Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)
Antwort vorzubringen.
Das war schlecht.
Als der Diener bei Itō erschienen war, hatte er natürlich einen Preis vereinbart. Deshalb war Itō jetzt so ratlos. Er hatte geglaubt, der Kaufpreis sei längst ausgehandelt.
Ein Architekt in Nobunagas Diensten, beauftragt mit der Restaurierung eines Schreins auf dem Land des Fürsten, war auf der Stelle erstochen worden, als er einen beleidigend hohen Preis verlangt hatte. Ein Kaufmann war gestorben, weil er Oda Nobunaga einen seidenen Kimono für dessen Gemahlin offeriert hatte, der zuvor Imagawa Yoshimotos Konkubine angeboten worden war.
Verlangte Itō zu viel, würde man ihn für unverschämt halten, und der Daimyō würde es als sein gutes Recht betrachten, dafür sein Leben zu fordern. Er war auch kein Samurai, durfte also nicht einmal einen Sekundanten erwarten, der ihm den Kopf abschlug. Verlangte er jedoch zu wenig, könnte er den Fürsten beleidigen, weil er damit andeutete, dass dieser sich nicht das Beste leisten konnte – weil er den Wert des Schwertes, das gerade in der Hand des Daimyō herumwirbelte, damit herabsetzte.
Was sollte er tun? Er hatte nur zwei Möglichkeiten, und beide waren ausgeschlossen. Er musste sich den genau richtigen Preis einfallen lassen, der der Qualität des Schwertes angemessen war, aber nicht gierig erschien … und der auch seine Frau zufriedenstellen würde. Itō hatte vor, ihr einen hübschen bemalten Fächer zu kaufen, genau wie die Fächer, die sie bei ihrem letzten Besuch in Edo so bewundert hatte.
»Ihr vergeudet meine Zeit«, sagte Fürst Oda.
Itō merkte nicht einmal, dass das Schwert seinen Hals durchtrennte, bis er plötzlich vom Boden aus zu seinem kopflosen Körper aufblickte, der erst auf die Knie sank, dann nach vorn kippte und beinahe lautlos auf die Bodenfliesen fiel.
Es hatte auch eine dritte Möglichkeit gegeben, erkannte Itō noch, ehe alles schwarz wurde. Er hätte schneller antworten und den erstbesten Preis nennen sollen, der ihm in den Sinn gekommen war.
Kapitel 13
Tarō spähte durch die Gucklöcher, als die Sänfte auf die Straße in Richtung Berge einbog. Bald ging es am Hügel von Nagoya vorbei, wo die Straße in einer beinahe ehrerbietigen Kurve der majestätischen Burg und dem respekteinflößenden Ruf des Daimyō Oda auszuweichen schien.
Nach einer kurzen Wegstrecke jenseits der Stadt überquerten sie auf der steinernen Brücke einen schnell fließenden Strom. Neben ihnen trottete ein Ochse dahin, angetrieben von einem Bauern mit breitkrempigem Hut.
Plötzlich hielten sie inne. Vor ihnen standen zwei prachtvoll gekleidete Samurai, schwer bewaffnet und mit dem Mon der Familie Oda auf ihren Rüstungen.
Die Wachposten.
Der größere der beiden sprach sie mit lauter, tiefer Stimme an. »Halt. Der Grund für Eure Reise?«
Shūsaku hielt das vordere Ende der Sänfte. Er verneigte sich, so gut es ging. »Mein Herr bringt eine Botschaft von Daimyō Oda zum Shōgun.« Er hielt kurz inne, damit die Bedeutung dieser Worte ihre Wirkung entfalten konnte. »Sie ist sehr eilig.«
Der Samurai hatte längliche, feine Gesichtszüge und trug das Haar zu einem straffen Knoten hochgebunden, der die Haut seines Gesichts nach hinten zog und die scharfen Zähne und dünnen Lippen noch mehr hervorhob. Er nickte knapp. »Das glaube ich gern. Wir wurden über einen Gesandten unterrichtet. Dennoch müssen wir einen Blick in die Sänfte werfen und uns vergewissern, dass dein Herr … sich ausweisen kann.« Er musterte Shūsaku von oben bis unten. »Wie ich sehe, ist dein Gesicht tätowiert. Wir leben in gefährlichen Zeiten. Es sind viele bösartige Menschen unterwegs. Verärgerte Rōnin. Zornige Bauern. Ninja. Soweit es mich angeht, könntest du ebenso ein … skrupelloser Mensch sein. Vielleicht hast du sogar den Daimyō Oda entführt, und er steckt in dieser Sänfte. Es ginge nicht an, dass ich so etwas übersehe, nicht wahr?« Er lachte, um anzuzeigen, dass er scherzte, doch seine Augen blieben kalt und hart.
Tarō wich von den Sehschlitzen zurück. Hatte dieser Mann ihre Tarnung durchschaut?
Aber Shūsaku fiel in das Lachen des Samurai ein. »Bitte verwechselt mich nicht mit einem einfachen Bauern. Der hohe Stand meines Herrn schließt derartige Belästigungen aus. Ihr werdet uns jetzt passieren lassen.«
Der Samurai verneigte sich. »Für gewöhnlich würde ich dir recht geben. Aber der Befehl, alles zu durchsuchen, kommt von Daimyō Oda selbst, dessen Stand wohl hoch genug sein dürfte, um anzuordnen,
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