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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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zusammenschlagen können. Warum haben sie es nicht gemacht?«
    »Wahrscheinlich wollten sie wissen, wer ihr seid. Es ist nicht besonders schlau, auf jemanden aus der Nachbarschaft zu schießen oder ihn zu misshandeln. Das bringt immer reichlich Ärger.«
    »Ich glaube, ich brauch erst mal einen Kaffee, bevor ich meinen Hell’s Angels in die Augen sehen kann. Auch wenn es nur Fotos sind.«
    Gemeinsam mit Tommy holte sie drei Becher Kaffee vom Automaten. Alles nur, um die Konfrontation mit den Bildern hinauszuzögern.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
    »Tommy, habt ihr Lillis hierzu verhört?«
    »Und ob! Frag nur Andersson!«
    Seine Fröhlichkeit erweckte gewisse Ahnungen in ihr, die vom Kommissar bestätigt wurden: »Dieser Idiot ist doch nicht recht gescheit! Wir haben ihn gestern Abend einkassiert. Drei Leute von der Drogenfahndung und Fredrik Stridh von uns. Da wussten wir seit drei Stunden, dass es Bobo Torsson war, der im Auto beim Golfplatz in die Luft geflogen ist. Als die Jungs bei Lillis klingelten, riss dieser die Tür auf, als hätte er bereits dahinter gestanden und schon die Klinke in der Hand gehabt. Er schrie was wie: ›Du schwuler Scheißfoto …‹ Als er die Kollegen sah, verstummte er. Zuerst starrte er sie nur an, dann fing der Idiot an, wild um sich zu schlagen! Aber er hatte irgendwas genommen, jedenfalls hat er nur in die Luft geschlagen. Was ja für unsere Jungs ein verdammtes Glück war. Zum Schluss haben sie ihn überwältigt und ihm Handschellen angelegt. Aber es war ein ziemliches Generve, ihn ins Auto zu kriegen! Gleich, nachdem wir vom Krankenbesuch bei dir zurückgekommen sind, habe ich mir diesen ehrenwerten Zigarettenhändler vorgenommen.«
    Andersson hielt inne und nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.
    »Er verweigerte die Aussage. Starrte nur die ganze Zeit in die Luft. Zum Schluss hab ich versucht, ihn aus seiner Reserve zu locken. ›Sag mal, weißt du eigentlich, dass Bobo tot ist?‹, hab ich ihn gefragt. Keine Reaktion. Nach fast zwei Minuten, nachdem ich mehrere Male wiederholt hatte, dass Bobo tot ist, da ritt ihn der Teufel! Er hat mich angesprungen und versucht zu würgen! Und dabei gebrüllt wie ein angeschossener Gorilla! Zum Glück war Tommy mit im Verhörraum, wie auch Bertil von der Drogenfahndung. Und einige andere kamen gleich angerannt. Das war dann das Ende des Verhörs gestern Abend. Heute Morgen haben wir es noch einmal versucht. Mit einem merkwürdigen Ergebnis.«
    »Wieso ›merkwürdiges Ergebnis‹?«, wollte Irene wissen.
    »Heute Morgen um zehn sind Tommy und ich zu ihm in den Verhörraum gegangen. Und da sitzt Lillis Johannesson, Schwedens Bürgerschreck Nummer eins, brav und nett, frisch gewaschen und rasiert. Als wir reinkommen, sagt dieser Schurke doch: ›Ich muss mich für gestern entschuldigen, Herr Kommissar. Aber das war so ein Schock für mich, als ich erfahren habe, dass Bobo tot ist. Ich konnte es einfach nicht glauben.‹ Und dabei guckt er mich an mit der ehrlichsten Miene der Welt. Ich war wie gelähmt. Hab dann wohl gesagt:
    ›Na, gut‹, oder etwas Ähnliches. Und da fragt er: ›Entschuldigung, aber wie ist Bobo gestorben?‹ Und ohne weiter nachzudenken, hab ich ihm von der Bombe in der Tasche und allem erzählt. Danach hat Lillis sein Maul nicht wieder aufgekriegt.«
    »Er hat nichts gesagt?«
    »Kein einziges Wort! Und wir waren mehrere Stunden an ihm dran. Ohne Ergebnis.«
    »Sonderbar.«
    »Sonderbar! Das ist der absolute Sch … Mist!«
    Er beherrschte sich, da ein kurzes Klopfen zu hören war und gleich darauf die Tür geöffnet wurde. Staatsanwältin Inez Collin trat ein und erfüllte das kleine Zimmer mit ihrer Autorität und einem Hauch von Chloé. Sie war schlank und fast genauso groß wie Irene. Ihr langes, blondes Haar war am Hinterkopf fest zusammengebunden. Die Frisur und die hochhackigen Pumps zu dem dunkelgrauen Kostüm ließen sie noch größer wirken. Ihr Make-up war diskret, aber die hellrote Bluse und ihre wohl geformten Fingernägel hatten die gleiche Farbe. Sie sagte lächelnd: »Mahlzeit. Entschuldigt, dass ich euch unterbreche, aber es gibt ein kleines Problem mit Lars Johannesson.«
    Andersson nickte und erwiderte verbindlich: »Mahlzeit. Es gibt immer Probleme mit Lars Johannesson.«
    »Gewiss. Aber es geht um seine Festnahme. Soweit ich es sehe, gibt es keinen Grund, Untersuchungshaft für Johannesson zu beantragen, oder?«
    »Es ist verfl… Es ist nicht so leicht, jemanden in Untersuchungshaft zu

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