Der Novembermörder
einer der jungen Männer aus dem Kreis um die Prinzessinnen, Richard von Knecht, unterhält sich mit einer jungen, bezaubernden Dame. Vielleicht erzählt er ihr ja, dass er gerade sein Betriebswirtschaftsdiplom gemacht hat und nach dem Sommer bei Öbergs Börsenmaklerfirma anfangen will? Als unser Reporter ihn fragte, warum er nicht direkt in der Familienreederei in Göteborg anfangen will, antwortete Richard von Knecht: ›Es ist immer nützlich, Erfahrungen in anderen Branchen zu sammeln, bevor man sich in einer einrichtet.‹«
Die folgenden zweieinhalb Jahre war er in erster Linie auf den verschiedensten Festivitäten zu sehen. Aber im Januar 1965 hatte die Zeitschrift einen größeren Artikel mit tiefschwarzer Überschrift: »Otto von Knecht überraschend gestorben!« Aus dem Artikel ging hervor, dass Richards Vater an Silvester eine Hirnblutung erlitten hatte und eine Woche später gestorben war, neunundsechzig Jahre alt. Richard wurde nach Hause beordert, um das Steuer der Knecht-Reederei zu übernehmen. Seine Mutter war auf einigen Bildern zu sehen, eine schlanke, ernste Frau. Aus den Texten konnte man herauslesen, dass sie die Reedereigeschäfte führte. Richard musste dann sehr schnell Sylvia getroffen haben. Auf einem Foto von dem jährlichen Valborgsmesseball war Richard zu sehen, mit einer kleinen, zierlichen blonden Frau tanzend.
»Unser neuer Reedereikönig Richard von Knecht tanzte den ganzen Abend mit dem neuen Star des Stora teatern, der Ballerina Sylvia Montgomery, 22 Jahre alt.«
Der hoch gewachsene Richard und die elfenhafte Sylvia waren ein äußerst hübsches Paar. Sie waren ein Traumpaar auf der großartigen Hochzeit, die Waldemar Reuter und seine Leila am Pfingstmontag feierten, einen Monat später. Richard passte der Frack wie angegossen, und Sylvia sah unschuldig sexy aus in einem trägerfreien rosa Seidenkleid. Die Hochzeit fand in Örgrytes alter Kirche statt. Das Brautpaar selbst sah aus, als passte es gar nicht zusammen. Er war einen halben Kopf kleiner als die Braut, kurz und rund. Laut Artikel arbeitete er in der Börsenmaklerfirma der Familie. Sie war dunkel, bemerkenswert hübsch und sah aus, als wäre sie höchstens zwanzig Jahre alt. Auch wenn sie auf dem Foto auf der Kirchentreppe das Blumenbukett vor den Bauch hielt, konnte man sehen, dass sie schwanger war.
Ende August verlobten sie sich. Richards Mutter sagte, sie wäre »überglücklich«. Die Hochzeit sollte am achtzehnten November stattfinden. Hoppla! Das ging aber schnell. Der Grund war natürlich Henrik. Die Fotos von der Hochzeit waren bezaubernd. Sylvia in einem Traum aus heller schwerer Seide. Nichts deutete darauf hin, dass sie schwanger war. Richard war eleganter denn je, und laut Fotounterschriften »hatte er nur Augen für seine schöne Braut«. Es gab drei Fotos, auf denen Richard mit drei verschiedenen Damen tanzte. Und da war etwas, das einem ein komisches Gefühl gab, wenn man die Fotos näher ansah.
Besonders eines, auf dem er eng mit einer flachbauchigen Frau namens Leila Reuter tanzte. Richard hatte das Gesicht dem Fotografen zugewandt. Die Augen geschlossen und den Mund halb geöffnet. Seinen Unterleib presste er fest gegen den seiner Partnerin. Ganz und gar nicht hatte er »nur Augen für seine schöne Braut«! Es war ganz offensichtlich, dass er nicht nur Augenkontakt suchte. Irene lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lockerte die verkrampften Schultern. Als die Hochzeit stattfand, war Richards unehelicher Sohn in Stockholm fast vier Monate alt. Wusste Sylvia von seiner Existenz? Das war eine wichtige Frage, die sie bei dem bevorstehenden Treffen stellen wollte.
Die Zeitungsausschnitte berichteten vom Elternglück, als Henrik 1966 geboren wurde. Er war ein sehr süßes Baby, wie Babys nun einmal sind. Richard schaute direkt in die Kamera, breit lachend, Sylvia schaute auf das Kind.
Dann wurde es in der Klatschpresse eine Weile still um die von Knechts. Irene nahm zwei Ausschnitte über irgendwelche größeren Feste in die Hand. Richard wurde beide Male mit der gleichen Frau gesehen, und das war nicht Sylvia. Ihr Name wurde nicht genannt. Die Ausschnitte waren von September und Oktober 1967.
Sechs Jahre später, im Juli 1973, starb Richards Mutter Elisabeth von Knecht, im Alter von fünfundsechzig Jahren.
»Sie verlor ihren tapferen Kampf gegen den Krebs«, informierte die Zeitschrift. Nur ein Jahr später war der Verkauf der Familienreederei beschlossene Sache. Der Preis blieb geheim, aber
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