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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Gäste tanzen konnten.
    Die kleineren Tische wurden
ebenfalls an den Rand des Saales geräumt und an ihrer Stelle einige Spieltische
aufgestellt.
    Sallie ging wieder herum und
schenkte Wein und Wasser nach, wobei sie um die beiden Wiedergänger, die an
einem der Kartentische Platz genommen hatten, einen kleinen Bogen schlug.
    »Kannst du mir den Tisch dort
hinten abnehmen?«, bat sie Marsela.
    Das Mädchen lachte erfreut.
»Danke, Sallie, du bist ein Schatz!«, sagte sie. Sie richtete ihr Mieder, zog
sich eine kecke kleine Locke in die Stirn und kniff sich in die Wangen, bevor
sie mit ihrem Tablett losstürmte. Sallie blickte ihr verdutzt nach, und erst
als Marsela sich über einen der Spieler beugte und ihm kokett zulächelte, erkannte
sie den hübschen Blondschopf wieder.
    Die ersten Paare drehten sich
zur Musik. Sallie sah ein paar Minuten sehnsüchtig zu – wie schön die Damen
waren, die da in den Armen ihrer Tanzpartner lagen, sich wiegten und
herumwirbeln ließen und dabei lachend ihre zierlichen Fesseln zeigten. Es
musste wunderbar sein, so tanzen zu können. Sallie wagte ein paar verstohlene
Tanzschritte.
    Da legte jemand den Arm um
ihre Schultern und sie fuhr zusammen. »Amüsierst du dich?«, fragte der Graue
Herr, der lautlos neben ihr aufgetaucht war. »Möchtest du mit mir tanzen,
Sallie, holde Küchenmaid?«
    Verlegen schüttelte Sallie den
Kopf. »Ich kann nicht tanzen«, sagte sie. »Aber ich danke Euch, Herr. Darf ich
Euch etwas zu trinken bringen?«
    Der Graue Herr verstärkte
seinen Griff, seine Finger drückten hart ihre Schulter zusammen. Sie musste an
Korbens bleiches Gesicht denken. »Tanz mit mir, Mädchen!«, sagte er, und es war
keine Bitte.
    Sallie sah sich Hilfe suchend
um. Wenn Herr Kostandin in der Nähe war oder die Wirtschafterin, würden sie dem
Grauen Herrn sicher sagen, dass es nicht schicklich war, ein Serviermädchen zum
Tanz aufzufordern.
    Aber niemand eilte zu ihrer
Rettung herbei. Der Graue Herr ließ sie nicht los, sondern führte sie zur
Tanzfläche, nachdem er ihr das Tablett aus den unwilligen Fingern genommen und
irgendwo abgestellt hatte.
    Sie ergab sich, denn was sonst
blieb ihr übrig. Mit zusammengepressten Lippen und gesenktem Blick ließ sie zu,
dass er sie um die Taille nahm und in ihrem schlichten Kleid und den dunklen
Pantinen über die Tanzfläche drehte. Glücklicherweise spielte das Orchester
gerade einen Ländler, der nicht schwierig zu tanzen war, und so trat sie ihrem
Tanzpartner auch nur ein Mal auf seine schönen Lackschuhe. Sallie blickte
entschuldigend zu ihm auf und sah, dass sein Blick in die Ferne gerichtet war.
Er schien gar nicht bei der Sache zu sein, während er sie über die Tanzfläche
führte. Die anderen Tanzpaare machten Sallie und dem Grauen Herrn Platz, kein
Blick traf sie, niemand verzog das Gesicht oder machte eine abfällige
Bemerkung. Es war, als wären sie für alle anderen Luft. Sallie entspannte sich
ein wenig und erlaubte es sich, den Tanz zu genießen, auch wenn der Graue Herr
nicht unbedingt der Partner war, den sie sich gewünscht hätte. Er war zu
abwesend und sah nicht so aus, als bereitete ihm das Tanzen sonderliches Vergnügen.
    Der Ländler endete, der Graue
Herr ließ sie los und reichte ihr seinen Arm, um sie von der Tanzfläche zu
führen.
    »Ich danke dir«, sagte er und
ließ sie stehen.
    Sallie sah ihm nach, wie er in
der Tiefe des Saals verschwand. Warum hatte er das getan – um ihr eine Freude
zu machen? Sie schüttelte den Kopf und nahm ihre Arbeit wieder auf, herumstehende
leere Gläser einzusammeln.
    Der Abend wurde zur Nacht. Die
Beiköche kamen herein und stellten Platten und Tabletts für den Mitternachtsimbiss
auf die lange Tafel. Sallie sah verlockend garnierte kalte Happen, hübsche
bunte Bissen in Gelee, kleine entrindete Brotscheiben, die mit allerlei
Delikatessen belegt waren, appetitliche Spießchen mit kalter Tunke und einige
große Terrinen, aus denen es verheißungsvoll dampfte.
    Die Beiköche stellten sich
hinter der langen Tafel auf, um die Teller der heranströmenden Gäste zu beladen.
    Sallie ging ein wenig
beiseite, weil ihr Magen laut zu knurren begonnen hatte.
    Wieder griff jemand nach ihrem
Arm und sie machte einen erschreckten Satz. »Geh«, flüsterte eine Stimme in ihr
Ohr. »Geh schnell, mein Mädchen. Jetzt!«
    Sie drehte sich um, damit sie
sehen konnte, wer mit ihr sprach.
    Der Apotheker war es, der
hinter ihr stand, und sie erschrak über sein totenblasses Gesicht, aus dem sie
Augen

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