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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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krümmten sich und wollten nur schnell unter ein sicheres Dach kommen. Nur drei verrückte Polizisten konnten auf die Idee kommen, bei diesem Wetter mehr als einen Kilometer zurückzulegen, nur um zu Mittag zu essen. Aber Irene und auch Birgitta hatten das Bedürfnis, zwischen sich und das Polizeipräsidium einen gewissen Abstand zu legen. Sie wollten abschalten. Das hatten sie nicht abgesprochen, das war einfach ein gemeinsames Gefühl. Und der Neuling Jimmy war gezwungenermaßen mitgekommen. Auch wenn er so seine Meinung über ihren Mittagsausflug hatte, hütete er sich, sie laut auszusprechen. Lieber schwieg er, denn schließlich war er ein kluger junger Polizeiassistent. Sie eilten am Brunnspark vorbei, den Stora Hamnkanal entlang. Weiße Schaumkronen zeigten sich auf dem Kanal und der Wasserstand war hoch. Das waren normalerweise Anzeichen für einen bevorstehenden Sturm. Mit einem Gefühl, dem Hunger und der Kälte zu entkommen, gingen sie durch die Türen des Golden Days. Eine dunkle, gemütliche englische Pubatmosphäre umschloss sie, mit viel glänzend poliertem Holz und rotem Plüsch. Da erschien es ganz natürlich, sich das Bier in Pints zu bestellen.
    Sie räumten das Salatbüfett ab und aßen Pyttipanna in Sahnesoße. Es war schon fast zwei Uhr. Sie waren fast die Einzigen im Restaurant. Erst beim Kaffee sprachen sie über die anstehenden Nachforschungen. Nachdem sie den anderen beiden eine Zigarette angeboten hatte, die diese jedoch dankend ablehnten, zündete Birgitta sich eine an. Irene war überrascht. Sie hatte geglaubt, Birgitta würde schon seit langem nicht mehr rauchen. Offenbar hatte sie wieder angefangen. Nachdem sie genussvoll einen Ring ausgepustet hatte, ergriff Birgitta das Wort: »Ich habe da vielleicht eine Idee, wo wir nach Bobo Torsson suchen könnten. Als ich Lillis dicke Akte gelesen habe, bin ich auf einen Bericht gestoßen, der davon handelte, wie er mit zwei Kumpanen nach einem bewaffneten Bankraub 1982 in Kungsbacka festgenommen wurde. Sie hatten fast achthunderttausend erbeutet, aber auf der Flucht ging dann alles schief. Der Fahrer war ein nervöser Kerl, gerade achtzehn Jahre, der mit dem gestohlenen Fluchtauto auf eine Verkehrsinsel gefahren ist und dabei ein Schild umgekippt hat. Sie hatten keine Zeit, sich ein neues Auto zu besorgen, mussten weiter mit ihrem kaputten fahren. An der alten nördlichen Einfahrt nach Kungsbacka liegt ein großer Kiosk. Dort sind sie raufgefahren und haben einen Zeitungsboten gezwungen, ihnen seinen Wagen zu geben. Aber das brauchte natürlich seine Zeit. Danach gab es eine klassische Verfolgungsjagd zur Küste hinaus, weil die Kollegen von Kungsbacka inzwischen dem Honda dicht auf den Fersen waren. An der Kirche von Billdal standen dann welche von uns, und damit war die Flucht zu Ende. Aber am Ende des Berichts schreibt der Kollege etwas Interessantes. Er erwähnt, dass Lillis stinksauer auf den armen Achtzehnjährigen war und schrie: ›Verflucht, wie konntest du nur die Abfahrt verpassen?‹ Beim Verhör haben die Kollegen ihn noch mal extra in die Mangel genommen, um zu erfahren, welche Abfahrt sie verpasst hätten. Und zum Schluss wurde er dann weich und erzählte, dass sie auf einen kleinen Feldweg vor Lindås hätten einbiegen sollen. Aber der Fahrer war so in Panik, dass er das Gaspedal die ganze Zeit durchgetreten hatte. Und so an der Abfahrt zu dem geplanten Versteck vorbeigeprescht war: nämlich an dem Häuschen von Lillis’ Großeltern, in dem seine und Bobos Mutter aufgewachsen sind. Heute dient es nur noch als Ferienhaus.«
    Irene beugte sich eifrig vor und rief aufgeregt: »Das ist ein Berührungspunkt zwischen Bobo und Lillis! Benutzen ihre Mütter beide das Häuschen als Sommerhaus?«
    »Lillis Mutter nicht, sie ist vor fünf Jahren gestorben. Der Vater ist nach den Papieren unbekannt. Über Bobo Torssons Eltern weiß ich ein bisschen mehr, zum Beispiel, dass sie geschieden sind. Die Mutter hat wieder geheiratet und wohnt in Vänersborg. Ich habe die dortigen Kollegen gebeten, mal nachzusehen, ob sich der kleine Bobo nicht vielleicht bei seiner Mama versteckt. Aber sie schien nicht zu wissen, wo er sich aufhält. Sie war reichlich empört, behauptete, das Ganze wäre ein Irrtum, denn ihr Bobo sei der Bravste, den man sich denken kann. Wo der Papa zu finden ist, weiß ich nicht. Er ist ein vorzeitig pensionierter Bühnenbildner, aber ich habe weder Adresse noch Telefonnummer von ihm herauskriegen können.«
    Jimmy hob die

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