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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Blick, als wollte er sich ihr Bild ins Gedächtnis brennen, wo es in der hasserfüllten Erinnerung des Fürsten lodern würde, bis er seine Rache bekam.
    Die Wut des Fürsten Oda war wie das Wasser, das nach schwerem Regen gegen einen Damm drückt. Er spürte, wie sie gegen seine Augen presste, seine Hände, wie sie hervorbrechen wollte. Er spürte sie in seinen Eingeweiden, die glitschig und glänzend aus seinem aufgeschlitzten Bauch hingen. Doch schon begann die Wunde sich schmerzhaft zu schließen.
    Seine eigene Tochter hatte ihn verraten, sich als schwach erwiesen.
    Doch die Mönche lehrten, dass das Zen den Geduldigen Ausgleich bringt. Ein Mädchen, das er nicht kannte, das nur im Geiste, doch nicht im Blut mit ihm verwandt war  – Yukiko hatte sie sich genannt  –, hatte ihn gewarnt und ihm gesagt, dass der Tokugawa-Junge in seinen Turm eingedrungen war. Dafür würde er sie belohnen.
    Ja. Er hatte eine Tochter verloren, aber es hatte sich bereits eine Gelegenheit ergeben, seinen Verlust auszugleichen. Er würde Yukiko an sich binden, um die Tochter zu ersetzen, die für ihn gestorben war.
    Welch schöne Fügung: ein Kind, um ein Kind zu töten. Sie würde Tarō vernichten. Er würde sie ausbilden. Er würde sie zu seiner zahmen Schwertheiligen machen und sie brechen, so dass sie sich allein seinem Willen fügte.
    Doch zuerst musste er überleben.
    Glücklicherweise wusste Oda viel über die Vampire, und so kannte er eine Möglichkeit, seinen zertrümmerten Körper zu heilen und das Leben zurückzuhalten, das noch immer aus seinen Wunden rann. Doch er kannte auch das Risiko. Er wog es im Geiste ab.
    Du wirst ein Ungeheuer sein, ein Dämon.
    In der anderen Waagschale ein kürzerer, einfacher Gedanke –
    Sonst wirst du sterben.
    Er entschied sich.
    Er rollte sich auf die Seite, stöhnend vor Schmerz, der durch seine gebrochenen Glieder zuckte, und begann, Tarōs Blutstropfen vom Boden zu lecken. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf.
    Yukiko. Ich werde auch sie zu einem Vampir machen. Ein Vampir-Mädchen, das einen Vampir-Jungen töten wird.
    Während er leckte und seine Knochen sich allmählich zusammenfügten, hätte jemand, der auf der schmalen, gewundenen Treppe stand, beobachten können, wie seine Reißzähne wuchsen und zu glitzern begannen.
    Doch niemand sah es.

Kapitel 77
    Kira Kenji streckte den Rücken. Diese Hügel ruinierten seine Haltung, seine Balance, sein inneres Gleichgewicht. Das Terrain war zu steil für die Pferde, weshalb er und seine Männer sie in der Obhut eines Bauern unten im Tal gelassen hatten. Darum taten die Muskeln in Kiras Rücken nun unablässig weh, ebenso wie die in seinen Beinen. Er verfluchte dieses hügelige Land, in dem sie nichts fanden außer Kiefern, Bauern und Reisfelder.
    Auch die Männer begannen an ihm zu zweifeln, da war er ganz sicher. Seit er das Mädchen getötet hatte, diese dreiste kleine Ninja, die ihn beleidigt hatte, waren sie stiller geworden und hielten den Blick öfter gesenkt. Das war natürlich nur eine graduelle Veränderung, denn die Männer blickten immer zu Boden, wenn Kira in der Nähe war, und nahmen die ehrerbietige Haltung an, die er bevorzugte  – nicht, dass er sich je mit irgendeiner anderen Haltung hätte befassen müssen, denn seine Männer hatten in seiner Gegenwart schon immer Demut bewiesen. Ja, sein Rang war so hoch, dass niemand außer dem Fürsten Oda ihm mehr direkt ins Gesicht geblickt hatte, seit er ein Kind gewesen war. Und alle, die er damals gekannt hatte, waren tot  – entweder vom langsamen Schwertstreich der Zeit dahingerafft oder durch Kiras eigenes Katana, das schärfer war und beinahe ebenso viele Opfer gefordert hatte.
    Ihm war klar, dass seine Männer sich fragten, ob er noch wusste, was er tat, dass sie daran zweifelten, ob diese lange Suche im Bergland, die bisher nichts ergeben hatte, überhaupt sinnvoll sei.
    Doch er war so sicher gewesen. Einige Abende zuvor, während seine Männer in einem Gasthaus gezecht hatten, hatte Kira einen erfahrenen alten Soldaten getroffen, der sich jetzt als Leibwächter verdingte und erst kürzlich aus Fürst Odas Dienst ausgeschieden war  – oder vielmehr entlassen worden war, weil seine Trinkerei allzu peinlich wurde. Dieser Mann hatte ihm eine erstaunliche Geschichte über die Tochter des Fürsten erzählt, zu deren Schutz er eingeteilt gewesen war  – dass sie eines Nachts während einer Reise über Land davongelaufen sei.
    Kira hatte durchaus Erfahrung mit

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