Der Neid eines Fremden
wahrscheinlich eine Firma von außerhalb. Zudem würde das Mädchen am Empfang einige Zeit brauchen, um herauszufinden, wer den Handwerker bestellt hatte. Er könnte also einfach mit seiner Werkzeugtasche aufkreuzen und sagen: »Klempner... ist schon in Ordnung, ich weiß, wo ich hin muß.« Wenn er einen kühlen Kopf bewahrte und einfach weiterging, müßte es damit getan sein. Er würde sich ein wenig verkleiden müssen. Für den Fall, daß jemand von der Saturday Show am Empfang saß, sollte er sich vielleicht einen Bart ankleben. Nichts Ausgefallenes, denn er wollte nicht auffallen.
Mr. Christoforou bewahrte in dem Schränkchen neben dem Münzfernsprecher eine alte Leinentasche mit Werkzeug auf. Es dürfte nicht schwerfallen, sie hinauszuschmuggeln und wieder zurückzustellen, bevor ihr Fehlen bemerkt würde. Er brauchte keine spezielle Arbeitskleidung zu tragen. Bei diesem Wetter war es ohnehin selbstverständlich, daß man etwas überzog. Seine alte Seemannsjacke und ein paar Jeans würden reichen.
Er mußte sicherstellen, daß sich Sonia zu der Zeit nicht im Gebäude aufhielt. Sie war die einzige, die ihn erkennen könnte. Aber das war kein Problem. Er würde sich mit ihr vor der U-Bahn-Station Holborn verabreden, und sie bitten, sich etwas früher freizumachen. Die blöde Kuh würde ewig auf ihn warten, selbst wenn er ihr vorschlagen würde, sie auf der Überholspur der M 1 zu treffen. Er hatte genug von Sonia. Die kurze Zeit ihrer Bekanntschaft hatte gereicht, um sie wie seine Mutter werden zu lassen. Ständig fragte sie ihn, ob er sie auch liebe und sie sich am nächsten Tag wiedersehen könnten. Obwohl sie unglaublich gefügig war. Zum ersten Mal bekam er alles, was er wollte, und konnte die verschiedenen Variationen ausprobieren. Als er letzte Nacht eines seiner Bücher mitgenommen hatte, war Sonia zwar von Kopf bis Fuß rot geworden, hatte sich aber tapfer an drei oder vier der weniger verrenkten Stellungen versucht. Sie mußte zugeben, daß es nicht weiter wichtig war, was zwei Menschen miteinander machten, wenn sie sich nur liebten und (noch entscheidender) bald heiraten würden.
Leo kam erst spät von der Arbeit. Rosa hatte zusammen mit den Kindern vor dem Fernseher gesessen und sah jetzt auf die Küchenuhr. Sie hatten einen Zeichentrickfilm angeschaut, in dem ein Hund mit einer Nase wie ein lakritzfarbener Golfball zeitweise als Hausmeister arbeitete, wenn er nicht gerade irgendein Verbrechen löste, das die Polizei von fünf Kontinenten vor ein Rätsel gestellt hatte.
Sie fühlte sich besser. Das lag einerseits an dem Mittagessen mit Duffy, andererseits an der alltäglichen Selbstverständlichkeit, mit der sie die Kinder von der Schule abgeholt, ihrem Geplapper zugehört und den Tee aufgesetzt hatte. Jetzt hackte sie Stangensellerie, Walnüsse und Paprika für einen Salat klein. Das Hühnerfleisch hatte den ganzen Tag im Schnellkochtopf in einer Sauce aus Wein, Brühe und Kräutern vor sich hingeköchelt. Sie hatte Lust auf ein Glas Wein, schenkte sich jedoch keinen ein, weil das gewöhnlich das erste war. was Leo tat, wenn er nach Hause kam. Die erste Stufe des sich allmählich entwickelnden Rituals ihrer gemeinsamen Abende. Er hätte schon vor einer halben Stunde zu Hause sein müssen. Guy kam an die Küchentür.
»Wo ist Dad denn?«
Rosa wunderte sich über die Zuversicht der Kinder. Wo ist mein Biologiebuch? Wo sind meine Fußballschuhe? Die längste Brücke der Welt? Der Mars?
»Er kommt bestimmt bald nach Hause.«
»Gleich ist Kathys Schlafenszeit. Vielleicht muß sie ja ins Bett, ohne daß er ihr gute Nacht sagt.«
»Sei nicht so frech. Außerdem würde er zu ihr gehen, sobald er nach Hause käme, auch wenn sie dann schon schlafen würde.«
Guy schien diese Zurechtweisung nichts auszumachen. »Ich weiß.«
Gleichzeitig hörten sie die Tür. »Das ist er.«
Er rannte die Kellertreppe hinauf, und sie hörte Kathy vom oberen Stockwerk kommen. Während Leo seinen Mantel ablegte, redeten die beiden unaufhörlich auf ihn ein. Die Stimmen wurden schwächer, als er mit ihnen ins Wohnzimmer ging, und zehn Minuten später kam er zu ihr in die Küche. Er stellte sich hinter sie und schlang einen Arm um ihre Taille.
»Hier riecht's aber gut.« Er küßte sie auf den Nacken. »Hm - das bist du.« Er zog sie einen Augenblick an sich und ließ sie dann los. »Was möchtest du trinken?«
»Einen Rheinwein, bitte, Liebling.« Dann, als Leo
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