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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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seinen Kopf, da rufe ich: »Legen Sie die Waffe nieder! Keine falsche Bewegung. Ich bin von der Polizei!«
    Der Penner sieht mich an, und auch das Mädchen schaut zu mir auf. Ich bin fast dort – nur noch wenige Meter. Langsam geht mir auch die Puste aus. Ich bin körperlich zwar topfit, aber ein Sprinter war ich noch nie. Der Dreckskerl lässt den Ast nicht fallen, hat ihn immer noch über seinen Kopf erhoben.
    »Lassen Sie die scheiß Waffe fallen!«, rufe ich wieder.
    Das Mädchen sieht den Penner an, und der holt aus. Sie reißt die Arme vor den Kopf, doch zu spät, schon trifft sie der Knüppel mit voller Wucht im Gesicht. Sie fällt auf den Rücken, und der Penner holt erneut aus. Keine Frage, er ist drauf und dran, ihr den Rest zu geben, doch da habe ich ihn endlich erreicht. Eine Schulter voran ramme ich ihm meinen Oberkörper hart in den Brustkorb. Er geht zu Boden, und ich bin über ihm. Er wehrt sich, aber ich bin größer und stärker als er. Außerdem bin ich nüchtern, und das Adrenalin versetzt mich in einen Kraftrausch, den ich nie zuvor erlebt habe. Mit den Knien nagele ich seine Arme am Boden fest, während ich ihm mit einem Unterarm die Luftröhre zudrücke, bis sein Körper unter mir erschlafft. Schließlich lasse ich von ihm ab, setze mich auf und schaue auf den Mann hinab. Mit beiden Händen greift er sich röchelnd und nach Luft schnappend an den Hals. Jeglicher Kampfeswille scheint von ihm abgefallen zu sein, und ich fühle mich sicher genug, um nach dem Mädchen zu sehen.
    Sie ist bei Bewusstsein. Gerade setzt sie sich auf und bedeckt ihr Gesicht mit beiden Händen. Blut strömt zwischen ihren Fingern hervor. Muss schlimm aussehen darunter.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich.
    Natürlich ist nichts in Ordnung, obwohl sie mir unmerklich zunickt.
    Ich greife in die Tasche meines Trainingsanzugs. Gott sei Dank, mein Handy ist noch da. Bin überrascht, dass ich’s beim Laufen nicht verloren habe. Ich hole das Telefon hervor und stehe auf. Der Betrunkene versucht, sich aufzurappeln, aber ich stelle einen Fuß auf seinen Brustkorb und presse ihn wieder zu Boden. Als ich mit dem Zeigefinger die Tasten berühre, bemerkeich, wie meine Hand zittert. Ich atme tief durch und wähle. Nun, da auch ich nur ein Zivilist bin, benachrichtige ich die ehemaligen Kollegen unter 999.

    Keith : Die alte Truppe ist fast vollzählig hier versammelt. Rob erschien mit einem ganzen Aufgebot an Uniformierten, dazu Newman mit fast der Hälfte seiner Leute. Gerade wird der Tatort abgeriegelt. Alle tun so, als hätte hier ein Kapitalverbrechen stattgefunden. Newman scheint wild entschlossen, diesen Fall nicht aufgrund schlampigen Vorgehens in den Sand zu setzen. Und so kriechen seine Leute auf Händen und Knien durchs Unterholz. Auch untersuchen sie den Weg, den der Penner von der Parkbank bis zu der Stelle genommen hat, an der ich ihn dann überwältigt habe. Sie suchen …
    Der Henker weiß, wonach sie suchen. Jetzt, da ich mich wieder beruhigt hab und klar denken kann, bin ich ganz und gar nicht mit Newman einer Meinung darüber, dass die Jungs ihren Mörder gefunden haben. Ist nicht nur so ein Gefühl. Man hat festgestellt, dass der Mörder des Mädchens bei der Vergewaltigung ein Kondom benutzt hat. Nicht aus Rücksicht auf das Opfer natürlich. Auch Psychos sind nur Menschen. Sie schauen fern und erfahren, dass man anhand von Körperflüssigkeiten die DNA des Täters ermitteln kann. Der Penner aber ist dreckig, obdachlos und besoffen. Der sitzt abends nicht vorm Fernseher und entwirft dann ausgeklügelte Pläne. Ich könnte mich irren, aber ich bin sicher, dass sie bei ihm keine Gummis finden werden. Ich vermute, er wollte wirklich nur die Tasche des Mädchens und ist dann ausgeflippt, als sie sich mit Zähnen und Klauen wehrte.
    Der Mann wurde schon abgeführt. Wahrscheinlich hockt er bereits in seiner Zelle und trägt weiße Einwegklamotten, weilseine alten Klamotten schon auf dem Weg ins Labor sind. Später wird Newman ihn dann in die Mangel nehmen. Das wird ein Fest werden, sag ich Ihnen. Die ganze Truppe wird auf dem Revier darauf warten, bis der Chef mit neuen Erkenntnissen aus dem Verhör zurückkommt. Oder auch nicht. Ich werde ihnen den Spaß jedenfalls nicht verderben. Werde den Teufel tun und Newman auf seinen Fehler aufmerksam machen. Davon abgesehen würde der ohnehin nicht auf mich hören. Ich bin ja jetzt Zivilist, und meine Meinung interessiert ihn einen Dreck.
    Ich stehe an einem Baum gelehnt und

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