Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert
hochgesteckten Haaren schwamm dicht über der Wasseroberfläche.
Fred und Karl waren so auf die schwimmende Maya konzentriert, dass sie lange brauchten, um die wackelnden Brombeerbüsche in der Nähe am ufer zu bemerken. Mir dagegen war sofort klar, dass es mehr brauchte als nur den Wind, um die Sträucher so heftig zu bewegen.
»Mist!«, flüsterte Karl. »Da ist jemand!«
Wer da war, konnten wir durch die dichten Sträucher hindurch nicht erkennen.
»Verdammt, das gibt Ärger!«, flüsterte Fred.
Was er damit meinte, war klar. Wenn die beiden zusammen mit Maya gesehen wurden, konnte es nicht lange dauern, bis auch die Oberin Wind davon bekam. In einer kleinen Ortschaft wie Berkum verbreiteten sich Nachrichten und Gerüchte schneller als ein Lauffeuer im afrikanischen Busch. Die Folgen wären in diesem Fall unangenehme Fragen der Oberin gewesen. Und nach einem nicht auszuschließenden Geständnis Ohrfeigen und tage-, wenn nicht wochenlanger Arrest. Denn es war strengstens verboten, sich mit einem Mädchen einzulassen, zumal, wenn es fast nackt war und erst recht, wenn es die Enkelin des »alten Spinners« war.
Maya planschte nach wie vor nicht weit vom ufer entfernt im Wasser. Doch plötzlich schien auch sie die wackelnden Brombeersträucher zu bemerken. Als wäre ihr ein Seeungeheuer auf die Pelle gerückt, schrie sie kreischend auf, dass nicht nur mir angst und bange wurde. Fred und Karl zuckten auf der Decke zusammen. Sie hielten Hose und Hemd schützend vor die Brust.
»SPANNER! SCHWEINE!«
Maya kam ans Ufer geschwommen, stieg aus dem Wasser, rannte in Richtung Brombeersträucher, griff nach ein paar Kieselsteinen, die am Ufer lagen, und warf sie mit aller Kraft auf die Sträucher. Dabei zappelten ihre kleinen Brüste wie Fische an Land.
Fred und Karl schienen zu schwanken, ob sie sich über den unerwarteten, lang herbeigesehnten Anblick freuen oder sich doch eher vor Maya fürchten sollten, die sich in eine Furie verwandelt hatte.
Aus den Brombeersträuchern drangen jetzt schmerzerfüllte Schreie. Dann sahen wir drei Jungs aus der Barackensiedlung,kaum größer und älter als Fred und Karl, die sich mit schnellen Schritten und eingezogenen Köpfen davonmachten, ohne sich umzudrehen.
Fred und Karl drehten sich wieder auf den Bauch und schlossen erneut die Augen, vor denen die zappelnden Brüste jetzt nicht mehr wegzudenken waren.
* * *
Am Abend hatten beide einen Sonnenbrand auf dem Rücken, so rot wie der Hula-Hoop-Reifen, sodass sie in der Nacht vor Schmerzen kein Auge zubekamen. Es waren aber schöne Schmerzen, weil sie die Jungs an Maya erinnerten.
Beide waren von da an in sie verliebt, auch wenn sie es gegenseitig abstritten. Aber ich sah es ihnen an. Keiner von beiden wünschte sich mehr, als in Mayas Nähe zu sein.
Auch Maya schien sich noch mehr für sie zu interessieren. Zuerst für beide, dann immer mehr für Karl.
»Ich glaube, die ist scharf auf dich«, sagte Fred, als sie mal wieder nach einem Badetag mit Sonnenbrand auf dem Rücken die Nacht wach lagen.
»Quatsch. Wenn, dann ist sie scharf auf dich!«
»Mich schaut sie kaum noch an«, sagte Fred. »Außerdem fährt sie nur noch auf deiner Stange mit.«
»Ja, weil du in den Graben gefahren bist.«
»Heute hat sie am See nur neben dir gelegen.«
»Zufall.«
»Absicht.«
»Und sie hat mit ihrem Bein dreimal deinen Schenkel berührt.«
»Wie willst du das denn wissen?«
»Ich hab’s gesehen.«
»Quatsch.«
»Und an deiner Reaktion bemerkt.«
»Wie hab ich denn …«
»Du bist zusammengezuckt«, sagte Fred. »Und auf deinem ganzen Körper war eine Gänsehaut.«
Karl sagte jetzt nichts.
»Die will was von dir, Karl.«
»Hm«, machte Karl.
»Und du?«, fragte Fred. »Willst du auch was von ihr?«
Hätte er jetzt Nein gesagt, wäre es eine Lüge gewesen. Das wusste nicht nur Fred, das wusste auch Karl ganz genau.
»Ich weiß nicht«, kam es jetzt ganz leise, beinahe gehaucht aus dem oberen Stockbett. »Vielleicht mal küssen.«
»Das wär’s!«, ergänzte Fred. »Mit Zunge.«
»Warum nicht.«
Beide kicherten.
»Und einmal die Brüste berühren«, sagte nach einer Weile Karl, wieder nur gehaucht.
»Nur einmal, und dann sterben«, fügte Fred ebenso leise hinzu.
Woraufhin beide wieder kicherten.
»Karl?«
»Ja?«
»Wenn sie mit dir geht, bleiben wir dann trotzdem Freunde?«
»Spinnst du, Fred?«, kam es etwas lauter von oben. »Klar doch. Außerdem geht die nicht mit mir.«
»Wirst schon sehen.«
Beide
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