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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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fehl­te die mo­nu­men­ta­le Wür­de des To­des. Shei­la be­trat die Ein­gangs­hal­le. Sie sah kei­nen Men­schen, aber in ei­ner Ecke stand ein rät­sel­haf­tes Ding, des­sen Lämp­chen rhyth­misch auf­glüh­ten, wäh­rend es lei­se vor sich hin summ­te. Shei­la ging auf den Fahr­stuhl zu, zö­ger­te kurz und be­nütz­te die Trep­pe. Sie wuß­te nicht, was sie in der Zwi­schen­zeit mit dem Fahr­stuhl an­ge­stellt hat­ten – viel­leicht funk­tio­nier­te er jetzt voll­au­to­ma­tisch, viel­leicht rea­gier­te er di­rekt auf te­le­pa­thi­sche Be­feh­le, viel­leicht hat­ten sie in­zwi­schen einen Hund als Fahr­stuhl­füh­rer.
    Im sieb­ten Stock blieb sie schwer at­mend ste­hen und ging dann den Gang ent­lang. Er zu­min­dest hat­te sich nicht ver­än­dert – die Män­ner hier hat­ten ge­nug an­de­res zu tun. Aber die al­ten Leucht­stoff­röh­ren wa­ren nicht mehr da, jetzt war es die Luft selbst – oder die Wän­de, die De­cke, der Bo­den? –, die das Licht spen­de­te. Das schat­ten­lo­se Leuch­ten mach­te es aus­ge­spro­chen schwie­rig, Ent­fer­nun­gen ab­zu­schät­zen.
    Sie blieb vor dem Ein­gang zu Pe­tes al­tem La­bor ste­hen und schluck­te ih­re Furcht her­un­ter. Sei nicht al­bern, sag­te sie sich, sie wer­den dich schon nicht fres­sen. Aber was ha­ben sie in­zwi­schen dar­in ge­tan? Und was ma­chen sie jetzt?
    Sie gab sich einen Ruck und klopf­te. Nach ei­nem kaum wahr­nehm­ba­ren Zö­gern: „Her­ein!“ Sie dreh­te den Tür­knauf und trat ein.
    Der Raum hat­te sich so gut wie nicht ver­än­dert; und das war viel­leicht am schwers­ten zu ver­ste­hen. Ei­ni­ge der Ap­pa­ra­te stan­den durch lan­gen Nicht­ge­brauch ver­staubt in ei­ner Ecke, und sie ver­stand das Ding nicht, das dort auf drei Ti­schen ge­wach­sen war. Aber so war es im­mer schon ge­we­sen, wenn sie ih­ren Mann be­sucht hat­te, ein Wirr­warr aus Ge­rä­ten und tech­ni­schem Kram, mit dem sie in ih­rer un­wis­sen­den Be­schränkt­heit ein­fach nichts an­zu­fan­gen wuß­te. Es war im­mer noch der­sel­be große Raum, die Fens­ter öff­ne­ten sich zu ei­nem herz­los strah­len­den Him­mel und ent­fernt lie­gen­den Docks und La­ger­häu­sern, ein schä­bi­ger Kit­tel hing an der fle­cki­gen Wand, und ein schwa­cher Hauch nach Ozon und Gum­mi lag in der Luft. Die ab­ge­grif­fe­nen Nach­schla­ge­wer­ke la­gen im­mer noch auf Pe­tes Tisch, sein Tisch­feu­er­zeug – sie hat­te es ihm zu Weih­nach­ten ge­schenkt, oh, wie lan­ge war das her – lief lang­sam ne­ben ei­nem lee­ren Aschen­be­cher an, der Stuhl war ein we­nig zu­rück­ge­scho­ben, als sei er nur kurz weg­ge­gan­gen und wür­de je­den Au­gen­blick zu­rück­kom­men.
    Gru­ne­wald blick­te von dem Ding, an dem er ar­bei­te­te, auf und blin­zel­te in der kurz­sich­ti­gen Art, an die sie sich er­in­ner­te. Er sah mü­de aus, sei­ne Schul­tern wa­ren noch ge­beug­ter als frü­her, aber das brei­te, hel­le Ge­sicht war das­sel­be ge­blie­ben. Ein dun­kel­häu­ti­ger jun­ger Mann, den sie nicht kann­te, as­sis­tier­te ihm.
    Er mach­te ei­ne lin­ki­sche Hand­be­we­gung. (Na so was, Mrs. Co­rinth. Das ist ei­ne freu­di­ge Über­ra­schung. Kom­men Sie her­ein.)
    Der an­de­re Mann grunz­te, und Gru­ne­wald deu­te­te auf ihn. (Das ist) „Jim Man­zel­li“, sag­te er. (Er hilft mir mo­men­tan ge­ra­de aus. Jim, das ist) „Mrs. Co­rinth“, (die Frau mei­nes ehe­ma­li­gen Chefs).
    Man­zel­li nick­te kurz. (Freut mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen.) Er hat­te den Blick ei­nes Fa­na­ti­kers.
    Gru­ne­wald kam zu ihr her­über, wäh­rend er sei­ne ver­schmutz­ten Hän­de am Kit­tel ab­wisch­te. „Warum“ (sind Sie hier, Mrs. Co­rinth?)
    Sie ant­wor­te­te lang­sam und fühl­te ih­re Scheu scharf in der Keh­le. (Ich woll­te mich nur) „Um­se­hen.“ (Ich) „wer­de“ (Sie) „nicht“ (lan­ge) „auf­hal­ten.“ Bli­cke, sich in­ein­an­der ver­kramp­fen­de Fin­ger: Bit­te um Ver­ständ­nis.
    Gru­ne­wald sah sie nä­her an, und sie las in sei­nem Ge­sicht Schock: Du bist schreck­lich dünn ge­wor­den! Da ist ir­gend et­was Ge­hetz­tes, Ru­he­lo­ses – dei­ne Fin­ger sind stän­dig in Be­we­gung. Mit­ge­fühl: Ar­me Shei­la, es war ziem­lich

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