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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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nicht nötig, bei diesem Wetter nach Billdal rauszufahren? Oho, das war das erste Anzeichen von Bequemlichkeit, denn die Sache mit dem Ferienhaus sah wie eine heiße Spur aus. Und heiße Spuren mussten untersucht werden. Und wenn nur mit dem Ergebnis, diese Möglichkeit auszuschließen, damit man bei der Suche anderswo weitermachen konnte.
    Oben in Birgittas Zimmer stand Jimmy und führte sein Spielzeug vor. Es sah aus wie das Ergebnis einer Vereinigung zwischen einer Taucherbrille, einem kleinen Fernrohr und einer Gasmaske. Sein ganzes Gesicht strahlte vor Stolz, als er alle Raffinessen vorführte.
    »Man sieht so klar wie am helllichten Tag. Wenn Leute in deine Richtung gucken, kannst du dir gar nicht vorstellen, dass sie dich nicht sehen können!«
    »Was um alles in der Welt ist das denn?«, wollte Birgitta wissen.
    »Ein Nachtsichtgerät, eigentlich ein elektronischer Lichtverstärker. Der kann das vorhandene Licht bis zu zehntausendmal verstärken.«
    Es war höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen, deshalb unterbrach Irene ihn: »Ich ziehe mir trockene Strümpfe an und die Jogginghose unter die Jeans. Willst du den Pullover haben?«
    Zuerst zögerte er, aber nachdem er noch einmal aufs Fenster geschaut hatte, wo der Regen von dem heftigen Wind gegen die Scheiben gepeitscht wurde, nickte er.
    Birgitta wurde energisch und praktisch. Schließlich war es ihr Vorschlag, dem sie jetzt nachkamen.
    »Jetzt ist es Viertel nach drei. Wir müssen bei diesem Wetter mit mindestens einer halben Stunde bis Billdal rechnen. Was meint ihr, wie lange werdet ihr durch den Wald brauchen?«, fragte sie.
    Irene nahm auf der Karte Maß, bevor sie sagte: »Ungefähr fünf-, sechshundert Meter. Es ist dunkel, das Gelände uns unbekannt und das Wetter schlecht. Also kannst du noch eine Viertelstunde dazurechnen.«
    »Dann seid ihr also frühestens um vier vor Ort. Wann und wie nehmen wir Kontakt auf?«
    Irene dachte nach.
    »Ich nehme mein Handy mit, stelle es aber ab. Es darf nicht in einem unpassenden Moment klingeln. Lass uns so sagen: Ich rufe dich um Punkt fünf Uhr an. Wenn du eine halbe Stunde danach noch nichts von mir gehört hast, schickst du Verstärkung los.«
    Jimmy sah sie verwundert an und fragte: »Meinst du nicht, dass wir beide mit diesem Typen fertig werden?«
    »Doch schon, mit Bobo werden wir fertig, aber es kann sein, dass sich sein Cousin und dessen Spielkameraden im Anmarsch befinden. Und denk dran: Wir sollen das Haus nur überprüfen. Wenn Bobo allein ist, schnappen wir ihn uns. Aber wenn es dort noch mehr Personen gibt, dann ziehen wir uns diskret zurück und warten das Eintreffen der Kavallerie ab. Lillis’ Freunde sind immer schwer bewaffnet. Diese Kerle fühlen sich nackt, wenn sie nicht mindestens eine Uzi dabei haben.«
    Wenn man seit einer Weile im Drogendezernat ist, dürfte das kaum eine Neuigkeit sein. Jimmy dachte nach. Dann nickte er Irene zu und fragte: »Sollen wir ’ne Sigge mitnehmen?«
    Birgitta hatte nur mit halbem Ohr zugehört, reagierte aber sofort auf den Namen. Verwundert fragte sie: »In unserem Team gibt es keine Sigge. Meinst du Tommy?«
    »Ne, ne, die SIGSauer, üblicherweise Sigge genannt. Unsere Dienstwaffe!«
    Sie lachten laut los, was die Spannung etwas lockerte. War es doch der Jagdinstinkt, der da erwachte? Aber in erster Linie war es wohl Jimmys offensichtliche Begeisterung, dass er mitfahren sollte auf Kundschaftstour, die ansteckend wirkte. Und wenn es jetzt eine Niete war? Dann würde er reichlich enttäuscht sein. Irene nickte: »Ja, wir nehmen unsere Siggis mit.«
    Sie machten den Umweg am Waffenschrank vorbei, holten ihre Pistolen und luden sie mit Neunmillimetermunition. Die SIGSauer ist eine schwere Waffe, bei weitem der alten Kugelspritze Walther 7.65 überlegen, mit der Irene einmal das Schießen gelernt hatte. Aber Jimmy hatte nie umlernen müssen. Die Sigge war seine Dienstwaffe, an ihr war er trainiert. Offenbar vertraut und eine Spur nonchalant lud er sie und stopfte sich die Pistole in den Halfter. Irene war den Halfter nicht gewohnt, da sie selten bewaffnet herumlief. Aber wenn sie die Sigge dabeihaben wollte, musste sie sich wie alle anderen das Halfter umschnallen. Die Waffe ist schwer und lässt sich nicht in die Jackentasche stopfen, ebenso wenig wie die Walther. Es ist ein Fernsehmärchen, dass Polizisten und Schurken sich ihre Schusswaffen in die Tasche stopfen oder unter den Gürtel schieben. Gerade Letzteres birgt in bedrängter Situation ein großes

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