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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Schlafzimmer der Blumenkönigin, welches verschlossen war. Drüben auf der anderen Seite, wenn man von Westen eintrat, war ein Seitenzimmer, in dessen Mitte eine Berg- und Seelandschaft von einem berühmten Meister hing. In den Weihrauchbecken aus schöner alterBo-schan-Bronze, welche auf einem Tischchen standen, brannte in kleinen Kuchen Drachenspeichelweihrauch, das Zimmer mit seinen Düften erfüllend. Auf den beiden Schreibtischen zur Seite waren einige Antiquitäten geschmackvoll verteilt und an den Wänden hingen in Menge kalligraphische Kopien bekannter Gedichte.
    Tjin-Dschung schämte sich, da er dies alles sah, daß er kein gebildeter Mann war, und wagte gar nicht genauer hinzusehen. »Wenn im Vorraum schon solch feiner Geschmack herrscht«, dachte er bei sich, »von welcher Eleganz muß dann erst die Ausstattung ihres Zimmers sein!« Heute Nacht kann ich den Becher der Freuden bis auf den Grund leeren! Und die zehn Taels, die ich für die Nacht ausgebe, oh, wie wenig sind sie!« Wang Djiú-Ma ließ Tjin-Dschung auf dem Gast- und Ehrensitz Platz nehmen, während sie sich selbst auf den Platz der Hausfrau setzte, um ihm Gesellschaft zu leisten. Nach kurzer Zeit erschienen Mädchen mit Lampen und brachten einen »Acht-Genien«-Tisch herbei, auf dem sechs Platten mit frischen Früchten und ein Tablett sorgfältig zusammengestellter Schüsseln mit feinen Gerichten standen. Der gute Wein hatte noch nicht seine Lippen benetzt,aber das feine Aroma, welches von ihm ausging, reizte schon zum Genusse. Frau Wang nahm einen Becher und forderte ihn zum Trinken auf, indem sie sagte: »Da heute alle meine kleinen Mädchens Besuch haben, so müssen Sie schon mit mir vorliebnehmen. Machen Sie sich doch bitte die Brust ein wenig frei und leeren Sie lustig ein paar Becher!«
    Tjin-Dschung, der von jeher kein starker Trinker war, und zudem gerade jetzt nur einen Gedanken im Herzen trug, trank kaum einen halben Becher. Nachdem er sich so des öfteren Zwang angetan hatte, entschuldigte er sich, wirklich nicht mehr trinken zu können.
    »Ich glaube, lieber Herr Tjin, Sie sind hungrig geworden«, nötigte Frau Wang weiter, »nehmen Sie doch etwas Speise zu sich, dann wird's mit dem Trinken schon wieder gehen!«
    Sofort servierte ihm eine Dienerin schneeblütenweißen Reis, indem sie zwei Schüsseln vor ihn hinstellte, deren eine zum Zulangen bestimmt war, und gleichzeitig eine Schüssel mit einer gemischten Suppe. – Die Trinkfestigkeit der Bordellwirtin dagegen war bedeutend höher.Sie hatte es nicht mehr notwendig, ihren Magen durch eine »feste Grundlage« zum Trinken zu präparieren, um ihren Gästen beim Weine wacker Bescheid zu geben. Tjin-Dschung genoß kaum ein Schüsselchen Reis und legte die Eßstäbchen beiseite. »Die Nacht ist lang«, warnte die Alte und nötigte ihn abermals, noch etwas zu sich zu nehmen. Tjin-Dschung füllte denn auch noch einen halben Teller auf, und als er ihn hinuntergewürgt hatte, erschien ein Mädchen mit einer tragbaren Lampe und meldete, daß das Badewasser für den gnädigen Herrn bereit wäre. Obgleich Tjin-Dschung schon vorher gebadet hatte, wagte er nicht recht, sich zu weigern. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich im Badezimmer noch einmal mit Seife und wohlriechendem Wasser zu waschen. Nachdem er sich wieder angezogen hatte, kehrte er in das Zimmer zurück, wo Wang Djiú-Ma eben Befehl gab, die Speisen und Schüsseln wegzutragen, während sie selbst den Reiswein in eine warme Kanne goß. – Die Abenddämmerung war längst vorüber und hatte ihre schwarzen Schatten über die Erde gebreitet. Auch die Glocken im Dschao-Tjing-Tempel hatten lange ausgeklungen. Aber Meï-Niáng kam nicht zurück.
    »Edelsteinmädchen, wo jagst du so lange
Nach Lust und Wonnen in heißer Begier?
Ein liebender Jüngling erwartet dich bange
Und schaut sich die Augen aus nach dir!«
    Gemeinhin sagt man: Warten macht ungeduldig. Als Tjin-Dschung sah, daß seine Dame nicht zurückkehren wollte, bemächtigte sich seiner eine aufgeregte und niedergeschlagene Stimmung, aus der ihn die Bordellmutter, unablässig zum Wein animierend, durch allerlei Späße herauszureißen sich mühte. Aber es gelang ihr nur wenig, Leben in die Unterhaltung zu bringen.
    Indessen verging wieder eine Nachtwache. Endlich hörte man draußen Lärm und Geräusch: Es war die Blumenkönigin, welche heimkehrte, und als eine Dienerin ihre Ankunft gemeldet hatte, erhob sich Wang Djiú-Ma so rasch sie konnte und eilte hinaus, ihr

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