Der Novembermörder
genommen. Das konnten wir ja auch aus seinem Auftreten hier schließen«, erklärte Birgitta.
Sie brach ab, ein dunkler Schatten fiel auf ihr Gesicht. Aber schnell verschwand er wieder und sie fuhr fort: »Heute werde ich nach Vänersborg fahren, um mit Bobos Mutter zu reden. Sie war sehr traurig, als sie erfuhr, dass Bobo tot ist. Aber als ich sie heute noch einmal angerufen habe, um eine Zeit für unser Treffen abzumachen, hat sie mich gefragt, ob ich denke, dass es lange dauern wird, bis sie das Versicherungsgeld kriegt!«
Versicherungsgeld? Wer hatte schon einmal von Versicherungsgeld geredet? Irene war sich nicht sicher, aber sie meinte, es wäre Sylvia gewesen. Kurze Notiz auf ihrem Block: »S.v.K. Schloss ausgetauscht? Versicherungsgeld?«
Der Kommissar nickte nachdenklich. »Hat jemand versucht, seinen Vater ausfindig zu machen?«
»Nein. Der ist Alkoholiker, ohne festen Wohnsitz. Ich habe nicht weiter nach ihm gesucht«, informierte Birgitta ihn.
»Hannu, das klingt nach einer Sache für dich.«
Hannu nickte. Andersson fragte ihn: »Hast du rausgekriegt, ob Pirjo einen Führerschein hatte?«
»Ja. Hat sie nie gehabt.«
»Hast du die Tochter gefragt, ob sie etwas von den Schlüsseln wusste?«
»Ja. Pirjo hatte keine. Richard von Knecht hat ihr seine Schlüssel geliehen, wenn sie in den Müllraum wollte. Denn alle Türen zum Hof sind ja abgeschlossen.«
»Also brauchte man einen Schlüssel, um überhaupt auf den Hof zu kommen?«
»Ja.«
»Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass der Mörder den zusätzlichen Schlüsselbund hatte. Aber wann hat Pirjo ihn gekriegt?«
»Vielleicht am Mittwoch.«
Andersson betrachtete den exotischen Neuzugang seiner Abteilung. Langsam nickte er.
»Sie ist am Mittwochvormittag zur Wohnung gegangen. Du meinst also, sie kann die Schlüssel in einem unbewachten Moment geklaut haben. Das ist gut möglich! Hans, du hast dich doch bis jetzt um die Schlüssel gekümmert, frag mal die Jungs von der Spurensicherung, ob es eine Möglichkeit gegeben hat, dass Pirjo am Mittwoch in die Wohnung gekommen ist. Und frag auch, ob sie irgendwo einen Schlüsselbund haben herumliegen sehen.«
»Wer war am Mittwochvormittag dort?«
»Ljundgren und Åhlén.«
Borg nickte, machte sich aber keine Notiz auf seinem blütenweißen Block.
Irene hatte eine Frage an Hannu: »Hannu, wissen Pirjos Kinder eigentlich, dass sie tot ist?«
»Doch, ja. Sie haben es gestern erfahren. Das Jugendamt kümmert sich um sie.«
Seine Stimme klang sehr ernst und Irene begriff, dass er mindestens genauso betroffen war von dem Schicksal der armen Kleinen wie sie selbst.
Birgitta räusperte sich und bekam einen eigensinnigen Blick. Entschlossen sagte sie: »Ich glaube immer noch, dass Pirjo von irgendjemandem überredet worden ist, in die Berzeliigatan zu gehen. Vielleicht unter dem Vorwand, es wäre ja jetzt kein Problem, was zu klauen, nachdem Richard von Knecht tot ist.«
Keiner sagte etwas, aber die meisten nickten zustimmend.
»Aber warum war es so wichtig, dass das Büro in der Berzeliigatan in die Luft flog?«, wollte Irene wissen.
Das war wieder einmal eine Frage, auf die keiner eine Antwort hatte.
Tommy Persson streckte die Hand in die Luft.
»Gestern am späten Abend habe ich endlich die Friseuse aus dem Erdgeschoss des Hauses erwischt. Ihre Kollegin lag zu Hause mit einer Erkältung im Bett, deshalb war sie am Mittwochabend allein im Salon. Sie hat gesehen, wie Pirjo kam! Als ich Pirjos Äußeres beschrieb, war sie total sicher, dass sie sie ein paar Minuten vor dem Knall gesehen hatte.«
Der Kommissar unterbrach ihn: »Warum hat sie nichts von sich hören lassen und uns das nicht schon lange erzählt?«
»Sie behauptet, dass sie von dem Feuer so geschockt war, dass sie es vergessen hatte. Ansonsten hat sie an dem Mittwoch nichts Außergewöhnliches gesehen oder gehört. Als ich sie aber gefragt habe, ob sie in den Tagen vor dem Brand irgendwelche außergewöhnlichen Besucher gesehen habe, sagte sie etwas, das ich merkwürdig fand: ›Na ja, es gab immer irgendwelche merkwürdigen Typen, die zu diesem Fotografen wollten. Er ist ja ziemlich bekannt, aber ich konnte ihn nicht gut leiden.‹ Man bedenke, dass sie nicht wissen konnte, dass der Tote draußen in Delsjön Bobo Torsson war. Ich habe es ihr auch nicht gesagt. Als ich sie dann fragte, warum sie Torsson nicht leiden konnte, kam heraus, dass er mal bei ihr gewesen ist und versucht hat, ihr eine Zukunft als Fotomodell zu
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