Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
Eingang stoße ich mit einem Typen zusammen, der gerade mit einer Pulle Teacher’s herauskommt. Die Flasche entgleitet ihm, doch er fängt sie auf, als hinge sein Leben davon ab. »Mann, pass doch auf, du blöde –«
    Er starrt mich böse an, und ich werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu. Er wirkt wie ein Penner. Ich glaube, ich hab ihn schon mal hier in der Gegend gesehen. Frage mich, woher er wohl das Geld für den Scotch hat? Er drückt sich an mir vorbei. »Sorry …«, sage ich, doch meine Worte gehen im Regen unter.
    Ich betrete den Laden und mache mich auf die Suche nach Kates Wein. Ah, da ist er ja. Ein Beaujolais für 7,99 Pfund die Flasche, der auf 3,42 heruntergesetzt wurde. Wie gewünscht nehme ich sechs Flaschen und trage sie zur Kasse. Der Verkäufer wickelt den Wein in Papier ein (das Kate aufheben und zum Einpacken von Geschenken verwenden wird). In meiner regennassenTasche suche ich nach der Geldbörse. »Sonst noch was?«, fragt der Verkäufer. Ich schüttle den Kopf und suche immer noch nach meinem Portemonnaie. Das Display der Kasse zeigt 20,52 Pfund. Ich leere meine Tasche auf dem Tresen. Alles da: Hausschlüssel, iPod, Juicy Fruits, Lippenstift, Tempos, Kuli, Handy … aber kein Portemonnaie.
    »Scheiße«, murmle ich.
    Der Verkäufer sieht mich schweigend an.
    »Fuck.« Diesmal nicht gemurmelt. Und dann: »Fuck, fuck, fuck.«
    »Wollen Sie, dass ich den Wein für Sie zurücklege?«, fragt der Verkäufer. Er ist offenbar angepisst, dass er jetzt sechs Bögen Papier für nichts verschwendet hat.
    »Sorry«, sage ich, während sich meine Gedanken überschlagen. Ich fege meine Sachen wieder zurück in die Tasche. Wo hab ich’s nur verloren? Hatte das Portemonnaie doch noch bei M&S … Hatte es auch noch in der Reinigung. Irgendwo auf dem Weg hierher muss es weggekommen sein. Mist, das ist ja wohl der schlimmste Wochenstart aller Zeiten. »Sorry«, wiederhole ich sinnloserweise und wende mich zum Gehen. An der Tür angekommen, sehe ich, dass der schlimmste Wochenstart aller Zeiten durchaus noch zu toppen ist. Eine männliche Politesse steht vor dem Mercedes und tippt das Kennzeichen in eine kleine Maschine. Aus Erfahrung weiß ich, dass es, sobald die erste Nummer eingegeben wurde, keinen Weg mehr zurück gibt. Trotzdem sprinte ich durch den Regen auf den Typen zu.
    Als ich die andere Straßenseite erreicht habe, druckt er schon das Knöllchen aus und stopft es in einen Umschlag aus Plastikfolie.
    »Bitte«, flehe ich. »Ich hab hier doch nur zwei Minuten geparkt. Nicht mal zwei Minuten …«
    Der Hilfspolizist deutet wortlos auf das »Parken verboten«-Schild am Laternenpfahl.
    »Bitte, haben Sie doch ein Einsehen. Ich hab gerade eben auch noch mein Portemonnaie verloren …«
    Er zuckt die Achseln und schiebt das Ticket unter den Scheibenwischer. Dann dreht er sich um und sucht sich das nächste Opfer.
    »Bastard«, rufe ich ihm hinterher. Er wendet sich nicht mal um. Ich reiße das Ticket von der Scheibe und steige ins Auto. Im Wageninnern boykottiert der hämmernde Sound von Kiss jeden Versuch, mal durchzuatmen. Mit geschlossenen Augen bewegt Tanya ihren Kopf ruckartig zum Beat. Ich sehe nach hinten. Cameron ist fast eingeschlafen. Muss wohl schon die ganze Zeit über ziemlich müde gewesen sein. Harley schmiert unterdessen eine bunte Masse aus halbgekauten Smarties in die Sitze. Das reicht. Ich haue mit der flachen Hand auf den Einschaltknopf des Radios, und Tanya erwacht aus ihrer Trance.
    »Hi, bist aber schnell wieder zurück«, sagt sie. »Hast du den Alk gekriegt?«
    Vorwurfsvoll werfe ich ihr das Knöllchen in den Schoß.
    »Scheiße, hab ich was verpasst? Hab die Politesse gar nicht gesehen. War wohl ziemlich weggetreten. Mann, ich liebe diesen scheiß Song.« Sie starrt aus dem Fenster und entdeckt den Hilfspolizisten, der die Straße entlanggeht. »Scheiß Nigger«, schnaubt sie. »Wahrscheinlich aus Nigeria oder so. Die meisten von denen sind ziemlich … na, du weißt schon.«
    »Du hättest während meiner Abwesenheit ein Auge drauf haben sollen, Tanya«, zische ich. »Du weißt doch, dass die das hier in der Gegend ziemlich eng sehen mit dem Falschparken.«
    »Reg dich ab, Mann. Ist doch nicht dein Problem. Camerons Mami wird’s doch bezahlen. Du hast doch nur ihren Alk besorgen wollen.«
    Ich schweige. Es ist sinnlos, ihr erklären zu wollen, dass Camerons verdammte Mutti das Knöllchen eben nicht bezahlen wird. Sie wird’s mir vom Lohn abziehen. Wie auch die

Weitere Kostenlose Bücher