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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Medwedew ihr seine Pistole an die Schläfe drückte, um Gabriel zu zwingen, den Aufenthaltsort von Anna und Nikolai zu verraten. Aber Elena wollte lieber sterben, als ihn preiszugeben. – Sie können ruhig abdrücken Arkadij, denn Iwan wird die Kinder niemals bekommen.
    Als sie jetzt in dem großen Wohnraum der Adirondack-Lodge am offenen Kamin saßen, brachte Gabriel ihr schonend bei, dass es Charkow gelungen war, Grigorij Bulganow, der ihnen in jener Nacht das Leben gerettet hatte, entführen zu lassen. Und dass Olga Suchowa, Elenas alte Studienfreundin aus Leningrad, nur knapp einem in Oxford auf sie verübten Anschlag entgangen war. Elena nahm diese Nachrichten so gelassen auf, als erhalte sie Mitteilung von einem lange erwarteten Todesfall. Dann ließ sie sich das Foto geben, das einen Mann zeigte, der im Ankunftsgebäude des Flughafens Heathrow wartete. Als sich ihre Miene jäh verfinsterte, wusste Gabriel, dass seine Reise nicht umsonst gewesen war.
    »Sie haben ihn schon mal gesehen?«
    Elena nickte. »In Moskau, aber das ist lange her. Er war regelmäßig in unserem Landhaus in Schukowka zu Gast.«
    »Ist er allein gekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Immer nur mit Arkadij.«
    »Ist er Ihnen jemals vorgestellt worden?«
    »Mir ist niemals jemand vorgestellt worden.«
    »Und Sie haben seinen Namen auch nicht zufällig gehört?«
    »Leider nicht.«
    Gabriel bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen, und fragte, ob Elena sich an sonst etwas erinnern könne. Sie starrte das Foto an, als versuche sie, eine Staubschicht von ihren Erinnerungen zu wischen.
    »Ich weiß noch, dass Arkadij ihn immer sehr respektvoll behandelt hat. Das war auffällig, weil Arkadij sonst vor niemandem Respekt hatte.« Sie sah zu Gabriel auf. »Schade, dass Sie ihn umgebracht haben. Er hätte Ihnen den Namen sagen können.«
    »Ohne Kerle wie Arkadij Medwedew ist die Welt ein besserer Ort.«
    »Ja, das stimmt. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte ihn selbst erledigt.« Sie sah quer durch den Raum zu dem Gemälde hinüber. »Die Frage ist nun: Hat Iwan diesen namenlosen Mann auch dafür angeheuert, mir meine Kinder wegzunehmen?«
    Gabriel ergriff Elenas Hand und drückte sie beruhigend. »Ich kenne Adrians Sicherheitsmaßnahmen aus eigener Erfahrung. Hier findet Charkow Sie und die Kinder niemals.«
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn Sie hier wären.« Sie sah ihn bittend an. »Bleiben Sie bei uns, Gabriel? Nur für ein oder zwei Tage?«
    »Ich weiß nicht, ob Grigorij ein oder zwei Tage erübrigen kann.«
    »Grigorij?« Sie starrte niedergeschlagen ins Feuer. »Ich weiß, wie mein Exmann und seine Freunde vom FSB mit Verrätern umgehen. Sie sollten Grigorij vergessen. Konzentrieren Sie sich lieber auf die Lebenden.«

34 I M N ORDEN DES S TAATS N EW Y ORK
    Gabriel willigte ein, über Nacht zu bleiben und erst am folgen den Morgen nach Washington zurückzukehren. Nachdem er ein Gästezimmer im ersten Stock bezogen hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Telefon. Aus Sicherheitsgründen hatte Ed Fielding alle Telefone aus dem Haupthaus entfernen lassen. Tatsächlich konnte man nur über ein einziges Telefon Verbindung mit der Außenwelt aufnehmen. Es stand in der zweiten Lodge auf Fieldings Schreibtisch. Ein kleines Schild warnte, unabhängig von Anrufer oder Angerufenen würden alle Gespräche mitgehört und aufgezeichnet. »Kein Scherz«, warnte Fielding, als er Gabriel den Hörer gab. »Das sage ich Ihnen unter uns Profis.«
    Fielding ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Um das gewöhnliche Anrufverfahren des Diensts nicht preiszugeben, rief Gabriel den King Saul Boulevard unter der im Telefonbuch stehenden Nummer an und verlangte Uzi Navot. Ihr kurzes Gespräch wurde in einem hebräischen Dialekt geführt, den kein NSA-Supercomputer jemals entziffern könnte. Navot schaffte es, Gabriel binnen Sekunden auf den neuesten Stand zu bringen. Irina Bulganowa war ungefährdet nach Moskau zurückgekehrt, Gabriels Team befand sich auf dem Rückflug nach Jerusalem, und Chiara war von ihren Leibwächtern begleitet nach Umbrien unterwegs. Nach einem Blick auf die Uhr fügte Navot hinzu, sie müsse eigentlich schon dort sein.
    Gabriel unterbrach die Verbindung und überlegte, ob er Chiara anrufen sollte. Aber das erschien ihm nicht sicher genug. Von einem Telefon der Agency aus den Dienst anzurufen, war eine Sache, aber Chiara zu Hause oder auf ihrem Handy anzurufen, war etwas ganz anderes. Er würde warten

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