihn mit furcht­er­füll­ten Au­gen an. „Ich woll­te, ich könn­te nicht so klar den­ken!“
    „Wenn

Weitere Kostenlose Bücher