Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
komische Kaufhauscafé, in dem kleine alte Männer und Frauen im Mantel Tee trinken und Gebäck essen.
»Ich bin mir sicher, dass du das nicht so meinst«, erwidert Oma Brenda.
»Doch, und niemand kann mich zwingen, sie zu sehen, wenn ich es nicht will!«
»Aus dir spricht nur dein Vater«, sagt Oma Brenda.
»Bitte sag so etwas nicht«, entgegnet meine Oma.
»Sie hat mich immer im Stich gelassen«, beharrt Jed. Die Leute an den Nachbartischen sehen zu uns rüber, weil sie wissen wollen, was hier los ist.
»Sie liebt dich, Jed. Sie vermisst dich«, sagt Oma Brenda.
»Nein, tut sie nicht. Sie will nur den Streit mit Dad gewinnen.« Seine Stimme ist noch lauter als üblich (und das will etwas heißen). Ich glaube, er tut es mit Absicht, als wollte er eine Szene machen. Selbst die Kellnerinnen haben ihre Arbeit unterbrochen und schauen uns an – es ist fast wie eine Szene aus einer Nachmittagsserie.
»Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren, Jed«, sagt meine Oma.
»Es geht um dein Recht, eine Mutter in deinem Leben zu haben«, sagt Oma Brenda. Sie ist den Tränen nahe.
»Ist hier eine versteckte Kamera?«, höre ich eine alte Dame laut flüstern.
»Ich will nicht zu meiner Mum!« Jed steht urplötzlich auf und stößt mit lautem Gepolter seinen Stuhl um. »Ich will nicht mal dich sehen! Ich komme nur mit, weil Oma mich dazu zwingt!«
Oma Brendas Gesicht fällt zusammen, aber das scheint Jed egal zu sein – er stürmt einfach davon, zu den Aufzügen. Jeder sieht ihm nach.
»Was für ein schrecklicher Junge«, sagt eine Frau an einem Nachbartisch.
»Er ist überhaupt nicht schrecklich«, erwidere ich.
Meine Oma läuft Jed hinterher, und als sie zurückkommen, muss er sich bei Oma Brenda entschuldigen. Er macht es, aber ich glaube nicht, dass es ihm wirklich ernst ist. Oma Brenda tut so, als wäre alles in Ordnung, aber sie sieht aus, als würde sie wieder in Tränen ausbrechen, sobald wir weg sind. Sie umarmt meine Oma, die sagt, sie sollten das Thema nicht mehr anschneiden, sondern es den jungen Leuten überlassen. Sie verabreden sich für die nächste Woche wieder. Dann sagt meine Oma zu den alten Leuten an den anderen Tischen, dass die Show vorbei ist, und sie starren alle auf ihre Teekannen und tun so, als hätten sie gar nicht die ganze Zeit die Ohren gespitzt.
Jed ist im Aufzug und auf der ganzen Fahrt nach Hause finster wie eine Gewitterwolke. Oma sagt mir, ich solle mir keine Gedanken machen, er sei nach jedem Treffen mit Oma Brenda so. Sie kauft uns beiden ein Eis, aber Jed sagt, er will es nicht, also esse ich seins auch, und danach ist mir schlecht.
Als wir zu Hause ankommen, sagt Oma zu Opa, der Psychologe sei mit Jeds Fortschritten zufrieden, und ich bin beeindruckt, wie gut sie lügt. Ich frage mich, was sie sonst noch geheim hält.
Ich frage Opa, ob meine Mum angerufen hat, aber er sagt Nein.
8. August
Gestern war Jed noch aufgedrehter als sonst: Er polterte im ganzen Haus herum, schwang sich vom Treppengeländer und übersprang sechs Stufen auf einmal. Ich bekam mit, wie Opa zu Oma sagte: »Was macht ihr nur in diesen Sitzungen? Wenn er zurückkommt, ist es schlimmer, nicht besser.« Aber heute benimmt er sich wieder, als wäre nichts passiert, und ich spiele mit.
Für mich ist wieder eine Postkarte gekommen. Auf ihr ist ein Bild der Mannschaft von Aston Villa. Auf die Rückseite hat Gary geschrieben: Für meinen Fußballstar mit Umarmung vom ganzen Team! Jed sagt, dass es Mist ist (weil er Liverpool-Fan ist), aber mich heitert es unglaublich auf, denn Gary ist City-Anhänger. Villa ist Mums Mannschaft.
Wir gehen rüber zu Priti (die ihm sowieso jede Menge Fragen stellen wird, also brauche ich es nicht zu tun). Wir sitzen im Baumhaus, aber bevor Priti die Vernehmung beginnen kann, kommt Zara aus dem Haus gestürmt und sieht so wütend aus, wie man nur sein kann. Normalerweise verbringt sie ihre Zeit in ihrem Zimmer und telefoniert mit ihren Freundinnen oder mit Tyreese, und wir sind erstaunt, sie durch den Garten stapfen zu sehen – zumal sie ihre flauschigen rosa Pantoffeln an den Füßen hat.
»Oje«, sagt Priti. »Da naht Ärger!«
Zara baut sich vor uns auf, die Hände in die Hüften gestemmt, und man sieht ihr an, dass sie wirklich stinksauer ist. »Was mischst du kleine Göre dich in mein Liebesleben ein?« Siebrüllt nicht – vermutlich will sie nicht, dass die Nachbarn etwas mitbekommen –, es ist mehr ein zischendes Flüstern.
»Was gibst du dich mit einem Verbrecher
Weitere Kostenlose Bücher