Der Novembermörder
gemacht. Er hat sie selbst bestellt und drauf gewartet, während sie gemacht wurden. Deshalb erinnert sich der Mann, der die Schlüssel gemacht hat, noch so gut dran, dass es von Knecht war. Denn er hat ’ne ganze Weile warten müssen. Außerdem ist er ja … oder war … bekannt in der Stadt. Aber er hat keine Extraschlüssel für die Garage oder das Auto machen lassen. Natürlich hatte er sowieso einen Ersatzschlüssel für den Porsche. Der ist ja noch nicht mal ein Jahr alt. Logischerweise kriegt man einen Ersatzschlüssel für einen Porsche dazu. Wisst ihr, wie viel so einer kostet?«
Andersson seufzte: »Mehr als du und ich uns jemals leisten können. Wir müssen mehr über diese verdammten Schlüssel rauskriegen. Irene, frage Sylvia von Knecht mal, was Richard von Knecht ihrer Meinung nach wohl für einen Grund hatte, sich einen neuen Satz Schlüssel zuzulegen. Wir wissen, dass er einen Ersatzschlüssel für den Porsche und die Garage hatte. Nach dem hat er in der Woche vor seiner Ermordung gesucht. Vielleicht weiß Henrik von Knecht mehr darüber?«
Irene nickte leicht und antwortete: »Kann sein. Aber er ist gestern Morgen in aller Frühe nach Stockholm abgereist, um dort Antiquitäten auf verschiedenen Auktionen zu kaufen.«
Andersson lachte hell auf und sagte mit einem Zwinkern: »Na, dann hoffen wir doch, dass er etwas findet. Er braucht bestimmt ein paar neue Möbel.«
In dem allgemeinen Geschmunzel tauchte Jonny auf. Mit hochrotem Kopf preschte er herein und setzte sich auf einen freien Stuhl. Atemlos schnaufte er: »Entschuldigt. Ich hatte einen Platten und der verdammte Reservereifen hatte keine Luft. Netterweise hat mich einer zu einer Tankstelle mitgenommen, damit ich ihn da aufpumpen konnte. Und dann hat er mich auch noch zurückgefahren.«
»Überprüfst du den Reservereifen denn nicht ab und zu? Das mache ich in regelmäßigen Abständen. Ungefähr alle zwei Monate«, sagte Hans Borg.
Autos waren Borgs große Leidenschaft.
Jonny winkte verärgert ab und antwortete: »Ach was. Das ist doch nur so ’n Ding, was dabei sein muss. Wer interessiert sich denn schon für den Reservereifen?«
Irene zuckte zusammen. Nachdenklich sagte sie: »Charlotte von Knecht tut das.«
»Was tut sie?«, fragte Jonny.
»Sie interessiert sich für Reservereifen. Der Autoverkäufer Robert Skytter hat erzählt, dass sie als Letztes den Reservereifen an ihrem neuen Golf überprüft hat, bevor sie wegfuhr.«
»Ach so, nun ja. Ist ja toll, wenn sich jemand drum kümmert. Aber ich habe eine ganze Menge andere Dinge im Kopf. Da finde ich es unwichtig nachzugucken, ob noch Luft im Reservereifen ist. Ich gucke ihn erst dann an, wenn ich ihn brauche!«
Das stimmte genau mit Irenes eigenem Verhältnis zu ihrem Reservereifen überein. Und Charlotte machte nicht gerade den Eindruck, als gehörte sie zu der ordentlicheren Sorte von Menschen, die alles im Voraus kontrollieren. Viel eher klimperte sie doch wohl mit ihren göttlichen Wimpern, wenn etwas schief lief. Und schwups kam ein Gentleman herbeigeeilt, der Schönen zu helfen. Waren das etwa Gedanken, die aus dem blanken Neid resultierten? Konnte schon sein, aber das Leben hatte die Inspektorin gelehrt, dass es eben nicht die praktischen Frauen in Wollhosen und Gummistiefeln waren, die die männlichen Beschützerinstinkte weckten. Das waren eher die kleinen, schutzlosen Wesen in hochhackigen Pumps und Chiffonkleidern, für die die Männer ihre Mäntel in die Pfütze warfen. Sie selbst trug nie Hochhackige. Und das einzige Chiffonkleid, das sie je besessen hatte, hatten die Zwillinge konfisziert und sich damit verkleidet.
Andersson fragte: »Fredrik und Jonny. Ihr habt bei der Beschattung von Lillis am Wochenende nichts gesehen, was auf einen Kontakt mit Billdal hinweisen könnte?«
Beide schüttelten den Kopf. Enttäuscht zischte der Kommissar: »Freitag muss ich Inez Collin einen Grund für einen Haftbefehl nennen können! Jonny, du wirst heute versuchen, Lillis zu verhören. Birgitta, hast du noch mehr Interessantes über Bobo oder Lillis herausgefunden?«
»Was Bobo betrifft, ist es ziemlich schwierig. Er, seine Wohnung und sein Fotoatelier sind ja in die Luft geflogen. Ich muss von dem wenigen ausgehen, was es noch gibt. Wir haben nur die drei Festnahmen, von denen ich schon erzählt habe. Daraus ist natürlich zu schließen, dass er seit vielen Jahren mit Drogen zu tun hatte. Wahrscheinlich hat er meistens mit dem Stoff gedealt, aber auch einen Teil selbst
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