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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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wieder keine Zeit; eben hat sie der junge Han nach einem seiner Güter da im Osten der Stadt geschleppt, um sich in aller Frühe mit ihrdie Pflaumenblüte anzusehen. Und – er ist Stammgast bei uns! Ich konnte mich dem nicht widersetzen. Nun mußte ich auch zu meinem Überdruß hören, daß sie für heute noch plant, nach dem Ling-Yin-Tempel zu gehen, um einen Priester und bekannten Schachmeister aufzusuchen, mit dem sie gern eine Partie spielt. Auch Herr Sekretär Tji hat vorgesprochen und sich wieder zwei- oder dreimal mit ihr verabredet. Er ist unser Hauswirt: Es ging wirklich nicht an, ihn abzuweisen. Leider bleibt er, wenn er einmal da ist, immer gleich drei bis fünf Tage hier, so daß auch ich Ihnen keinen bestimmten Tag versprechen kann. Lieber Herr Tjin, wenn Sie wirklich eine Nacht mit Meï-Niáng verbringen wollen, so haben Sie bitte doch Geduld und warten noch einige Zeit. Wollen Sie das nicht, so bin ich gern bereit, Ihnen das Geld, welches Sie mir damals gaben, ohne auch nur einen Pfennig berührt zu haben, zurückzustellen.«
    »Nein, nein«, erwiderte Tjin-Dschung, »ich fürchte nur, Sie könnten Ihr Versprechen nicht erfüllen! Es kann ruhig später werden; wenn's nur gelingt, warte ich gern auch zehntausend Jahre!«
    »Da es so steht, will ich schon sehen, was sich machen läßt«, beruhigte Frau Wang. –
    Darauf verabschiedete sich Tjin-Dschung und war eben im Begriff zu gehen, als ihn die Alte noch einmal zurückrief: »Ich habe Ihnen noch etwas zu sagen«, begann sie. »Kommen Sie bitte doch das nächstemal nicht morgens, sondern nachmittags, so zwischen drei und fünf Uhr, ja? wenn Sie wieder einmal nachsehen, wie es steht. Ich werde Ihnen dann aufrichtig Bescheid sagen, ob Gäste da sind oder nicht. Aber je später Sie da sind, desto besser, Herr Tjin. Das paßt so in meinen fein ausgedachten Plan.
    Verargen Sie mir das darum nicht, auch wenn Ihnen mein Wunsch etwas seltsam erscheinen sollte!«
    Tjin-Dschung versicherte in einem Atem, daß es ihm nicht einfallen könnte, und empfahl sich.
    An diesem Tage tat er nichts mehr. Am folgenden machte er seine Ölfässer zurecht und suchte auf seinen Hausiergängen andere Orte auf, indem er sich wohl hütete, den Weg durch das Tjién-Tang-Tor zu nehmen. Jeden Tag, wenn seine Arbeit beendet war und der Abend herankam, warf er sich in seinen eleganten Anzug und ging zu Frau Wang, um zu fragen, wie die Sache stände. Aber Meï-Niáng hatte halt immer keine Zeit und wieder verging über ein Monat, ohnedaß er das Ziel seiner Sehnsucht erreicht hätte.
    Es war der fünfzehnte Tag im zwölften Monat. Unaufhörlich fielen die Schneeflocken leise und dicht zur Erde. Als unter der Einwirkung des Westwindes der Himmel endlich wieder in wolkenloser Klarheit erstrahlte, lag der Schnee zu Bergen aufgetürmt und eine eisige Kälte herrschte. Glücklicherweise blieb die Erde trocken.
    Wie gewöhnlich war Tjin-Dschung während der größeren Hälfte des Tages seinen Geschäften nachgegangen, darauf, wie immer, in seinem feinen Staat zu Frau Wang gegangen, um nun schon zum wievielten Male die eine Frage zu stellen. Aber heute kam ihm die Alte mit lächelndem Gesicht entgegen und meldete mit etwas geschwollener Freundlichkeit: »Heute sind Sie glücklich, heute haben Sie's endlich einmal anders getroffen, lieber Herr Tjin! Die Sache ist schon zu neun und neun Zehnteln in Ordnung!«
    »Und was ist's mit diesem einen Zehntel?« fragte Tjin-Dschung.
    »Dieses eine Zehntel?« wiederholte die Alte, »ja, Meï-Niáng, das Hauptpersönchen, ist noch nicht da.«
    »Kann sie noch rechtzeitig zurückkommen?«
    »Aber natürlich! Sie ist nämlich heute beim Gouverneur Yü zum Schneefest eingeladen, woran sich ein Mahl knüpft, das in einem Schiffe auf dem See angerichtet wird. Gouverneur Yü ist ein siebzigjähriger Greis, für den die Zeiten des ›Windes und Mondes‹ schon vorüber sind. Auch hat er versprochen, sie nach der Dämmerstunde zurückzuschicken. Sie gehen doch bitte gleich ins Brautzimmer, um mit einem Becher heißen Reisweins die Kälte hinunterzuspülen. Es weht ein scharfer Wind heute, nicht wahr? Dort warten Sie in aller Ruhe auf sie!«
    »Bitte gehen Sie voran, wenn ich Sie bemühen darf!« Darauf führte ihn Frau Wang kreuz und quer durch viele Zimmer, bis sie endlich in einen Raum kamen, in dem sich niemand aufhielt, und welcher wie alle anderen ein Bett, Tisch, Stühle usw. enthielt. Rechts von diesem Wartezimmer für Beamte und andere hohe Gäste lag das

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