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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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gesehen, an wie vielen Hütten keine Obon-Lichter brennen?«, fragte der Ninja.
    »Ja« antwortete Tarō. Das war ihm tatsächlich schon aufgefallen, und er fand es seltsam. Nur wenige blaue Laternen hatten in den Fenstern geleuchtet, obwohl sie bereits durch mehrere Dörfer gekommen waren.
    »Viele Bauern sind in den Schlachten gegen den Fürsten Imagawa umgekommen. Viele andere wurden aus dieser Gegend vertrieben.«
    »Meine Eltern auch«, warf Hirō ein.
    »Das tut mir leid«, sagte Shūsaku. »Jedenfalls dürfte es uns nicht allzu schwerfallen, eine leerstehende Hütte zu finden.«
    In diesem Moment nahm Tarō eine schnelle Bewegung an seiner rechten Seite wahr. Büsche säumten den Straßenrand und verbargen die Felder dahinter. »Was war  –«
    Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als zwei schwarz verhüllte Gestalten vor ihnen aus dem Gebüsch traten und ihnen den Weg versperrten. Sie trugen Masken, die ihre Gesichter bis auf die Augen verbargen. Die Schwerter in ihren kräftig wirkenden Händen waren kurz und schmucklos.
    »Habe ich es dir nicht gesagt?«, bemerkte der Mann auf der linken Seite. »Als wir zwei Augen vor dieser Sänfte da in der Luft schweben sahen, habe ich doch gesagt, dass wir vielleicht zufällig auf unsere Beute gestoßen sind.«
    »Das hast du gesagt«, bestätigte der andere Mann und strich mit dem Zeigefinger an seiner Schwertklinge entlang. »Deine Scharfsichtigkeit hat jedenfalls unter den Prügeln, die du kürzlich bezogen hast, nicht gelitten.«
    »Danke sehr. Auch deine geistigen Fähigkeiten scheinen nicht vom vorübergehenden, schmerzhaften Verlust deiner Eingeweide beeinträchtigt worden zu sein.« Mit einer blitzschnellen Bewegung des Handgelenks fiel ein schwerer hölzerner Schlagstock aus seinem Ärmel in seine Hand.
    Shūsaku stammelte: » Wir sind nur … nur gewöhnliche Reisende. Wir haben kein Geld.« Tarō hätte nicht sagen können, ob er wirklich Angst hatte oder sein Entsetzen nur vorspielte, um ihnen Zeit zu erkaufen.
    Der rechte Ninja lachte, nahm einen Dolch in die linke Hand und wandte sich an seinen Gefährten. »Ach, jetzt wird unser Herr uns gewiss vergeben, meinst du nicht?«
    Sein Freund nickte und ließ den Schlagstock durch die Luft wirbeln.
    Der Ninja, der zuerst gesprochen hatte, richtete sein Schwert auf Shūsaku. »Du hast mich ausgeweidet . Von hinten! Ich habe Stunden gebraucht, um meine Gedärme wieder ordentlich zurückzustopfen.«
    »Und mir hast du mit einem Stein den Schädel eingeschlagen«, sagte der andere. »Ein Glück, dass ich schon vorher hässlich war. Aber das hat wehgetan .«
    Tarō starrte die verhüllten Gestalten an. Das sind die Männer, die Shūsaku getötet hat, während er unsichtbar war . Jetzt trug Shūsaku seine Maske nicht, und für einen Ninja sah es so aus, als hingen seine Augen in der Luft. Und dennoch, sie leben . Wie ist das möglich? Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Shūsaku sie getötet hatte.
    Tarō tastete hinter sich, und seine Finger berührten das glatte, geschwungene Holz seines Bogens. Die Sehne hatte durch das Salzwasser viel von ihrer Elastizität eingebüßt, aber die beiden Ninja standen nicht weit weg. Er hielt den Atem an, hob vorsichtig den Bogen, legte einen Pfeil an und zielte durch einen der Schlitze. Die Pfeilspitze bebte vor der Brust des nächststehenden Ninja, als hätte sie ihn für sich ausersehen und wartete begierig darauf, sich in sein Fleisch zu bohren.
    Aber es ist nicht der Pfeil, der auf ihn zielt , sagte sich Tarō. Das bist du. Er fühlte, wie seine Seele ein wenig in ihm welkte, während er daran dachte, diesen Mann aus seinem Versteck heraus zu erschießen. Aber er wusste, dass er es tun würde, um Shūsaku zu helfen.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte Shūsaku. »Auf dieser Straße?«
    »Wir machen uns davon«, antwortete der mit dem Schwert und dem Schlagstock. »Unser Herr ist ein Mann mit eisernen Prinzipien. Er würde unserem Versagen nicht mit Nachsicht begegnen. Sollen die anderen zu ihm gehen, wenn sie wollen. Wir sind allein besser dran …«
    Der mit dem Schwert und dem Dolch zischte ihm zu: »Genug jetzt.«
    Tarō verfluchte ihn innerlich. Der Gesprächige hätte ihnen vielleicht den Namen ihres Auftraggebers verraten, wenn er ein wenig länger geredet hätte.
    Plötzlich sprang der mit dem Schlagstock vor, wirbelte in der Luft herum und traf Shūsaku mit dem Ende des Stocks in den Hals. Shūsaku ließ hustend die Sänfte fallen, und Tarō konnte die Szene

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