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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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wenn er auf die Kapuze meiner Jacke tropft. Nein, ich muss verrückt sein, weil ich immer wieder hierher zurückkomme. Nur um einen kurzen Blick auf jemanden zu werfen, mit dem ich doch nie reden werde. Hab schon mal daran gedacht, einfach in den Laden zu gehen und mich da ein wenig umzusehen. Oder sogar was zu kaufen, damit es nicht so auffällt. Ich könnte was für Kate aussuchen. Aber ich bin mir sicher, dass sie in diesem Fall sofort merken würde, was mit mir los ist. Wahrscheinlich würde ich eine Art unsichtbares Signal aussenden, das sie dann empfängt, und dann wäre die Situation ziemlich schnell ziemlich peinlich. Ich kenne mich doch.
    Also bleibe ich hier sitzen und trinke meinen Kaffee. Hier fühle ich mich sicher. Bin nur ein Kunde. Und ich kann sie von hier aus sehen. Sie ist im Laden. Ganz hinten, weshalb ich sie nur undeutlich erkennen kann. Die andere ist vorn und füllt das Grußkarten-Karussell auf. Ich wünschte, die beiden würden die Plätze tauschen.

SAMSTAG
    Marco : »Und bitte, überlasse nicht wieder mir die ganze Arbeit heute Abend«, sagt Kate.
    »Was meinst du damit?«, frage ich.
    »Ich meine, du wirst doch auch mal den Mund aufmachen und was sagen … bitte ?«
    Heute Abend trägt sie einen schwarzen Cashmere-Pullover, einen kurzen Jeansrock und hohe Absätze. Hohe Absätze sind bei Kate quasi Pflicht. Der Rock ist kurz, hatte ich das schon erwähnt? Sie hat hübsche Beine, aber … Wenn sie mich mal nach meiner Meinung fragen würde, würde ich ihr sagen, dass sie es in diesem Punkt ein bisschen übertreibt. Aber so ist Kate nun mal. 
    Es war nicht immer so, müssen Sie wissen. Kate, die Druck macht, und ich … der sich immer weiter zurückzieht. Nein, es war weiß Gott nicht immer so. Es ist nur … Man wacht eines Morgens auf, und da ist sie … ihr neues Ich. Und man selbst hat sich auch verändert. Und dann fragt man sich, wann zum Teufel diese Verwandlung eigentlich vonstattengegangen ist.
    »Du kennst mich doch, Kate«, sage ich. »Ich werde zahm sein wie ein Lämmchen.«
    »Was sagtest du, Liebling?«, hakt sie nach. Ich muss die Antwort wohl hingenuschelt haben. Das mache ich oft. Sie wendet sich wieder ihrem Schminktisch zu und nimmt ihre Wimperntusche zur Hand. »Du bist ein wunderbarer Mann, Marco«, sagt sie, während sie sich auf das Verschönern ihrer Augen konzentriert. »Aber du musst schon den Mund aufmachen, wenn du willst, dass irgendjemand das auch bemerkt.«
    Ich sitze auf der Bettkante. Sie sieht mich aus dem Spiegel an.
    »Ich erwarte ja nicht, dass du Hof hältst. Nur dass du dich ein bisschen … na ja, ins Gespräch einbringst.«
    »Ich –«
    Ich unterbreche mich, weil Christie in der Schlafzimmertür aufgetaucht ist. »Ich denke, Cameron brütet irgendwas aus«, verkündet sie.
    »Warum macht er das bloß immer?«, sagt Kate, und ich bemerke, wie sie sich verspannt. »Wann immer wir mal was unternehmen wollen, passiert so was. Was hat er denn jetzt schon wieder?«
    »Er wirkt fiebrig«, erklärt Christie. »Wahrscheinlich hat er sich nur erkältet, aber ich denke, wir sollten ihn heute Abend nicht dem Babysitter überlassen. Ich meine, es ist ja das erste Mal, dass sie auf ihn aufpasst.«
    Kate rammt das Mascara-Bürstchen zurück in die Hülse, als ob das alles die Schuld der Wimperntusche wäre.
    Da fällt mir eine Lösung ein. »Ich könnte heute Abend bei ihm bleiben«, schlage ich vor.
    Aus dramatisch geschwärzten Augen starrt Kate mich unheilvoll an.
    Hätte mir denken können, dass ich damit nicht durchkommen würde.
    »Kein Problem«, meint Christie. »Ich kann hierbleiben. Wollte sowieso nur ins Kino heute Abend.«
    »Sind Sie sicher?«, fragt Kate.
    »Ja, klar. Ich wollte mir diesen Film mit Charlize Theron ansehen, aber das kann ich jederzeit nachholen.«
    »Ja also, wenn’s Ihnen nichts ausmacht, dann …«
    Christie nickt.
    »… danke, Christie. Ich mache das wieder gut.«
    Es klingelt an der Tür.
    »Das ist der Babysitter«, sagt Kate. »Marco, geh doch mal hin und sag ihr, dass wir sie nun doch nicht brauchen. Wenn sierumzickt, gibt ihr einfach ’nen Fünfer. Aber nicht mehr. Ich gehe jetzt besser mal nach Cam sehen. So ein Mist. Ich wollte mir doch noch die Haare glätten.«
    Christie : Marco geht nach unten, und Kate verschwindet in Camerons Zimmer. Normalerweise würde ich nicht so ohne Weiteres meinen Samstagabend opfern, aber ich hab immer noch ein schlechtes Gewissen wegen des verlorenen Geldes. Hab Kate nichts davon

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