Der Novembermörder
würde sicher niemals dorthin fahren.
Die Temperaturen waren leicht unter null und es herrschte Glatteis. Die Fußgänger trippelten mit kleinen Mäuseschritten auf den Gehwegen. Die Krankenwagen eilten im Pendelverkehr mit gebrochenen Armen und Beinen zu den verschiedenen Unfallaufnahmen.
Fredrik fuhr mit Irene und Tommy im Auto mit. In einer Tasche auf dem Boden hatte er einige Fotos verschiedener Autotypen. Carl-Johan Quist hatte sich kategorisch geweigert, ins Präsidium zu kommen, um sie dort anzusehen. Er war allein im Laden und jetzt begann das Weihnachtsgeschäft. Frühestens am Samstagnachmittag nach drei Uhr konnte er wegkommen. Und dann hatte er grenzenlos Zeit, wenn es dem Inspektor helfen würde! Darauf beschloss Fredrik, dass dann eben der Berg zum Propheten kommen musste. Er redete sich selbst ein, dass der Hauptgrund dafür der Zeitfaktor war. Es musste so schnell wie möglich klar sein, nach welcher Automarke gesucht wurde. Irgendwo im Hinterkopf tönte außerdem Jonnys höhnischer Kommentar bei der morgendlichen Besprechung. Aber dann erinnerte er sich gleich an Birgittas Reaktion auf den Wortwechsel mit Jonny, und sofort fühlte er sich äußerst zufrieden mit der Entwicklung der Dinge.
Irene fand glücklicherweise einen Parkplatz auf der anderen Seite der Schebergsgatan. Sie beschlossen, sich um Punkt ein Uhr wieder beim Auto zu treffen. Wer innerhalb einer Viertelstunde nicht eingetroffen war, musste mit der Straßenbahn zurückfahren. Fredrik schlidderte zum Bekleidungsladen, seine Fotos in der dunkelblauen Tasche. Irene und Tommy schauten ihm nach und sahen, wie er ausrutschte und sich fast mitten auf einen Zebrastreifen setzte.
Irene musste grinsen.
»Er hat heute wohl nicht so die rechte Bodenhaftung. Birgittas Kuss lässt ihn immer noch schweben.«
»Bestimmt! Wer würde das nicht?«
»Du auch?«
»Tja … so ein bisschen … vielleicht …«
Sie lachten und das wärmte trotz der Kälte. Sie beschlossen sich aufzuteilen. Tommy wollte sich nach Autos vor der Garage in der Freitagnacht erkundigen. Irene wollte sich um Pirjo und den hellen Wagen kümmern.
Die Haltestelle, an der Pirjo gewartet hatte, lag ungefähr vierzig Meter von Quists Boutique entfernt. Da standen immer Leute und warteten, denn zwei Straßenbahnlinien und drei Buslinien hielten hier. Aber es wäre sicher keine gute Idee, diejenigen zu fragen, die jetzt dort standen. Besser war es, sich an die Läden und Geschäfte rundherum zu wenden.
Direkt neben Irene befand sich eine große Kunstgalerie.
»Galleri Uno« stand mit verschnörkelten Buchstaben auf dem Schaufenster und an der Tür. Als sie die Tür öffnen wollte, stieß sie auf Widerstand. Ein briefmarkengroßer Zettel war mit Klebeband in Augenhöhe befestigt. »Montag-Dienstag geschlossen. Mittwoch-Samstag 12-17 Uhr. Sonntag 12-16 Uhr.« Ach so, dann müsste Uno also bis zum Schluss warten. Der nächste Anlaufpunkt war Unos Nachbar, ein kleiner Laden für Fußpflege. Die Dame hinter dem Tresen trug einen Perlonkittel, der früher sicher einmal weiß gewesen war. Aber jetzt war das Einzige, das weiß leuchtete, ihr Haar. Irene wurde unsicher. War das ein richtiges Geschäft? In Schweden werden die Leute normalerweise mit fünfundsechzig pensioniert, aber diese Dame war sicher zwanzig Jahre älter. Doch ihre Stimme klang kräftig und klar: »Guten Tag. Womit kann ich dienen?«
»Guten Tag. Mein Name ist Irene Huss, Inspektorin. Ich ermittle im Mordfall Richard von Knecht.«
Die alte Dame beugte sich eifrig über den Tresen und zischte so aufgeregt, dass sich ihr Gebiss löste: »Oh, wie spannend, und auch noch direkt hier um die Ecke! Ich habe alles im Fernsehen und in den Zeitungen verfolgt.«
»Dann haben Sie vielleicht auch in den Zeitungen gelesen, dass es möglicherweise einen Zusammenhang mit der Bombe in der Berzeliigatan gibt?«
»Aber das ist doch klar, dass das was miteinander zu tun hat! Und dann diese kleine Putzfrau, die verbrannt ist! Schließlich hat sie doch bei von Knecht geputzt, da ist es ja wohl klar, dass sie was mit dem Feuer in der Berzeliigatan zu tun hatte, oder?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf Irene einen herausfordernden Blick zu.
»Ja, gerade um die kleine Putzfrau geht es. Wir versuchen herauszukriegen, mit wem sie Kontakt hatte am letzten Tag ihres Lebens. Am Mittwoch letzter Woche. Wir haben einige Zeugenaussagen, nach denen sie so gegen zehn Uhr hier draußen an der Straßenbahnhaltestelle gestanden
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