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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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welche sofort ernst geworden war, mit den Teetassen wieder hinausgegangen war, fragte Wang Djiú-Ma den jungen Mann, was er ihr denn zu sagen hätte.
    »O, es ist nichts weiter,« entgegnete Tjin-Dschung in einiger Befangenheit, »ich will nur eines Ihrer Mädchen zu einem Glase Wein einladen.«
    »Na, Sie werden wohl gewiß nicht nur ein Glas Wein in schöner Gesellschaft trinken wollen – –?! Sie sind ein sehr braver Mensch, das weiß ich. Aber sagen Sie mal, wie lange tragen Sie sich denn schon mit dem Gedanken, sich mal genauer davon zu überzeugen, wie's hier aussieht?«
    »Wenn ich offen sein soll, ist's nicht nur einen Tag her.«
    »Nun, Sie kennen ja alle meine lieben Mädchen hier, aber ich weiß wirklich nicht, an welcher – Sie ganz besonderen Gefallen gefunden haben«, betonte sie etwas amüsiert mit schelmischem Augenaufschlag.
    Tjin-Dschung erwiderte energisch: »Die will ich alle nicht! Ich will nur mit der ›Blumenkönigin‹ eine Nacht zusammensein.«
    Frau Wang traute ihren Ohren nicht: »Sie scherzen, mein Bester,« konnte sie nur herausbringen, als sie sich von ihrem Erstaunen erholt hatte. Dann veränderte sie ihr Gesicht: »Sie wissen da bei Ihren Worten keine Grenze einzuhalten«, sagte sie streng. »Wollen Sie mich etwa zum besten haben –?«
    »Wie könnte ich das wagen«, entgegnete Tjin-Dschung, »ich bin ein aufrichtiger, ehrlicher Kerl, wie sollte ich Hintergedanken haben –?«
    »Ja, ein Mistfaß hat auch zwei Ohren«, unterbrach ihn Frau Wang bissig, noch immer aufgebracht über die ihr zugefügte Kränkung. »Mistfässer haben auch zwei Ohren! Wie können Sie nicht wissen, daß der Preis für den Leib meiner schönsten Dame so hoch ist, daß Sie ihn gar nicht bezahlen können! Wenn Sie auch Ihren ganzen Herd und allen Krempel verkaufen, den Sie haben, würde der Erlös doch noch nicht für eine halbe Nacht genügen! Ich weiß nicht«, fuhr sie achselzuckend ruhiger fort, »nehmen Sie doch eine andere, damit Sie auf Ihre Kosten kommen!«
    Tjin-Dschung zuckte mit den Achseln, streckte schnell einmal die Zunge heraus und antwortete: »Oh, Sie wollen mir gewiß Angst machen. Fastwage ich nicht zu fragen, wieviel tausend Taels Ruhegeld eine Nacht mit Ihrer ›Blumenkönigin‹ kostet.«
    Als ihn Frau Wang so reden hörte, ja, ganz erstaunt war, daß er nach dieser Entdeckung überhaupt noch reden konnte, erholte sie sich rasch von dem Ärger über ihre gekränkte Ehre; denn sie schien etwas zu wittern. Daher tat sie, als ob sie sich überhaupt nicht aufgeregt hätte, und sagte, indem sie ihr gewinnendstes Lächeln aufsteckte, scherzhaft abwehrend: »Wie denn soviel?! Ich verlange nur zehn Taels; aber Nebenauslagen und Trinkgelder exklusive!«
    »Nun, das ist doch nicht soviel«, sagte er gleichgültig und nahm aus dem Ärmel den größten »Schuh« von feinem glänzenden Silber, reichte ihn der Bordellmutter hin und erklärte: »Er hat seine vollen zehn Taels an Gewicht und Wert. Bitte, nehmen Sie nur –!« »Und für diesen«, damit zog er einen zweiten Ding hervor und gab ihn der Alten, »muß ich Sie bemühen, mir das Nötige zu besorgen, damit ich meinen Pflichten als Gastgeber nachkommen kann. Er ist zwei Taels wert. Wenn Sie meinen Wunsch erfüllen, werde ich Ihnen die gute Tat nie vergessen, weder jetzt noch im Tode, und auchspäter will ich mich dafür noch öfter erkenntlich zeigen.«
    Kaum hatte Wang Djiú-Ma das große Stück Silber erblickt, da brachte sie es auch nicht mehr fertig, es aus der Hand zu lassen. Andererseits aber fürchtete sie doch, er könnte, heute noch in gehobener Stimmung, morgen schon, wenn er kein Geld haben würde, sein Geschäft weiterzubetreiben, den Leichtsinn tief bereuen. So wollte sie ihm wenigstens noch einmal ins Gewissen reden: Wenn er dann noch darauf bestand, ihr sollte es schon recht sein.
    Sie sagte also: »Diese zehn Taels, lieber Herr Tjin, sind für so einen kleinen Kaufmann wie Sie gewiß nicht leicht zu ersparen gewesen. So was müssen Sie sich noch dreimal überlegen, ehe Sie es ausführen.«
    »Mein Entschluß steht fest«, entgegnete Tjin-Dschung, »bemühen Sie sich nicht weiter!«
    Frau Wang steckte also die beiden »Silberschuhe« in ihren Ärmel und sagte: »Gut, gut, wenn Sie durchaus wollen – –! Aber es gibt noch sehr viele Schwierigkeiten zu überwinden, Herr Tjin!«
    »Sie sind hier Herrin im ganzen Hause: Was für Schwierigkeiten sollten da sein?«
    Die Alte erwiderte: »Hören Sie, das ist nicht so einfach: Unsere

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