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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Meï-Niáng verkehrt nur mit Prinzen und vornehmen Herren, mit reichen und mächtigen Leuten. Es ist bei uns wirklich so, wie es in dem bekannten Liede heißt:
    »Nur Gelehrte versammeln sich hier zu Scherz und fröhlichem Plaudern,
Zum intimen Verkehr – kommen nur Leute von Rang!«
    Da sie natürlich weiß, daß Sie der Krämer Tjin sind, wird sie Sie so ohne weiteres nicht empfangen wollen!«
    »Nun, ich verlasse mich auf Sie und Ihren guten Willen. Tun Sie Ihr möglichstes, um diese Sache zu arrangieren, und ich werde Ihnen sehr dankbar sein und Sie nie vergessen!«
    Da Wang Djiú-Ma sah, daß er so fest entschlossen war, runzelte sie nachdenklich die Stirn, und schon kam ihr ein Gedanke. Lachend sagte sie: »Na, ich werde schon Rat für Sie wissen. Wir wollen doch mal sehen, ob Sie Glück haben. Gelingt es mir, brauchen Sie mir nicht zu besonderem Danke verpflichtet zu sein; wenn nicht, dürfen Sie sich nicht in ärgerlichen Vermutungen ergehen. Mein schönes Töchterlein ist seit gestern bei einem Gelage im Hause des Zensors Li und noch nicht zurück; heute hat sie sichmit dem Sekretär Huáng verabredet; sie wollen eine Fahrt auf dem See unternehmen; morgen ist sie von Tschang Schan-Jenn und anderen geistreichen, lustigen Brüdern zu einer Dichtergesellschaft eingeladen, und für übermorgen hat schon der Sohn des Präsidenten Han vor einigen Tagen eine Einladung hierher ergehen lassen. Sie kommen also überübermorgen!
    Und noch ein Wort, lieber Herr Tjin: Sie dürfen in diesen Tagen nicht etwa als – Geschäftsmann zu mir kommen, nicht wahr? um sie so nicht vorher zu kompromittieren. Und noch eins: Die Tuchkleider, die Sie da tragen, – Sie verstehen? – entsprechen nur wenig der Eleganz eines vornehmen Gastes. Wenn Sie wiederkommen, ziehen Sie doch bitte ein seidenes mit Satinbesatz an den Ärmeln an, damit diese Mädchen hier nicht erkennen, daß Sie der Herr Tjin sind und ich Sie leichter für meinen intimen und ihr standesgemäßen Freund ausgeben kann.«
    »Ich begreife alles«, sagte Tjin-Dschung, nahm Abschied und entfernte sich. Wie er versprochen, ließ er in diesen drei Tagen jeden Handel ruhen und ging nicht hinaus, sein Öl zu verkaufen, vielmehr benutzte er die Zeit, einPfandhaus aufzusuchen, wo ein bereits fertiges, ziemlich neues seidenes Kleid schnell gekauft war. Nachdem er es angezogen hatte, ging er auf die Straße hinaus, um im müßigen Umherschlendern sich in den Allüren eines gebildeten jungen Mannes zu üben, eingedenk der Regel:
    »Sahst du staunend noch nicht der Blumenhöfe Geheimnis,
Übe ernst dich zuvor nach des Konfuzius Lehr'!«
    Nachdem diese schlimmen drei Tage des Wartens endlich vergangen waren, stand er – das brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen – am vierten in aller Frühe auf und begab sich zu Frau Wang. Natürlich kam er zu zeitig, denn das Haustor war noch nicht geöffnet. Er beschloß also, ein bißchen umherzuschlendern und dann wiederzukommen. Nach dem Dschao-Tjing-Tempel wagte er aber nicht zu gehen, da er diesmal so selten und außergewöhnlich gut angezogen war, aus Furcht, von den Mönchen groß angesehen zu werden. Vielmehr wandte er sich dem Ufer der zehn Sehenswürdigkeiten zu, langsam dahinspazierend, um nach ziemlich langer Zeit wieder zu dem Hause Wang Djiú-Mas zurückzukehren. Die Tür stand schon offen. Aber was war das? – Vor dem Hause hielten eine Sänfte und Pferde, und drinnen imHofe saßen sehr viele Diener umher. Obgleich nun Tjin-Dschung ein einfältiger junger Mann war, so besaß er doch Klugheit und Geschicklichkeit genug, nicht hineinzugehen. Er winkte nur unauffällig einen Pferdeknecht zu sich heran und fragte, wem diese Sänfte und Pferde gehörten. Sie wären aus dem Palais Han gekommen, um den jungen Herrn abzuholen, antwortete der.
    Tjin-Dschung, dem es schon bekannt war, daß der junge Han die Nacht über hier gewesen war, wußte nun, daß er sich noch nicht verabschiedet hatte. Er drehte sich also wieder um und ging in ein Restaurant, um etwas Tee und Reis zu genießen, welche stets fertig bereitstanden. Nachdem er hier eine Weile gesessen, kehrte er wieder zu Frau Wang zurück, um sich jetzt Bescheid zu holen. Mit Erleichterung sah er zunächst, daß Pferde und Sänfte bereits weg waren, und als er eben durch die Tür eintreten wollte, kam ihm schon Wang Djiú-Ma mit Worten der Entschuldigung entgegen: »Verzeihen Sie, mein lieber Herr Tjin, ich weiß, ich habe ein Verbrechen an Ihnen begangen. Aber heute hat sie

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