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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Bitte ruf mal zurück. Hab gute Nachrichten, Liebes. Die Polizei hat den Mörder geschnappt, als er dabei war, ein weiteres Mädchen zu überfallen. Ja, sie haben ihn auf frischer Tat ertappt. Die Kleine ist jetzt bei uns im Krankenhaus, deshalb hab ich’s aus erster Hand erfahren. Bitte ruf mich an. Und erzähle es auch Carlton! Sag ihm, er kann wieder nach Hause kommen.«
    Ach, wie wunderbar, diese Worte sagen zu können. Danke, lieber Gott, dass du heute Morgen dieses Mädchen gerettet und damit auch meinen Sohn von aller Schuld freigesprochen hast. Danke.
    Ich sollte wieder zurück auf die Station gehen, aber ich binimmer noch ganz aufgewühlt. Ich werde sie noch mal anrufen. Vielleicht hat sie das Klingeln beim ersten Mal ja nur überhört.
    Michele : »Hör nicht hin, hör nicht hin, ignoriere es!«, schreie ich. » Fffffuck , ja!«
    Ich lasse mich zurück auf die Luftmatratze fallen. Mann, wie ich schwitze. Carlton hebt den Kopf und grinst mich an. Er hat schöne Zähne, und der goldene gefällt mir ganz besonders.
    »Heilige Scheiße, Carlton«, sage ich. » So was hat noch nie jemand mit mir gemacht!«

    Michele : Wir liegen immer noch auf der Luftmatratze. Allmählich wird’s kalt hier, weshalb Carlton einen der Heizkörper angestellt und eine dreckige alte Decke über uns ausgebreitet hat.
    »Sorry, Babe«, sagt er.
    »Wofür?«
    »Ist nicht gerade die Flitterwochen-Suite hier.«
    »Mir egal. Ich find’s toll. Könnte für immer hierbleiben.«
    Wir befinden uns in der alten Garage, in der sich Carlton nun schon einige Tage versteckt. Ungemütlich ist’s hier nicht. Wir haben einen Gasofen und Licht und alles Mögliche. Er hatte nie geplant, hier länger unterzukriechen. Nein, das ganze Gerät hier ist für den Anbau von Dope bestimmt. Überall stehen Töpfe und Säcke mit Blumenerde rum. Hier sieht’s aus wie in ’nem Gartencenter. Und dafür hat er auch die Wäscheleine gebraucht. Er hat’s mir gestern erklärt. »Die Pflanzen werden bis zu einem Meter hoch«, hat er gesagt, »und dann können sie sich nicht mehr aus eigener Kraft aufrecht halten. Man kann sie mit Bambusstöcken stützen, aber ich hatte da diese Idee mit der Wäscheleine, die ich zwischen die Wände spannen wollte. Daran wollte ich die Pflanzen dann befestigen.« Und die Polizei dachte, er wollte mit dem Ding Leute erwürgen. Was für ein Blödsinn.
    Die Garage gehört ihm nicht. Sein Kumpel Ty hat sie für ihn angemietet. Die beiden wollten das Zeug zusammen anbauen, wissen Sie. ’Ne richtig gute Geschäftsidee war das. Aus der jetzt natürlich nichts mehr werden kann. Denn die Bullen haben ja die Pflanzensamen und die Gewächshauslampen in seinem Zimmer gefunden.
    »Ich meine es ernst, Carlton«, sage ich. »Wünschte, wir könnten immer hierbleiben.«
    »Ich auch, Babe«, sagt er und drückt mich noch fester an sich.
    Ich fühle mich wie auf Wolken, und doch habe ich Angst. In dieser dreckigen alten Garage ist so etwas Wunderbares mit uns geschehen. Hier ist es, als ob das alles da draußen gar nicht mehr da wäre. Hier muss ich nicht an die arme Kerry oder die Bullen denken, die hinter Carlton her sind. Und doch hab ich Angst, weil ich weiß, dass dieser Moment nicht ewig dauern wird. Irgendwann müssen wir wieder hinaus, und dann werden sie mir Carlton wegnehmen. Und das nicht wegen Besitz von Drogen, sondern wegen einer Sache, die er nicht mal in ’ner Million von Jahren tun könnte. Und dann werden sie ihn einbuchten für was, was er nicht getan hat. Ach Scheiße, wenn wir doch hier nur für immer sein könnten. Wie können sie uns so was antun, wo ich mich doch gerade zum ersten Mal im Leben verliebt hab? All die anderen Affären sind nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt fühle, also zählen sie auch nicht, oder?
    Carlton zündet zwei Zigaretten an und gibt mir eine. »Das waren meine letzten«, sagt er.
    Er ist so lieb zu mir. Hat mir gerade seine letzte Kippe gegeben.
    »Hast du mal wieder was von deinem Alten gehört?«, fragt er.
    »Was kümmert dich mein Alter?«, frage ich zurück.
    Ich spüre, wie er die Achseln zuckt. »Na ja, hatte nicht den Eindruck, dass du mit dem neuen Typen deiner Mutter besonders gut klarkommst.«
    »Stimmt. Das ist ’n Wichser. Aber was hat das mit meinem Vater zu tun?«
    »Du solltest ihm einfach ’ne Chance geben. Vielleicht ist er ja kein Wichser.«
    »Hab vor ein paar Tagen ’nen Brief von ihm gekriegt«, sage ich.
    »Ach ja? Hast ihn wieder weggeschmissen oder ausnahmsweise

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